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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882.

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die Costüme voll orientalischer Pracht. Und so schritt man sofort
zur Ausführung.

Bei dem großen Interesse, das der Gegenstand damals erregte,
mag es gestattet sein, bei dieser Lallah-Rukh-Feier rückblickend einen
Augenblick zu verweilen.

Was zunächst die Dichtung selber angeht, die bereits wieder
vom Schauplatz abgetreten ist (jede Zeit hat ihre Lieblinge) so ist
der Rahmen derselben der folgende.

Abdallah, König der kleinen Bucharei, kommt auf einer
Pilgerreise, die er nach dem Grabe des Propheten unternimmt,
auch nach Delhi in Indien. Hier nimmt ihn Aurengzeb,
Beherrscher von Delhi, mit großer Gastfreundschaft auf. Die
Vermählung ihrer ältesten Kinder: des bucharischen Prinzen Aliris
und der indischen Prinzessin Lallah Rukh wird beschlossen, und soll
demnächst in Kaschmir, wo Prinz Aliris zurückgeblieben ist, voll-
zogen werden. Lallah Rukh verläßt deshalb Delhi und begiebt sich
mit großem Gefolge nach Kaschmir. Unterwegs wird sie durch die
poetischen Erzählungen eines jungen Dichters Namens Feramors
unterhalten, der sich unter den Personen befindet, die Prinz Aliris,
von Kaschmir aus, zu ihrem Empfang ihr entgegengesandt hat.
Vier Erzählungen sind es nun, die ganz besonders die Theilnahme
der Prinzessin wecken: "Der verschleierte Prophet von Khorasan;"
"Paradies und Peri;" die Geschichte "von den Ghebern" und
"Nurmahal und Dschehangir." Zuletzt fällt die Maske und
Feramors erweist sich als Prinz Aliris selbst.

So der Rahmen. Es ist bekannt, daß die vier poetischen
Erzählungen, die wir eben nannten, den eigentlichen Inhalt der
Dichtung bilden. Es wurde nun beschlossen die Aufführung dahin
zu regeln, daß das Erscheinen Abdallahs am Hofe Aurengzebs
durch einen großen, aus Bucharen und Indern bestehenden Fest-
zug
, der Inhalt der vier Erzählungen aber durch lebende Bilder,
unter Vortrag eines angepaßten musikalischen Textes dargestellt
werden solle. Und so geschah es.

Unter den Klängen eines eigens für diese Feier komponirten
Marsches setzte sich der aus 168 Personen bestehende Festzug in
Bewegung, durchschritt die bekannten Paradekammern des Schlosses,
trat in den weißen Saal ein und nahm hier vor der errichteten

die Coſtüme voll orientaliſcher Pracht. Und ſo ſchritt man ſofort
zur Ausführung.

Bei dem großen Intereſſe, das der Gegenſtand damals erregte,
mag es geſtattet ſein, bei dieſer Lallah-Rukh-Feier rückblickend einen
Augenblick zu verweilen.

Was zunächſt die Dichtung ſelber angeht, die bereits wieder
vom Schauplatz abgetreten iſt (jede Zeit hat ihre Lieblinge) ſo iſt
der Rahmen derſelben der folgende.

Abdallah, König der kleinen Bucharei, kommt auf einer
Pilgerreiſe, die er nach dem Grabe des Propheten unternimmt,
auch nach Delhi in Indien. Hier nimmt ihn Aurengzeb,
Beherrſcher von Delhi, mit großer Gaſtfreundſchaft auf. Die
Vermählung ihrer älteſten Kinder: des buchariſchen Prinzen Aliris
und der indiſchen Prinzeſſin Lallah Rukh wird beſchloſſen, und ſoll
demnächſt in Kaſchmir, wo Prinz Aliris zurückgeblieben iſt, voll-
zogen werden. Lallah Rukh verläßt deshalb Delhi und begiebt ſich
mit großem Gefolge nach Kaſchmir. Unterwegs wird ſie durch die
poetiſchen Erzählungen eines jungen Dichters Namens Feramors
unterhalten, der ſich unter den Perſonen befindet, die Prinz Aliris,
von Kaſchmir aus, zu ihrem Empfang ihr entgegengeſandt hat.
Vier Erzählungen ſind es nun, die ganz beſonders die Theilnahme
der Prinzeſſin wecken: „Der verſchleierte Prophet von Khoraſan;“
„Paradies und Peri;“ die Geſchichte „von den Ghebern“ und
„Nurmahal und Dſchehangir.“ Zuletzt fällt die Maske und
Feramors erweiſt ſich als Prinz Aliris ſelbſt.

