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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882.

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Alle diese Gewölbe, weil sie mit Einsturz drohten, mußten zuge-
schüttet werden und so kam es, daß uns verschiedene mit mehr
oder weniger interessanten Inschriften und Emblemen versehene
Särge verloren gingen. Von den Grabsteinen dagegen sind uns
an zehn oder zwölf erhalten geblieben, die, der Mehrzahl nach, in
den Chor-Umgang eingemauert, eine malerische Nischenwand hinter
dem Altar bilden. Alle sind vorzüglich erhalten und wenigstens
eines derselben mag hier eingehender gedacht werden. Es ist dies
der Grabstein eines jungen, schon in den Kirchenbuch-Auszügen
erwähnten Schlabrendorfs, der bei Mollwitz fiel. Die In-
schrift lautet: "Steh Sterblicher und betrachte die unvergängliche
Kron', welche erlanget hat der Hochwohlgeborene Ritter und Herr,
Herr Johann Christian Siegmund v. Schlabrendarf, Sr. K.
Majestät in Preußen bei Dero Infanterie unter dem hochlöblichen
Regiment Sr. Excellenz des Herrn Generallieutenants v. d. Mar-
witz hochverdienter Lieutenant, Herr der Güter Groeben, Beuthen,
Jütchendorf und Waßmannsdorf, welcher den 20. Dezember 1711
auf dem Hause Groeben geboren und den 10. April 1741 in der
zwischen der Preußischen und der Oesterreichischen Armee bei
Mollwitz in Schlesien vorgefallenen scharfen Aktion, in der auf
Seiten der Preußischen der Sieg geblieben, durch einen Musqueten-
schuß, so ihn durch den Kopf getroffen, für Gottes, des Königs
und des Vaterlandes Ehr' und Rechte, seinen Heldengeist auf-
gegeben, nachdem er sein Alter gebracht auf 29 Jahr und 4
Monat."

Ein andrer Schlabrendorf, der 55 Jahre früher vor Ofen
fiel und auch ebendaselbst begraben wurde, hat selbstverständlich
keinen Grabstein in Groeben, sondern nur eine Gedächtnißtafel,
mit einer Malerei darüber. Man sieht einen Fluß (die Donau),
an dessen Ufer hüben und drüben zwei bastionsartige Festungs-
werke: Pest und Ofen, liegen. Ueber dem einen Festungswerke
steht eine große, rauchumhüllte Feuerkugel, die muthmaßlich als
eine platzende Bombe gelten soll. Eine naive symbolische Dar-
stellung eines durch Bombardement erlittenen Todes. Darunter
steht: Der hochedelgeborene Herr, Herr Gustavus Albertus v. Schla-
brendorf, ist geboren Anno 1665 den 21. Juni, sein Leben aber

Alle dieſe Gewölbe, weil ſie mit Einſturz drohten, mußten zuge-
ſchüttet werden und ſo kam es, daß uns verſchiedene mit mehr
oder weniger intereſſanten Inſchriften und Emblemen verſehene
Särge verloren gingen. Von den Grabſteinen dagegen ſind uns
an zehn oder zwölf erhalten geblieben, die, der Mehrzahl nach, in
den Chor-Umgang eingemauert, eine maleriſche Niſchenwand hinter
dem Altar bilden. Alle ſind vorzüglich erhalten und wenigſtens
eines derſelben mag hier eingehender gedacht werden. Es iſt dies
der Grabſtein eines jungen, ſchon in den Kirchenbuch-Auszügen
erwähnten Schlabrendorfs, der bei Mollwitz fiel. Die In-
ſchrift lautet: „Steh Sterblicher und betrachte die unvergängliche
Kron’, welche erlanget hat der Hochwohlgeborene Ritter und Herr,
Herr Johann Chriſtian Siegmund v. Schlabrendarf, Sr. K.
Majeſtät in Preußen bei Dero Infanterie unter dem hochlöblichen
Regiment Sr. Excellenz des Herrn Generallieutenants v. d. Mar-
witz hochverdienter Lieutenant, Herr der Güter Groeben, Beuthen,
Jütchendorf und Waßmannsdorf, welcher den 20. Dezember 1711
auf dem Hauſe Groeben geboren und den 10. April 1741 in der
zwiſchen der Preußiſchen und der Oeſterreichiſchen Armee bei
Mollwitz in Schleſien vorgefallenen ſcharfen Aktion, in der auf
Seiten der Preußiſchen der Sieg geblieben, durch einen Musqueten-
ſchuß, ſo ihn durch den Kopf getroffen, für Gottes, des Königs
und des Vaterlandes Ehr’ und Rechte, ſeinen Heldengeiſt auf-
gegeben, nachdem er ſein Alter gebracht auf 29 Jahr und 4
Monat.“

