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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882.

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König selbst begab sich in die Wohnung des Alten in der jetzigen
Schadow-Straße.

"Lieber Schadow, ich bring Ihnen hier den pour le merite."

"Ach Majestät, was soll ich alter Mann mit'n Orden?"

"Aber lieber Schadow .."

"Jut, jut, ich nehm ihn. Aber eine Bedingung, Majestät:
wenn ich dod bin, muß ihn mein Wilhelm kriegen."

Der König willigte lachend ein und verzeichnete in dem
Ordensstatut eigenhändig die Bemerkung, daß, nach des Alten
Tode, der Orden auf Wilhelm Schadow, den berühmten Director
der Düsseldorfer Akademie, überzugehen habe. Wunsch des Vaters
und Verdienst des Sohnes fielen hier zusammen.

Die letzte Begegnung, die der Alte mit König Fr. W. IV.
hatte, war wohl im Herbst 1848, wo der nunmehr Vierundachtzig-
jährige der Deputation angehörte, die von Berlin aus nach Potsdam
ging, um dem Königspaare zur silbernen Hochzeit zu gratuliren.
Als ihn der König sah, schob er ihm einen Stuhl hin. "Setzen
Sie sich, Papa." Der ganze Vorgang an die bekannte Scene
zwischen Friedrich dem Großen und dem alten Zieten erinnernd.

Durch das ganze Schaffen des Alten ging, wie schon angedeutet,
ein vaterländischer, ein preußisch-brandenburgischer Zug.*) Dinge,
die sich jetzt von selbst zu verstehen scheinen, hat er das Verdienst,
völlig abweichend vom Hergebrachten, zuerst gewagt und durch
charakteristisch siegreiche Behandlung in die moderne Kunst einge-
führt zu haben. Gegen die ausschließliche oder auch nur vorzugs-
weise künstlerische Berechtigung des Vaterländischen, des alten-
fritzig Zopfigen, scheint er freilich allezeit starke Bedenken unter-
halten zu haben, viel stärkere, als man geneigt sein könnte bei
einem Manne anzunehmen, dem es vorbehalten war eben nach

*) Dies zeigte sich nicht blos auf dem Gebiete der Historie, sondern auch
auf dem der Landschaft. Er freute sich jedesmal, wenn es einem oder dem
andern geglückt war, etwas Hübsches aus den Gegenden der Havel und Spree
darzustellen und eiferte dann halb scherzhaft halb ernsthaft gegen das "ewige
Italien-malen." "Ich bin nich so sehr vor Italien" hieß es dann wohl "un
die Bööme gefallen mir nu schon jar nich. Immer diese Pinien un diese Pappeln.
Un was is es denn am Ende damit? De eenen sehn aus wie uffgeklappte
Regenschirme un die andern wie zugeklappte."

König ſelbſt begab ſich in die Wohnung des Alten in der jetzigen
Schadow-Straße.

„Lieber Schadow, ich bring Ihnen hier den pour le mérite.

„Ach Majeſtät, was ſoll ich alter Mann mit’n Orden?“

„Aber lieber Schadow ..“

„Jut, jut, ich nehm ihn. Aber eine Bedingung, Majeſtät:
wenn ich dod bin, muß ihn mein Wilhelm kriegen.“

Der König willigte lachend ein und verzeichnete in dem
Ordensſtatut eigenhändig die Bemerkung, daß, nach des Alten
Tode, der Orden auf Wilhelm Schadow, den berühmten Director
der Düſſeldorfer Akademie, überzugehen habe. Wunſch des Vaters
und Verdienſt des Sohnes fielen hier zuſammen.

Die letzte Begegnung, die der Alte mit König Fr. W. IV.
hatte, war wohl im Herbſt 1848, wo der nunmehr Vierundachtzig-
jährige der Deputation angehörte, die von Berlin aus nach Potsdam
ging, um dem Königspaare zur ſilbernen Hochzeit zu gratuliren.
Als ihn der König ſah, ſchob er ihm einen Stuhl hin. „Setzen
Sie ſich, Papa.“ Der ganze Vorgang an die bekannte Scene
zwiſchen Friedrich dem Großen und dem alten Zieten erinnernd.