So der Rahmen. Es iſt bekannt, daß die vier poetiſchen
Erzählungen, die wir eben nannten, den eigentlichen Inhalt der
Dichtung bilden. Es wurde nun beſchloſſen die Aufführung dahin
zu regeln, daß das Erſcheinen Abdallahs am Hofe Aurengzebs
durch einen großen, aus Bucharen und Indern beſtehenden Feſt-
zug
, der Inhalt der vier Erzählungen aber durch lebende Bilder,
unter Vortrag eines angepaßten muſikaliſchen Textes dargeſtellt
werden ſolle. Und ſo geſchah es.

Unter den Klängen eines eigens für dieſe Feier komponirten
Marſches ſetzte ſich der aus 168 Perſonen beſtehende Feſtzug in
Bewegung, durchſchritt die bekannten Paradekammern des Schloſſes,
trat in den weißen Saal ein und nahm hier vor der errichteten

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[437/0453] die Coſtüme voll orientaliſcher Pracht. Und ſo ſchritt man ſofort zur Ausführung. Bei dem großen Intereſſe, das der Gegenſtand damals erregte, mag es geſtattet ſein, bei dieſer Lallah-Rukh-Feier rückblickend einen Augenblick zu verweilen. Was zunächſt die Dichtung ſelber angeht, die bereits wieder vom Schauplatz abgetreten iſt (jede Zeit hat ihre Lieblinge) ſo iſt der Rahmen derſelben der folgende. Abdallah, König der kleinen Bucharei, kommt auf einer Pilgerreiſe, die er nach dem Grabe des Propheten unternimmt, auch nach Delhi in Indien. Hier nimmt ihn Aurengzeb, Beherrſcher von Delhi, mit großer Gaſtfreundſchaft auf. Die Vermählung ihrer älteſten Kinder: des buchariſchen Prinzen Aliris und der indiſchen Prinzeſſin Lallah Rukh wird beſchloſſen, und ſoll demnächſt in Kaſchmir, wo Prinz Aliris zurückgeblieben iſt, voll- zogen werden. Lallah Rukh verläßt deshalb Delhi und begiebt ſich mit großem Gefolge nach Kaſchmir. Unterwegs wird ſie durch die poetiſchen Erzählungen eines jungen Dichters Namens Feramors unterhalten, der ſich unter den Perſonen befindet, die Prinz Aliris, von Kaſchmir aus, zu ihrem Empfang ihr entgegengeſandt hat. Vier Erzählungen ſind es nun, die ganz beſonders die Theilnahme der Prinzeſſin wecken: „Der verſchleierte Prophet von Khoraſan;“ „Paradies und Peri;“ die Geſchichte „von den Ghebern“ und „Nurmahal und Dſchehangir.“ Zuletzt fällt die Maske und Feramors erweiſt ſich als Prinz Aliris ſelbſt. So der Rahmen. Es iſt bekannt, daß die vier poetiſchen Erzählungen, die wir eben nannten, den eigentlichen Inhalt der Dichtung bilden. Es wurde nun beſchloſſen die Aufführung dahin zu regeln, daß das Erſcheinen Abdallahs am Hofe Aurengzebs durch einen großen, aus Bucharen und Indern beſtehenden Feſt- zug, der Inhalt der vier Erzählungen aber durch lebende Bilder, unter Vortrag eines angepaßten muſikaliſchen Textes dargeſtellt werden ſolle. Und ſo geſchah es. Unter den Klängen eines eigens für dieſe Feier komponirten Marſches ſetzte ſich der aus 168 Perſonen beſtehende Feſtzug in Bewegung, durchſchritt die bekannten Paradekammern des Schloſſes, trat in den weißen Saal ein und nahm hier vor der errichteten

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/453>, abgerufen am 26.11.2024.