noch einmal eine historische Figur auf die bescheidene Mittenwalder Bühne, um ihr sechs Jahre lang in Leid und Freud' anzugehören. Sechs Jahre lang, wie Paul Gerhardt. Ein Kämpfer wie dieser, nicht mit mächtigeren, aber mit derberen Waffen. Es genügt seinen Namen zu nennen: Major von York, der spätere "alte York."
Unterm 6. November hatte der König an den damals in Johannisburg stehenden Major von York geschrieben: "Mein lieber Major von York. Da die jetzt verfügte Versetzung des Major von Uttenhoven vom Regiment Fußjäger als Commandeur zum dritten Bataillon des Regiments von Zenge es nothwendig macht, dem Jägerregiment (in Mittenwalde) einen ganz capablen Commandeur zu geben und Ich Mich überzeuge, daß Ihr die zu diesem wichtigen Posten erforderlichen Eigenschaften in Euch ver- bindet, so will ich Euch hierdurch zum Commandeur des Jäger- regiments ernennen etc."
Am Sylvesterabend 1799, an der Neige des Jahrhunderts, traf Major von York in seiner neuen Garnison ein und über- raschte seine Herren Offiziers auf dem Sylvesterball. Die erste Begegnung war gemüthlich genug, der dienstliche Ernst kam nach. Das seit 1780 in Mittenwalde stehende Jägerregiment war ver- wahrlost; er gab ihm einen neuen Geist, und dieser Geist war es, der sich sieben Jahre später erfolgreich in jenen kleinen Kämpfen bewährte, die dem Tage von Jena folgten. Bei Altenzaun am 26. Oktober, dreiviertel Meile südlich der Sandauer Fähre, waren es die Mittenwalder Jäger, die den Elbübergang des Blücher'schen Corps zu decken hatten. Sie thaten es mit Ruhm und Geschick. Die Jäger kehrten nicht nach Mittenwalde zurück. York selbst nur auf wenige Tage, Januar 1807.*) Dann rief ihn die Noth des Vaterlandes dorthin, wo damals allein noch Preußen war, -- nach Königsberg. Die Mittenwalder aber waren stolz auf ihren York, und als nach schweren Jahren der Erniedrigung alles Volk in Preußenland zu Gewehr und Lanze griff und "Landwehr"
*) Droysen erzählt: "Als York in das Zimmer trat, ward er von seiner Frau und seinen Kindern nicht wieder erkannt. Aber das Vögelchen im Käfig flatterte wie vor Freuden hoch auf und sank dann todt hin."
noch einmal eine hiſtoriſche Figur auf die beſcheidene Mittenwalder Bühne, um ihr ſechs Jahre lang in Leid und Freud’ anzugehören. Sechs Jahre lang, wie Paul Gerhardt. Ein Kämpfer wie dieſer, nicht mit mächtigeren, aber mit derberen Waffen. Es genügt ſeinen Namen zu nennen: Major von York, der ſpätere „alte York.“
Unterm 6. November hatte der König an den damals in Johannisburg ſtehenden Major von York geſchrieben: „Mein lieber Major von York. Da die jetzt verfügte Verſetzung des Major von Uttenhoven vom Regiment Fußjäger als Commandeur zum dritten Bataillon des Regiments von Zenge es nothwendig macht, dem Jägerregiment (in Mittenwalde) einen ganz capablen Commandeur zu geben und Ich Mich überzeuge, daß Ihr die zu dieſem wichtigen Poſten erforderlichen Eigenſchaften in Euch ver- bindet, ſo will ich Euch hierdurch zum Commandeur des Jäger- regiments ernennen ꝛc.“
