an um so wechselnder. Der nächste Besitzer war Bischof Ursinus (nach seinem vollen Namen: Benjamin Ursinus v. Bär), der am 18. Januar des Jahres 1701 den Kurfürsten Friedrich III. als ersten König von Preußen in Königsberg krönte. Mit dem geistlichen Würdenträger, der wenigstens zeitweilig hier weilte, kam ein reicheres Leben an diese bis dahin schlichte Stätte: der Bischof baute ein Lusthaus am See, Kammerdiener, Gärtner, Koch und Küfer gingen aus und ein, aber die Gemeinde wurde dieses reichen Lebens nicht froh und alte Kammergerichts-Acten erzählen von Klagen des Bischofs gegen die Gemeinde und von Klagen der Gemeinde gegen den Bischof. 1715 trat es dieser an seinen Sohn, den Stallmeister Johann Wilhelm v. Bär ab, der es ebenfalls nur kurze Zeit besaß (bis 1721) und beim Verkaufe sich nichts reservirte als eine Begräbnißstätte. Die wurde ihm. 1750 wurde er im Kirchengewölbe beigesetzt; bei- nah 30 Jahre, nachdem er den Besitz des Gutes aufgegeben hatte.
Bis 1804 war Gütergotz Königlich. In diesem Jahre kaufte es der General-Lotterie-Director und Geheime Finanz- rath Grothe, der aber freilich ähnlich wie der ältere Ursinus, dieses Besitzes wenig froh werden sollte. Wie dieser fing er an zu reformiren, separirte den gutsherrlichen von dem bäuer- lichen Acker, brach ein paar Bauergehöfte, die ihm unbequem lagen, ab und baute sie an anderer Stelle wieder auf, zog das gewonnene Terrain mit in seine Park- und Gartenanlagen hinein, erbaute auf solidem Feldstein-Unterbau -- auf einer sogenannten Rustica -- das jetzige Schloß und gab ihm einen stumpfen Thurm, dessen Plattform einen weiten Blick ins Land gestattete. Dieselbe Rührigkeit, die diesen emporgekommenen Mann (er hatte als Privatsecretär des damaligen Generalpäch- ters der Lotterie seine Laufbahn begonnen und sie durch Gewinn des großen Looses gekrönt) von jeher ausgezeichnet hatte, zeigte sich auch jetzt in der Raschheit und Umsicht, mit der er Gütergotz in einen anmuthigen Platz umzuschaffen verstand. Aber noch ehe er mit seinen Plänen zu Ende war, brach der October
an um ſo wechſelnder. Der nächſte Beſitzer war Biſchof Urſinus (nach ſeinem vollen Namen: Benjamin Urſinus v. Bär), der am 18. Januar des Jahres 1701 den Kurfürſten Friedrich III. als erſten König von Preußen in Königsberg krönte. Mit dem geiſtlichen Würdenträger, der wenigſtens zeitweilig hier weilte, kam ein reicheres Leben an dieſe bis dahin ſchlichte Stätte: der Biſchof baute ein Luſthaus am See, Kammerdiener, Gärtner, Koch und Küfer gingen aus und ein, aber die Gemeinde wurde dieſes reichen Lebens nicht froh und alte Kammergerichts-Acten erzählen von Klagen des Biſchofs gegen die Gemeinde und von Klagen der Gemeinde gegen den Biſchof. 1715 trat es dieſer an ſeinen Sohn, den Stallmeiſter Johann Wilhelm v. Bär ab, der es ebenfalls nur kurze Zeit beſaß (bis 1721) und beim Verkaufe ſich nichts reſervirte als eine Begräbnißſtätte. Die wurde ihm. 1750 wurde er im Kirchengewölbe beigeſetzt; bei- nah 30 Jahre, nachdem er den Beſitz des Gutes aufgegeben hatte.
