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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882.

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reisende Dame und als er sich bücken wollte, um ihr eine Rose zu
pflücken, sank er todt zwischen die Blumenbeete nieder.

Schmidt's Gedichte geben über den Kreis seiner Bekanntschaft
die beste Auskunft. Es lag in der Natur seiner Muse, die einen
durchaus häuslichen Charakter hatte und das Leben mehr erheitern
als auf seine Höhen treiben wollte, daß er Dinge, die sich in
Prosa eben so gut hätten sagen lassen, in Versen abmachte. Bei-
spielsweis Einladungen und Gratulationen. So lernen wir denn
beim Lesen seiner Dichtungen auch seine Freunde und Bekannte
kennen und zwar aus Näh' und Ferne: Pastor Schultz aus Dö-
britz im Havelland, Amtsactuarius Bernhard aus Loehme (unser
alter Freund aus dem Gamen-Grund her), Prediger Dapp in
Klein-Schöneberg, Rudolf Agrikola, Frau Oberst von Valentini,
Maler Heusinger und Andere mehr, meist Personen, die mit mehr
oder minder Dringlichkeit aufgefordert werden, der Werneuchner
Pfarre "die im Grunde genommen viel hübscher sei als die Ber-
liner Paläste" ihren Besuch zu machen. Besonders nah stand ihm
der Pastor Ahrendts in dem nur eine Meile entfernten Beyers-
dorf. Mit diesem hatte er zusammen studirt, beide waren in un-
mittelbarer Aufeinanderfolge Prediger im Berliner Invalidenhause
gewesen, beide hatten zu Ende des vorigen Jahrhunderts ihre
benachbarten Landpfarren erhalten und verblieben darauf bis zu
ihrem Tode, nachdem beide kurz vorher ihr 50jähriges Jubiläum
gefeiert hatten, Schmidt 1837, Ahrendts 1838.

Unter den gelegentlich Einsprechenden waren auch einzelne
Berliner Geistliche von der strengeren Richtung, wie Held und
Hennefuß. Er theilte die Ansichten dieser Herren nicht und hatte
dessen kein Hehl, war aber in der Art, wie er ernste Gespräche führte,
von so feinen und anziehenden Formen, daß die Besuche weit öfter
wiederholt wurden, als man hätte muthmaßen sollen. All dieser
Zuspruch, weil er ihm geistige Nahrung und Anregung bot, er-
freute ihn lebhaft, aber höchst unbequem waren ihm die affectirten
Leute aus der großen Stadt, die sich aus Neugier oder aus Senti-
mentalität bei ihm blicken ließen, um hinterher von den "hohen
Vorzügen des Landlebens" schwärmen zu können, und eines seiner

reiſende Dame und als er ſich bücken wollte, um ihr eine Roſe zu
pflücken, ſank er todt zwiſchen die Blumenbeete nieder.

Schmidt’s Gedichte geben über den Kreis ſeiner Bekanntſchaft
die beſte Auskunft. Es lag in der Natur ſeiner Muſe, die einen
durchaus häuslichen Charakter hatte und das Leben mehr erheitern
als auf ſeine Höhen treiben wollte, daß er Dinge, die ſich in
Proſa eben ſo gut hätten ſagen laſſen, in Verſen abmachte. Bei-
ſpielsweis Einladungen und Gratulationen. So lernen wir denn
beim Leſen ſeiner Dichtungen auch ſeine Freunde und Bekannte
kennen und zwar aus Näh’ und Ferne: Paſtor Schultz aus Dö-
britz im Havelland, Amtsactuarius Bernhard aus Loehme (unſer
alter Freund aus dem Gamen-Grund her), Prediger Dapp in
Klein-Schöneberg, Rudolf Agrikola, Frau Oberſt von Valentini,
Maler Heuſinger und Andere mehr, meiſt Perſonen, die mit mehr
oder minder Dringlichkeit aufgefordert werden, der Werneuchner
Pfarre „die im Grunde genommen viel hübſcher ſei als die Ber-
liner Paläſte“ ihren Beſuch zu machen. Beſonders nah ſtand ihm
der Paſtor Ahrendts in dem nur eine Meile entfernten Beyers-
dorf. Mit dieſem hatte er zuſammen ſtudirt, beide waren in un-
mittelbarer Aufeinanderfolge Prediger im Berliner Invalidenhauſe
geweſen, beide hatten zu Ende des vorigen Jahrhunderts ihre
benachbarten Landpfarren erhalten und verblieben darauf bis zu
ihrem Tode, nachdem beide kurz vorher ihr 50jähriges Jubiläum
gefeiert hatten, Schmidt 1837, Ahrendts 1838.

