voll und kostet ihm Zeit, aber endlich hat er's erreicht, und Nie- mand tritt jetzt heran und wundert sich, daß er Jahre gebraucht hat zu einer Schöpfung der Pietät und Liebe. So muß man auch eine solche "Trauer-Ode" auffassen, die damals gemeißelt wurde wie in Stein. Wir gestatten jetzt nur noch eine hingeworfene Skizze, einen lyrischen Ausruf als Ausdruck des Gefühls. Aber Beides kann neben einander bestehen, jedes ist eine berechtigte Art und es ist einfach falsch zu sagen, die alten Poeten von damals, weil sie weder in Desperation noch in Melancholie dichteten, hätten überhaupt nichts empfunden. Man lese die Dinge ohne Vorur- theil, und man wird an der Wirkung auf das eigene Herz wahr- nehmen, daß ein Herz in diesen zopfigen Strophen schlägt.
voll und koſtet ihm Zeit, aber endlich hat er’s erreicht, und Nie- mand tritt jetzt heran und wundert ſich, daß er Jahre gebraucht hat zu einer Schöpfung der Pietät und Liebe. So muß man auch eine ſolche „Trauer-Ode“ auffaſſen, die damals gemeißelt wurde wie in Stein. Wir geſtatten jetzt nur noch eine hingeworfene Skizze, einen lyriſchen Ausruf als Ausdruck des Gefühls. Aber Beides kann neben einander beſtehen, jedes iſt eine berechtigte Art und es iſt einfach falſch zu ſagen, die alten Poeten von damals, weil ſie weder in Deſperation noch in Melancholie dichteten, hätten überhaupt nichts empfunden. Man leſe die Dinge ohne Vorur- theil, und man wird an der Wirkung auf das eigene Herz wahr- nehmen, daß ein Herz in dieſen zopfigen Strophen ſchlägt.
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voll und koſtet ihm Zeit, aber endlich hat er’s erreicht, und Nie-
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hat zu einer Schöpfung der Pietät und Liebe. So muß man auch
eine ſolche „Trauer-Ode“ auffaſſen, die damals gemeißelt wurde
wie in Stein. Wir geſtatten jetzt nur noch eine hingeworfene Skizze,
einen lyriſchen Ausruf als Ausdruck des Gefühls. Aber Beides
kann neben einander beſtehen, jedes iſt eine berechtigte Art und
es iſt einfach falſch zu ſagen, die alten Poeten von damals, weil
ſie weder in Deſperation noch in Melancholie dichteten, hätten
überhaupt nichts empfunden. Man leſe die Dinge ohne Vorur-
theil, und man wird an der Wirkung auf das eigene Herz wahr-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der vierte Band "Spreeland. Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow" 1882 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/226>, abgerufen am 27.11.2024.
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