Bis 1804 war Gütergotz Königlich. In dieſem Jahre kaufte es der General-Lotterie-Director und Geheime Finanz- rath Grothe, der aber freilich ähnlich wie der ältere Urſinus, dieſes Beſitzes wenig froh werden ſollte. Wie dieſer fing er an zu reformiren, ſeparirte den gutsherrlichen von dem bäuer- lichen Acker, brach ein paar Bauergehöfte, die ihm unbequem lagen, ab und baute ſie an anderer Stelle wieder auf, zog das gewonnene Terrain mit in ſeine Park- und Gartenanlagen hinein, erbaute auf ſolidem Feldſtein-Unterbau — auf einer ſogenannten Ruſtica — das jetzige Schloß und gab ihm einen ſtumpfen Thurm, deſſen Plattform einen weiten Blick ins Land geſtattete. Dieſelbe Rührigkeit, die dieſen emporgekommenen Mann (er hatte als Privatſecretär des damaligen Generalpäch- ters der Lotterie ſeine Laufbahn begonnen und ſie durch Gewinn des großen Looſes gekrönt) von jeher ausgezeichnet hatte, zeigte ſich auch jetzt in der Raſchheit und Umſicht, mit der er Gütergotz in einen anmuthigen Platz umzuſchaffen verſtand. Aber noch ehe er mit ſeinen Plänen zu Ende war, brach der October
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an um ſo wechſelnder. Der nächſte Beſitzer war Biſchof Urſinus
(nach ſeinem vollen Namen: Benjamin Urſinus v. Bär), der
am 18. Januar des Jahres 1701 den Kurfürſten Friedrich III.
als erſten König von Preußen in Königsberg krönte. Mit dem
geiſtlichen Würdenträger, der wenigſtens zeitweilig hier weilte,
kam ein reicheres Leben an dieſe bis dahin ſchlichte Stätte: der
Biſchof baute ein Luſthaus am See, Kammerdiener, Gärtner,
Koch und Küfer gingen aus und ein, aber die Gemeinde wurde
dieſes reichen Lebens nicht froh und alte Kammergerichts-Acten
erzählen von Klagen des Biſchofs gegen die Gemeinde und von
Klagen der Gemeinde gegen den Biſchof. 1715 trat es dieſer
an ſeinen Sohn, den Stallmeiſter Johann Wilhelm v. Bär ab,
der es ebenfalls nur kurze Zeit beſaß (bis 1721) und beim
Verkaufe ſich nichts reſervirte als eine Begräbnißſtätte. Die
wurde ihm. 1750 wurde er im Kirchengewölbe beigeſetzt; bei-
nah 30 Jahre, nachdem er den Beſitz des Gutes aufgegeben
hatte.
Bis 1804 war Gütergotz Königlich. In dieſem Jahre
kaufte es der General-Lotterie-Director und Geheime Finanz-
rath Grothe, der aber freilich ähnlich wie der ältere Urſinus,
dieſes Beſitzes wenig froh werden ſollte. Wie dieſer fing er
an zu reformiren, ſeparirte den gutsherrlichen von dem bäuer-
lichen Acker, brach ein paar Bauergehöfte, die ihm unbequem
lagen, ab und baute ſie an anderer Stelle wieder auf, zog das
gewonnene Terrain mit in ſeine Park- und Gartenanlagen
hinein, erbaute auf ſolidem Feldſtein-Unterbau — auf einer
ſogenannten Ruſtica — das jetzige Schloß und gab ihm einen
ſtumpfen Thurm, deſſen Plattform einen weiten Blick ins Land
geſtattete. Dieſelbe Rührigkeit, die dieſen emporgekommenen
Mann (er hatte als Privatſecretär des damaligen Generalpäch-
ters der Lotterie ſeine Laufbahn begonnen und ſie durch Gewinn
des großen Looſes gekrönt) von jeher ausgezeichnet hatte, zeigte
ſich auch jetzt in der Raſchheit und Umſicht, mit der er Gütergotz
in einen anmuthigen Platz umzuſchaffen verſtand. Aber noch
ehe er mit ſeinen Plänen zu Ende war, brach der October
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der dritte Band "Ost-Havelland. Die Landschaft um Spandau, Potsdam, Brandenburg" 1873 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/377>, abgerufen am 24.11.2024.
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