Unter den gelegentlich Einſprechenden waren auch einzelne
Berliner Geiſtliche von der ſtrengeren Richtung, wie Held und
Hennefuß. Er theilte die Anſichten dieſer Herren nicht und hatte
deſſen kein Hehl, war aber in der Art, wie er ernſte Geſpräche führte,
von ſo feinen und anziehenden Formen, daß die Beſuche weit öfter
wiederholt wurden, als man hätte muthmaßen ſollen. All dieſer
Zuſpruch, weil er ihm geiſtige Nahrung und Anregung bot, er-
freute ihn lebhaft, aber höchſt unbequem waren ihm die affectirten
Leute aus der großen Stadt, die ſich aus Neugier oder aus Senti-
mentalität bei ihm blicken ließen, um hinterher von den „hohen
Vorzügen des Landlebens“ ſchwärmen zu können, und eines ſeiner

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[223/0239] reiſende Dame und als er ſich bücken wollte, um ihr eine Roſe zu pflücken, ſank er todt zwiſchen die Blumenbeete nieder. Schmidt’s Gedichte geben über den Kreis ſeiner Bekanntſchaft die beſte Auskunft. Es lag in der Natur ſeiner Muſe, die einen durchaus häuslichen Charakter hatte und das Leben mehr erheitern als auf ſeine Höhen treiben wollte, daß er Dinge, die ſich in Proſa eben ſo gut hätten ſagen laſſen, in Verſen abmachte. Bei- ſpielsweis Einladungen und Gratulationen. So lernen wir denn beim Leſen ſeiner Dichtungen auch ſeine Freunde und Bekannte kennen und zwar aus Näh’ und Ferne: Paſtor Schultz aus Dö- britz im Havelland, Amtsactuarius Bernhard aus Loehme (unſer alter Freund aus dem Gamen-Grund her), Prediger Dapp in Klein-Schöneberg, Rudolf Agrikola, Frau Oberſt von Valentini, Maler Heuſinger und Andere mehr, meiſt Perſonen, die mit mehr oder minder Dringlichkeit aufgefordert werden, der Werneuchner Pfarre „die im Grunde genommen viel hübſcher ſei als die Ber- liner Paläſte“ ihren Beſuch zu machen. Beſonders nah ſtand ihm der Paſtor Ahrendts in dem nur eine Meile entfernten Beyers- dorf. Mit dieſem hatte er zuſammen ſtudirt, beide waren in un- mittelbarer Aufeinanderfolge Prediger im Berliner Invalidenhauſe geweſen, beide hatten zu Ende des vorigen Jahrhunderts ihre benachbarten Landpfarren erhalten und verblieben darauf bis zu ihrem Tode, nachdem beide kurz vorher ihr 50jähriges Jubiläum gefeiert hatten, Schmidt 1837, Ahrendts 1838. Unter den gelegentlich Einſprechenden waren auch einzelne Berliner Geiſtliche von der ſtrengeren Richtung, wie Held und Hennefuß. Er theilte die Anſichten dieſer Herren nicht und hatte deſſen kein Hehl, war aber in der Art, wie er ernſte Geſpräche führte, von ſo feinen und anziehenden Formen, daß die Beſuche weit öfter wiederholt wurden, als man hätte muthmaßen ſollen. All dieſer Zuſpruch, weil er ihm geiſtige Nahrung und Anregung bot, er- freute ihn lebhaft, aber höchſt unbequem waren ihm die affectirten Leute aus der großen Stadt, die ſich aus Neugier oder aus Senti- mentalität bei ihm blicken ließen, um hinterher von den „hohen Vorzügen des Landlebens“ ſchwärmen zu können, und eines ſeiner

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/239>, abgerufen am 27.11.2024.