Am Sylveſterabend 1799, an der Neige des Jahrhunderts, traf Major von York in ſeiner neuen Garniſon ein und über- raſchte ſeine Herren Offiziers auf dem Sylveſterball. Die erſte Begegnung war gemüthlich genug, der dienſtliche Ernſt kam nach. Das ſeit 1780 in Mittenwalde ſtehende Jägerregiment war ver- wahrloſt; er gab ihm einen neuen Geiſt, und dieſer Geiſt war es, der ſich ſieben Jahre ſpäter erfolgreich in jenen kleinen Kämpfen bewährte, die dem Tage von Jena folgten. Bei Altenzaun am 26. Oktober, dreiviertel Meile ſüdlich der Sandauer Fähre, waren es die Mittenwalder Jäger, die den Elbübergang des Blücher’ſchen Corps zu decken hatten. Sie thaten es mit Ruhm und Geſchick. Die Jäger kehrten nicht nach Mittenwalde zurück. York ſelbſt nur auf wenige Tage, Januar 1807.*) Dann rief ihn die Noth des Vaterlandes dorthin, wo damals allein noch Preußen war, — nach Königsberg. Die Mittenwalder aber waren ſtolz auf ihren York, und als nach ſchweren Jahren der Erniedrigung alles Volk in Preußenland zu Gewehr und Lanze griff und „Landwehr“
*) Droyſen erzählt: „Als York in das Zimmer trat, ward er von ſeiner Frau und ſeinen Kindern nicht wieder erkannt. Aber das Vögelchen im Käfig flatterte wie vor Freuden hoch auf und ſank dann todt hin.“
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noch einmal eine hiſtoriſche Figur auf die beſcheidene Mittenwalder
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Sechs Jahre lang, wie Paul Gerhardt. Ein Kämpfer wie dieſer,
nicht mit mächtigeren, aber mit derberen Waffen. Es genügt
ſeinen Namen zu nennen: Major von York, der ſpätere „alte
York.“
Unterm 6. November hatte der König an den damals in
Johannisburg ſtehenden Major von York geſchrieben: „Mein
lieber Major von York. Da die jetzt verfügte Verſetzung des
Major von Uttenhoven vom Regiment Fußjäger als Commandeur
zum dritten Bataillon des Regiments von Zenge es nothwendig
macht, dem Jägerregiment (in Mittenwalde) einen ganz capablen
Commandeur zu geben und Ich Mich überzeuge, daß Ihr die zu
dieſem wichtigen Poſten erforderlichen Eigenſchaften in Euch ver-
bindet, ſo will ich Euch hierdurch zum Commandeur des Jäger-
regiments ernennen ꝛc.“
Am Sylveſterabend 1799, an der Neige des Jahrhunderts,
traf Major von York in ſeiner neuen Garniſon ein und über-
raſchte ſeine Herren Offiziers auf dem Sylveſterball. Die erſte
Begegnung war gemüthlich genug, der dienſtliche Ernſt kam nach.
Das ſeit 1780 in Mittenwalde ſtehende Jägerregiment war ver-
wahrloſt; er gab ihm einen neuen Geiſt, und dieſer Geiſt war
es, der ſich ſieben Jahre ſpäter erfolgreich in jenen kleinen Kämpfen
bewährte, die dem Tage von Jena folgten. Bei Altenzaun am
26. Oktober, dreiviertel Meile ſüdlich der Sandauer Fähre, waren
es die Mittenwalder Jäger, die den Elbübergang des Blücher’ſchen
Corps zu decken hatten. Sie thaten es mit Ruhm und Geſchick.
Die Jäger kehrten nicht nach Mittenwalde zurück. York ſelbſt
nur auf wenige Tage, Januar 1807. *) Dann rief ihn die Noth
des Vaterlandes dorthin, wo damals allein noch Preußen war, —
nach Königsberg. Die Mittenwalder aber waren ſtolz auf ihren
York, und als nach ſchweren Jahren der Erniedrigung alles Volk
in Preußenland zu Gewehr und Lanze griff und „Landwehr“
*) Droyſen erzählt: „Als York in das Zimmer trat, ward er von ſeiner
Frau und ſeinen Kindern nicht wieder erkannt. Aber das Vögelchen im Käfig
flatterte wie vor Freuden hoch auf und ſank dann todt hin.“
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der vierte Band "Spreeland. Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow" 1882 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/296>, abgerufen am 22.11.2024.
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