Durch das ganze Schaffen des Alten ging, wie ſchon angedeutet,
ein vaterländiſcher, ein preußiſch-brandenburgiſcher Zug.*) Dinge,
die ſich jetzt von ſelbſt zu verſtehen ſcheinen, hat er das Verdienſt,
völlig abweichend vom Hergebrachten, zuerſt gewagt und durch
charakteriſtiſch ſiegreiche Behandlung in die moderne Kunſt einge-
führt zu haben. Gegen die ausſchließliche oder auch nur vorzugs-
weiſe künſtleriſche Berechtigung des Vaterländiſchen, des alten-
fritzig Zopfigen, ſcheint er freilich allezeit ſtarke Bedenken unter-
halten zu haben, viel ſtärkere, als man geneigt ſein könnte bei
einem Manne anzunehmen, dem es vorbehalten war eben nach

*) Dies zeigte ſich nicht blos auf dem Gebiete der Hiſtorie, ſondern auch
auf dem der Landſchaft. Er freute ſich jedesmal, wenn es einem oder dem
andern geglückt war, etwas Hübſches aus den Gegenden der Havel und Spree
darzuſtellen und eiferte dann halb ſcherzhaft halb ernſthaft gegen das „ewige
Italien-malen.“ „Ich bin nich ſo ſehr vor Italien“ hieß es dann wohl „un
die Bööme gefallen mir nu ſchon jar nich. Immer dieſe Pinien un dieſe Pappeln.
Un was is es denn am Ende damit? De eenen ſehn aus wie uffgeklappte
Regenſchirme un die andern wie zugeklappte.“
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[350/0366] König ſelbſt begab ſich in die Wohnung des Alten in der jetzigen Schadow-Straße. „Lieber Schadow, ich bring Ihnen hier den pour le mérite.“ „Ach Majeſtät, was ſoll ich alter Mann mit’n Orden?“ „Aber lieber Schadow ..“ „Jut, jut, ich nehm ihn. Aber eine Bedingung, Majeſtät: wenn ich dod bin, muß ihn mein Wilhelm kriegen.“ Der König willigte lachend ein und verzeichnete in dem Ordensſtatut eigenhändig die Bemerkung, daß, nach des Alten Tode, der Orden auf Wilhelm Schadow, den berühmten Director der Düſſeldorfer Akademie, überzugehen habe. Wunſch des Vaters und Verdienſt des Sohnes fielen hier zuſammen. Die letzte Begegnung, die der Alte mit König Fr. W. IV. hatte, war wohl im Herbſt 1848, wo der nunmehr Vierundachtzig- jährige der Deputation angehörte, die von Berlin aus nach Potsdam ging, um dem Königspaare zur ſilbernen Hochzeit zu gratuliren. Als ihn der König ſah, ſchob er ihm einen Stuhl hin. „Setzen Sie ſich, Papa.“ Der ganze Vorgang an die bekannte Scene zwiſchen Friedrich dem Großen und dem alten Zieten erinnernd. Durch das ganze Schaffen des Alten ging, wie ſchon angedeutet, ein vaterländiſcher, ein preußiſch-brandenburgiſcher Zug. *) Dinge, die ſich jetzt von ſelbſt zu verſtehen ſcheinen, hat er das Verdienſt, völlig abweichend vom Hergebrachten, zuerſt gewagt und durch charakteriſtiſch ſiegreiche Behandlung in die moderne Kunſt einge- führt zu haben. Gegen die ausſchließliche oder auch nur vorzugs- weiſe künſtleriſche Berechtigung des Vaterländiſchen, des alten- fritzig Zopfigen, ſcheint er freilich allezeit ſtarke Bedenken unter- halten zu haben, viel ſtärkere, als man geneigt ſein könnte bei einem Manne anzunehmen, dem es vorbehalten war eben nach *) Dies zeigte ſich nicht blos auf dem Gebiete der Hiſtorie, ſondern auch auf dem der Landſchaft. Er freute ſich jedesmal, wenn es einem oder dem andern geglückt war, etwas Hübſches aus den Gegenden der Havel und Spree darzuſtellen und eiferte dann halb ſcherzhaft halb ernſthaft gegen das „ewige Italien-malen.“ „Ich bin nich ſo ſehr vor Italien“ hieß es dann wohl „un die Bööme gefallen mir nu ſchon jar nich. Immer dieſe Pinien un dieſe Pappeln. Un was is es denn am Ende damit? De eenen ſehn aus wie uffgeklappte Regenſchirme un die andern wie zugeklappte.“

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/366>, abgerufen am 22.11.2024.