Von allen Geistern die verneinen Ist mir der Schalk am wenigsten verhaßt.
Der Groß-Beerener Kirche schräg gegenüber, an der anderen Seite der Dorfgasse, werden wir, über eine Feldsteinmauer hin- weg, eines sauberen und gut erhaltenen Wohnhauses sichtbar, in dem zur Zeit der Groß-Beerener Schlacht, oder doch noch kurz vorher, der "Geist von Beeren" hauste. Das klingt gespenstisch und darf so klingen, wenn zwischen Gespenstern und Kobolden irgend welche Verwandtschaft ist. "Geist von Beeren" war ein Kobold, nebenher auch Besitzer von Groß- und Klein-Beeren und der Letzte aus jenem alten Geschlecht der Beeren oder Berne, das vier Jahr- hunderte lang die genannten beiden Güter inne hatte.
Von diesem Hans Heinrich Arnold v. Beeren will ich erzählen.
Um's Jahr 1785 hatte er beim Könige die Erlaubniß nach- gesucht, seinem alten Namen "v. Beeren" den Namen "Geist" hinzufügen zu dürfen. Die Erlaubniß war auch ertheilt worden und seitdem hieß er der "Geist v. Beeren" oder kürzer "der tolle Geist." Er war ein kleiner, schmächtiger, lebhafter Mann, witzig, sarkastisch, hämisch. Zwietracht anstiften, zanken, streiten und opponiren war seine Lust. Von seinen unzähligen Schnurren, In- jurien und Processen lebt noch Einzelnes in der Erinnerung des Volkes und ich erzähle, was ich davon erfahren konnte. Die
Geiſt von Beeren.
Von allen Geiſtern die verneinen Iſt mir der Schalk am wenigſten verhaßt.
Der Groß-Beerener Kirche ſchräg gegenüber, an der anderen Seite der Dorfgaſſe, werden wir, über eine Feldſteinmauer hin- weg, eines ſauberen und gut erhaltenen Wohnhauſes ſichtbar, in dem zur Zeit der Groß-Beerener Schlacht, oder doch noch kurz vorher, der „Geiſt von Beeren“ hauſte. Das klingt geſpenſtiſch und darf ſo klingen, wenn zwiſchen Geſpenſtern und Kobolden irgend welche Verwandtſchaft iſt. „Geiſt von Beeren“ war ein Kobold, nebenher auch Beſitzer von Groß- und Klein-Beeren und der Letzte aus jenem alten Geſchlecht der Beeren oder Berne, das vier Jahr- hunderte lang die genannten beiden Güter inne hatte.
Von dieſem Hans Heinrich Arnold v. Beeren will ich erzählen.
Um’s Jahr 1785 hatte er beim Könige die Erlaubniß nach- geſucht, ſeinem alten Namen „v. Beeren“ den Namen „Geiſt“ hinzufügen zu dürfen. Die Erlaubniß war auch ertheilt worden und ſeitdem hieß er der „Geiſt v. Beeren“ oder kürzer „der tolle Geiſt.“ Er war ein kleiner, ſchmächtiger, lebhafter Mann, witzig, ſarkaſtiſch, hämiſch. Zwietracht anſtiften, zanken, ſtreiten und opponiren war ſeine Luſt. Von ſeinen unzähligen Schnurren, In- jurien und Proceſſen lebt noch Einzelnes in der Erinnerung des Volkes und ich erzähle, was ich davon erfahren konnte. Die
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Geiſt von Beeren.
Von allen Geiſtern die verneinen
Iſt mir der Schalk am wenigſten verhaßt.
Der Groß-Beerener Kirche ſchräg gegenüber, an der anderen
Seite der Dorfgaſſe, werden wir, über eine Feldſteinmauer hin-
weg, eines ſauberen und gut erhaltenen Wohnhauſes ſichtbar, in dem
zur Zeit der Groß-Beerener Schlacht, oder doch noch kurz vorher,
der „Geiſt von Beeren“ hauſte. Das klingt geſpenſtiſch und darf
ſo klingen, wenn zwiſchen Geſpenſtern und Kobolden irgend welche
Verwandtſchaft iſt. „Geiſt von Beeren“ war ein Kobold, nebenher
auch Beſitzer von Groß- und Klein-Beeren und der Letzte aus
jenem alten Geſchlecht der Beeren oder Berne, das vier Jahr-
hunderte lang die genannten beiden Güter inne hatte.
Von dieſem Hans Heinrich Arnold v. Beeren will ich
erzählen.
Um’s Jahr 1785 hatte er beim Könige die Erlaubniß nach-
geſucht, ſeinem alten Namen „v. Beeren“ den Namen „Geiſt“
hinzufügen zu dürfen. Die Erlaubniß war auch ertheilt worden
und ſeitdem hieß er der „Geiſt v. Beeren“ oder kürzer „der tolle
Geiſt.“ Er war ein kleiner, ſchmächtiger, lebhafter Mann, witzig,
ſarkaſtiſch, hämiſch. Zwietracht anſtiften, zanken, ſtreiten und
opponiren war ſeine Luſt. Von ſeinen unzähligen Schnurren, In-
jurien und Proceſſen lebt noch Einzelnes in der Erinnerung des
Volkes und ich erzähle, was ich davon erfahren konnte. Die
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der vierte Band "Spreeland. Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow" 1882 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. [302]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/318>, abgerufen am 28.12.2024.
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