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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882.

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dieser Seite hin epochemachend aufzutreten. Aber eben so wenig
wie er den Realismus ausschließlich wollte, eben so wenig ver-
kannte er sein Recht. Die alten, hergebrachten Formen reichten
für ein immer reicher und selbständiger sich gestaltendes Leben
nicht mehr aus. Er empfand das tiefer als Andere. Im Ein-
klang mit seiner ganzen Natur erschien ihm die Kunst nicht als
ein allein dastehendes, einfach dem Schönheits-Ideal nachstrebendes
Ding, vielmehr sollte sie dem wirklichen Leben in der Vielheit
seiner Erscheinungen und Ansprüche dienen, um es hinterher zu
beherrschen. Das Loslösen der Kunst vom lebendigen Bedürfniß
war ihm gleichbedeutend mit Tod der Kunst. So entstanden jene
Arbeiten, die unser Stolz und unsere Freude sind. Die Ausführung
dessen, woran seine Seele zumeist gehangen hatte, des Friedrichs-
Monuments, blieb ihm freilich versagt, als Beweis aber wie be-
scheiden und patriotisch zugleich er seine Thätigkeit auffaßte, stehe
hier zum Schluß, was er selber bei Gelegenheit seines Zieten-
Standbildes schrieb: "Ein zwar weniger kostbares, aber deshalb
nicht minder beachtenswerthes Zieten-Denkmal als das meinige, ist
die Lebensbeschreibung des alten Helden, die Frau v. Blumenthal
herausgegeben hat. Sie giebt in diesem Buche das ausgeführte
Bild eines frommen und tapfern Soldaten, schildert den Geist
seiner Zeit und flößt, bei angenehmer Unterhaltung, die Liebe ein
zu König und Vaterland."

So schrieb der Alte und so war er.


dieſer Seite hin epochemachend aufzutreten. Aber eben ſo wenig
wie er den Realismus ausſchließlich wollte, eben ſo wenig ver-
kannte er ſein Recht. Die alten, hergebrachten Formen reichten
für ein immer reicher und ſelbſtändiger ſich geſtaltendes Leben
nicht mehr aus. Er empfand das tiefer als Andere. Im Ein-
klang mit ſeiner ganzen Natur erſchien ihm die Kunſt nicht als
ein allein daſtehendes, einfach dem Schönheits-Ideal nachſtrebendes
Ding, vielmehr ſollte ſie dem wirklichen Leben in der Vielheit
ſeiner Erſcheinungen und Anſprüche dienen, um es hinterher zu
beherrſchen. Das Loslöſen der Kunſt vom lebendigen Bedürfniß
war ihm gleichbedeutend mit Tod der Kunſt. So entſtanden jene
Arbeiten, die unſer Stolz und unſere Freude ſind. Die Ausführung
deſſen, woran ſeine Seele zumeiſt gehangen hatte, des Friedrichs-
Monuments, blieb ihm freilich verſagt, als Beweis aber wie be-
ſcheiden und patriotiſch zugleich er ſeine Thätigkeit auffaßte, ſtehe
hier zum Schluß, was er ſelber bei Gelegenheit ſeines Zieten-
Standbildes ſchrieb: „Ein zwar weniger koſtbares, aber deshalb
nicht minder beachtenswerthes Zieten-Denkmal als das meinige, iſt
die Lebensbeſchreibung des alten Helden, die Frau v. Blumenthal
herausgegeben hat. Sie giebt in dieſem Buche das ausgeführte
Bild eines frommen und tapfern Soldaten, ſchildert den Geiſt
ſeiner Zeit und flößt, bei angenehmer Unterhaltung, die Liebe ein
zu König und Vaterland.“

So ſchrieb der Alte und ſo war er.


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[351/0367] dieſer Seite hin epochemachend aufzutreten. Aber eben ſo wenig wie er den Realismus ausſchließlich wollte, eben ſo wenig ver- kannte er ſein Recht. Die alten, hergebrachten Formen reichten für ein immer reicher und ſelbſtändiger ſich geſtaltendes Leben nicht mehr aus. Er empfand das tiefer als Andere. Im Ein- klang mit ſeiner ganzen Natur erſchien ihm die Kunſt nicht als ein allein daſtehendes, einfach dem Schönheits-Ideal nachſtrebendes Ding, vielmehr ſollte ſie dem wirklichen Leben in der Vielheit ſeiner Erſcheinungen und Anſprüche dienen, um es hinterher zu beherrſchen. Das Loslöſen der Kunſt vom lebendigen Bedürfniß war ihm gleichbedeutend mit Tod der Kunſt. So entſtanden jene Arbeiten, die unſer Stolz und unſere Freude ſind. Die Ausführung deſſen, woran ſeine Seele zumeiſt gehangen hatte, des Friedrichs- Monuments, blieb ihm freilich verſagt, als Beweis aber wie be- ſcheiden und patriotiſch zugleich er ſeine Thätigkeit auffaßte, ſtehe hier zum Schluß, was er ſelber bei Gelegenheit ſeines Zieten- Standbildes ſchrieb: „Ein zwar weniger koſtbares, aber deshalb nicht minder beachtenswerthes Zieten-Denkmal als das meinige, iſt die Lebensbeſchreibung des alten Helden, die Frau v. Blumenthal herausgegeben hat. Sie giebt in dieſem Buche das ausgeführte Bild eines frommen und tapfern Soldaten, ſchildert den Geiſt ſeiner Zeit und flößt, bei angenehmer Unterhaltung, die Liebe ein zu König und Vaterland.“ So ſchrieb der Alte und ſo war er.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/367>, abgerufen am 22.11.2024.