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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
Hauszustände so gut wie ausgeschlossen, und Be¬
gegnungen bei den benachbarten adligen Familien,
die freilich für den Winter in Sicht standen, konnten
immer nur sehr vereinzelt und sehr flüchtige sein.
Effi rechnete sich dies alles mit wachsender Be¬
friedigung heraus und fand schließlich, daß ihr der
Verzicht auf das, was sie dem Verkehr mit dem
Major verdankte, nicht allzu schwer ankommen würde.
Dazu kam noch, daß Innstetten ihr mitteilte, seine
Fahrten nach Varzin würden in diesem Jahre fort¬
fallen: der Fürst gehe nach Friedrichsruh, das ihm
immer lieber zu werden scheine; nach der einen Seite
hin bedauere er das, nach der anderen sei es ihm
lieb -- er könne sich nun ganz seinem Hause widmen,
und wenn es ihr recht wäre, so wollten sie die
italienische Reise, an der Hand seiner Aufzeichnungen,
noch einmal durchmachen. Eine solche Rekapitulation
sei eigentlich die Hauptsache, dadurch mache man sich
alles erst dauernd zu eigen, und selbst Dinge, die
man nur flüchtig gesehen und von denen man kaum
wisse, daß man sie in seiner Seele beherberge, kämen
einem durch solche nachträglichen Studien erst voll
zu Bewußtsein und Besitz. Er führte das noch
weiter aus und fügte hinzu, daß ihn Gieshübler,
der den ganzen "italienischen Stiefel" bis Palermo
kenne, gebeten habe, mit dabei sein zu dürfen. Effi,

Effi Brieſt
Hauszuſtände ſo gut wie ausgeſchloſſen, und Be¬
gegnungen bei den benachbarten adligen Familien,
die freilich für den Winter in Sicht ſtanden, konnten
immer nur ſehr vereinzelt und ſehr flüchtige ſein.
Effi rechnete ſich dies alles mit wachſender Be¬
friedigung heraus und fand ſchließlich, daß ihr der
Verzicht auf das, was ſie dem Verkehr mit dem
Major verdankte, nicht allzu ſchwer ankommen würde.
Dazu kam noch, daß Innſtetten ihr mitteilte, ſeine
Fahrten nach Varzin würden in dieſem Jahre fort¬
fallen: der Fürſt gehe nach Friedrichsruh, das ihm
immer lieber zu werden ſcheine; nach der einen Seite
hin bedauere er das, nach der anderen ſei es ihm
lieb — er könne ſich nun ganz ſeinem Hauſe widmen,
und wenn es ihr recht wäre, ſo wollten ſie die
italieniſche Reiſe, an der Hand ſeiner Aufzeichnungen,
noch einmal durchmachen. Eine ſolche Rekapitulation
ſei eigentlich die Hauptſache, dadurch mache man ſich
alles erſt dauernd zu eigen, und ſelbſt Dinge, die
man nur flüchtig geſehen und von denen man kaum
wiſſe, daß man ſie in ſeiner Seele beherberge, kämen
einem durch ſolche nachträglichen Studien erſt voll
zu Bewußtſein und Beſitz. Er führte das noch
weiter aus und fügte hinzu, daß ihn Gieshübler,
der den ganzen „italieniſchen Stiefel“ bis Palermo
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[247/0256] Effi Brieſt Hauszuſtände ſo gut wie ausgeſchloſſen, und Be¬ gegnungen bei den benachbarten adligen Familien, die freilich für den Winter in Sicht ſtanden, konnten immer nur ſehr vereinzelt und ſehr flüchtige ſein. Effi rechnete ſich dies alles mit wachſender Be¬ friedigung heraus und fand ſchließlich, daß ihr der Verzicht auf das, was ſie dem Verkehr mit dem Major verdankte, nicht allzu ſchwer ankommen würde. Dazu kam noch, daß Innſtetten ihr mitteilte, ſeine Fahrten nach Varzin würden in dieſem Jahre fort¬ fallen: der Fürſt gehe nach Friedrichsruh, das ihm immer lieber zu werden ſcheine; nach der einen Seite hin bedauere er das, nach der anderen ſei es ihm lieb — er könne ſich nun ganz ſeinem Hauſe widmen, und wenn es ihr recht wäre, ſo wollten ſie die italieniſche Reiſe, an der Hand ſeiner Aufzeichnungen, noch einmal durchmachen. Eine ſolche Rekapitulation ſei eigentlich die Hauptſache, dadurch mache man ſich alles erſt dauernd zu eigen, und ſelbſt Dinge, die man nur flüchtig geſehen und von denen man kaum wiſſe, daß man ſie in ſeiner Seele beherberge, kämen einem durch ſolche nachträglichen Studien erſt voll zu Bewußtſein und Beſitz. Er führte das noch weiter aus und fügte hinzu, daß ihn Gieshübler, der den ganzen „italieniſchen Stiefel“ bis Palermo kenne, gebeten habe, mit dabei ſein zu dürfen. Effi,

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/256>, abgerufen am 28.11.2024.