Wie recht der alte Semler hatte, darüber gaben die trotz aller Vorsicht und Geheimthuerei nach und nach in die Oeffent- lichkeit dringenden Schriften des modernen Rosenkreuzerthums die beste Auskunft. Umkehr, Absolutismus, Orthodoxie -- das war ihr Inhalt. Wir geben einige Belagstellen zunächst aus der "Original-Instruction für die Oberen der untern Klassen."
pag. 27.
Der hohe Orden, der die Sache Christi mit Macht und Eifer betreibt, weil sie seine eigene ist, hat die Größe des Menschengeschlechtes sehr am Herzen.
pag. 30.
"Der Zirkel-Director soll den Brüdern tiefe Ehrfurcht gegen den Befehl Gottes einprägen, daß wir hier glauben und dort erst schauen. Er soll ihnen auch die gewisse und freudige Hoffnung machen, daß, bei zunehmendem Wachsthum im Orden, ihr Glaube viele starke Stützen erhalten und sie manches, ihnen jetzt noch Unbegreifliche in den Geheimnissen unserer allerheilig- sten Religion mit mathematischer Gewißheit einsehen werden."
pag. 88.
Der Orden kettet den Himmel an die Erde und öffnet den versperrten Weg zum Paradiese wiederum. Seine höchsten Vor- steher sind, im allergenauesten Verstande, Freunde Gottes, wahre Jünger Christi, weit über den Rest der Sterblichen erhaben, Meister über die ganze Natur, die mit der einen Hand auf das siegreiche Kreuz der Versöhnung gelehnt, mit der andern die lange Ordenskette festhalten.
So weit die Auszüge aus der "Instruction."
Energischer noch traten die Grundgedanken des Ordens, die man vielleicht am besten mit "Umkehr zur Strenggläubigkeit und Mysticismus" bezeichnen kann, in einem 1782 zu Berlin erschienenen Buche hervor, das den Titel führte: "Die Pflich- ten der Gold- und Rosenkreuzer alten Systems; von Chry- sophiron." Dies Buch wurde bloß für die Junioren des Ordens gedruckt und sehr geheim gehalten. Ein Exemplar besaß der russische Major Kutusow, der (wie man glaubt eben dieser
Wie recht der alte Semler hatte, darüber gaben die trotz aller Vorſicht und Geheimthuerei nach und nach in die Oeffent- lichkeit dringenden Schriften des modernen Roſenkreuzerthums die beſte Auskunft. Umkehr, Abſolutismus, Orthodoxie — das war ihr Inhalt. Wir geben einige Belagſtellen zunächſt aus der „Original-Inſtruction für die Oberen der untern Klaſſen.“
pag. 27.
Der hohe Orden, der die Sache Chriſti mit Macht und Eifer betreibt, weil ſie ſeine eigene iſt, hat die Größe des Menſchengeſchlechtes ſehr am Herzen.
pag. 30.
„Der Zirkel-Director ſoll den Brüdern tiefe Ehrfurcht gegen den Befehl Gottes einprägen, daß wir hier glauben und dort erſt ſchauen. Er ſoll ihnen auch die gewiſſe und freudige Hoffnung machen, daß, bei zunehmendem Wachsthum im Orden, ihr Glaube viele ſtarke Stützen erhalten und ſie manches, ihnen jetzt noch Unbegreifliche in den Geheimniſſen unſerer allerheilig- ſten Religion mit mathematiſcher Gewißheit einſehen werden.“
pag. 88.
Der Orden kettet den Himmel an die Erde und öffnet den verſperrten Weg zum Paradieſe wiederum. Seine höchſten Vor- ſteher ſind, im allergenaueſten Verſtande, Freunde Gottes, wahre Jünger Chriſti, weit über den Reſt der Sterblichen erhaben, Meiſter über die ganze Natur, die mit der einen Hand auf das ſiegreiche Kreuz der Verſöhnung gelehnt, mit der andern die lange Ordenskette feſthalten.
So weit die Auszüge aus der „Inſtruction.“
Energiſcher noch traten die Grundgedanken des Ordens, die man vielleicht am beſten mit „Umkehr zur Strenggläubigkeit und Myſticismus“ bezeichnen kann, in einem 1782 zu Berlin erſchienenen Buche hervor, das den Titel führte: „Die Pflich- ten der Gold- und Roſenkreuzer alten Syſtems; von Chry- ſophiron.“ Dies Buch wurde bloß für die Junioren des Ordens gedruckt und ſehr geheim gehalten. Ein Exemplar beſaß der ruſſiſche Major Kutuſow, der (wie man glaubt eben dieſer
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Wie recht der alte Semler hatte, darüber gaben die trotz
aller Vorſicht und Geheimthuerei nach und nach in die Oeffent-
lichkeit dringenden Schriften des modernen Roſenkreuzerthums
die beſte Auskunft. Umkehr, Abſolutismus, Orthodoxie — das
war ihr Inhalt. Wir geben einige Belagſtellen zunächſt aus
der „Original-Inſtruction für die Oberen der untern Klaſſen.“
pag. 27.
Der hohe Orden, der die Sache Chriſti mit Macht
und Eifer betreibt, weil ſie ſeine eigene iſt, hat die Größe
des Menſchengeſchlechtes ſehr am Herzen.
pag. 30.
„Der Zirkel-Director ſoll den Brüdern tiefe Ehrfurcht
gegen den Befehl Gottes einprägen, daß wir hier glauben und
dort erſt ſchauen. Er ſoll ihnen auch die gewiſſe und freudige
Hoffnung machen, daß, bei zunehmendem Wachsthum im Orden,
ihr Glaube viele ſtarke Stützen erhalten und ſie manches, ihnen
jetzt noch Unbegreifliche in den Geheimniſſen unſerer allerheilig-
ſten Religion mit mathematiſcher Gewißheit einſehen werden.“
pag. 88.
Der Orden kettet den Himmel an die Erde und öffnet den
verſperrten Weg zum Paradieſe wiederum. Seine höchſten Vor-
ſteher ſind, im allergenaueſten Verſtande, Freunde Gottes,
wahre Jünger Chriſti, weit über den Reſt der Sterblichen
erhaben, Meiſter über die ganze Natur, die mit der einen Hand
auf das ſiegreiche Kreuz der Verſöhnung gelehnt,
mit der andern die lange Ordenskette feſthalten.
So weit die Auszüge aus der „Inſtruction.“
Energiſcher noch traten die Grundgedanken des Ordens,
die man vielleicht am beſten mit „Umkehr zur Strenggläubigkeit
und Myſticismus“ bezeichnen kann, in einem 1782 zu Berlin
erſchienenen Buche hervor, das den Titel führte: „Die Pflich-
ten der Gold- und Roſenkreuzer alten Syſtems; von Chry-
ſophiron.“ Dies Buch wurde bloß für die Junioren des
Ordens gedruckt und ſehr geheim gehalten. Ein Exemplar beſaß
der ruſſiſche Major Kutuſow, der (wie man glaubt eben dieſer
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der dritte Band "Ost-Havelland. Die Landschaft um Spandau, Potsdam, Brandenburg" 1873 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/328>, abgerufen am 24.11.2024.
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