Ein andrer Schlabrendorf, der 55 Jahre früher vor Ofen
fiel und auch ebendaſelbſt begraben wurde, hat ſelbſtverſtändlich
keinen Grabſtein in Groeben, ſondern nur eine Gedächtnißtafel,
mit einer Malerei darüber. Man ſieht einen Fluß (die Donau),
an deſſen Ufer hüben und drüben zwei baſtionsartige Feſtungs-
werke: Peſt und Ofen, liegen. Ueber dem einen Feſtungswerke
ſteht eine große, rauchumhüllte Feuerkugel, die muthmaßlich als
eine platzende Bombe gelten ſoll. Eine naive ſymboliſche Dar-
ſtellung eines durch Bombardement erlittenen Todes. Darunter
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[399/0415] Alle dieſe Gewölbe, weil ſie mit Einſturz drohten, mußten zuge- ſchüttet werden und ſo kam es, daß uns verſchiedene mit mehr oder weniger intereſſanten Inſchriften und Emblemen verſehene Särge verloren gingen. Von den Grabſteinen dagegen ſind uns an zehn oder zwölf erhalten geblieben, die, der Mehrzahl nach, in den Chor-Umgang eingemauert, eine maleriſche Niſchenwand hinter dem Altar bilden. Alle ſind vorzüglich erhalten und wenigſtens eines derſelben mag hier eingehender gedacht werden. Es iſt dies der Grabſtein eines jungen, ſchon in den Kirchenbuch-Auszügen erwähnten Schlabrendorfs, der bei Mollwitz fiel. Die In- ſchrift lautet: „Steh Sterblicher und betrachte die unvergängliche Kron’, welche erlanget hat der Hochwohlgeborene Ritter und Herr, Herr Johann Chriſtian Siegmund v. Schlabrendarf, Sr. K. Majeſtät in Preußen bei Dero Infanterie unter dem hochlöblichen Regiment Sr. Excellenz des Herrn Generallieutenants v. d. Mar- witz hochverdienter Lieutenant, Herr der Güter Groeben, Beuthen, Jütchendorf und Waßmannsdorf, welcher den 20. Dezember 1711 auf dem Hauſe Groeben geboren und den 10. April 1741 in der zwiſchen der Preußiſchen und der Oeſterreichiſchen Armee bei Mollwitz in Schleſien vorgefallenen ſcharfen Aktion, in der auf Seiten der Preußiſchen der Sieg geblieben, durch einen Musqueten- ſchuß, ſo ihn durch den Kopf getroffen, für Gottes, des Königs und des Vaterlandes Ehr’ und Rechte, ſeinen Heldengeiſt auf- gegeben, nachdem er ſein Alter gebracht auf 29 Jahr und 4 Monat.“ Ein andrer Schlabrendorf, der 55 Jahre früher vor Ofen fiel und auch ebendaſelbſt begraben wurde, hat ſelbſtverſtändlich keinen Grabſtein in Groeben, ſondern nur eine Gedächtnißtafel, mit einer Malerei darüber. Man ſieht einen Fluß (die Donau), an deſſen Ufer hüben und drüben zwei baſtionsartige Feſtungs- werke: Peſt und Ofen, liegen. Ueber dem einen Feſtungswerke ſteht eine große, rauchumhüllte Feuerkugel, die muthmaßlich als eine platzende Bombe gelten ſoll. Eine naive ſymboliſche Dar- ſtellung eines durch Bombardement erlittenen Todes. Darunter ſteht: Der hochedelgeborene Herr, Herr Guſtavus Albertus v. Schla- brendorf, iſt geboren Anno 1665 den 21. Juni, ſein Leben aber

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/415>, abgerufen am 26.11.2024.