Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.wirklich schon zerbröckelter Wirthschafts-Gebäude, erhoben sich Wir treten jetzt in ihn ein. Der prächtige, 20 Morgen große Park nimmt uns auf. In der Nähe des Herrenhauses steht eine mächtige Kasta- *) In der Nähe dieses Baumes, auf einem Gras-Rondel, steht ein leichtes österreichisches Feldgeschütz, wie jedes Bataillon in alten Tagen eins aufzuweisen hatte. Es wurde in einer der Schlachten des 7jährigen Krieges von den Preußen genommen. Friedrich II. schenkte es dem Grafen Pinto auf Mettkau; durch dessen Wittwe, "die Gräfin," kam es nach Marquardt. An gewissen Tagen wird ein Schuß daraus abgefeuert. Jedesmal vorm Laden schüttet der Gärtner Pulver ins Zündloch und zündet es an, um das Geschütz auszubrennen. Als es das letzte Mal geschah, flogen, zu heiterer Ueberraschung aller Umstehenden, nicht nur Eierschalen aus der Mündung heraus, sondern mit den Eier- schalen zugleich ein halbverbrannter Wiesel, der in dem Kanonenrohr Quartier genommen und von hier aus den Hühnerstall geplündert hatte. Fontane, Wanderungen. III. 19
wirklich ſchon zerbröckelter Wirthſchafts-Gebäude, erhoben ſich Wir treten jetzt in ihn ein. Der prächtige, 20 Morgen große Park nimmt uns auf. In der Nähe des Herrenhauſes ſteht eine mächtige Kaſta- *) In der Nähe dieſes Baumes, auf einem Gras-Rondel, ſteht ein leichtes öſterreichiſches Feldgeſchütz, wie jedes Bataillon in alten Tagen eins aufzuweiſen hatte. Es wurde in einer der Schlachten des 7jährigen Krieges von den Preußen genommen. Friedrich II. ſchenkte es dem Grafen Pinto auf Mettkau; durch deſſen Wittwe, „die Gräfin,“ kam es nach Marquardt. An gewiſſen Tagen wird ein Schuß daraus abgefeuert. Jedesmal vorm Laden ſchüttet der Gärtner Pulver ins Zündloch und zündet es an, um das Geſchütz auszubrennen. Als es das letzte Mal geſchah, flogen, zu heiterer Ueberraſchung aller Umſtehenden, nicht nur Eierſchalen aus der Mündung heraus, ſondern mit den Eier- ſchalen zugleich ein halbverbrannter Wieſel, der in dem Kanonenrohr Quartier genommen und von hier aus den Hühnerſtall geplündert hatte. Fontane, Wanderungen. III. 19
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wirklich ſchon zerbröckelter Wirthſchafts-Gebäude, erhoben ſich
wieder Ställe und Scheunen, Alles ſauber, glau, feſt. Mar-
quardt war wieder ein ſchöner Beſitz geworden.
Wir treten jetzt in ihn ein.
Der prächtige, 20 Morgen große Park nimmt uns auf.
Er iſt, in ſeiner gegenwärtigen Geſtalt, im Weſentlichen eine
Schöpfung des Günſtling-Generals. Seine Lage iſt prächtig;
in mehreren Terraſſen, wie ſchon zu Eingang dieſes Capitels
angedeutet, ſteigt er zu dem breiten, ſonnenbeſchienenen Schlä-
nitz-See nieder, an deſſen Ufern, nach Süden und Südweſten
hin, die Kirchthürme benachbarter Dörfer ſichtbar werden. Mit
der Schönheit ſeiner Lage wetteifert die Schönheit der alten
Bäume: Akazien und Linden, Platanen und Ahorn, zwiſchen
die ſich grüne Raſenflächen und Gruppen von Tannen und
Weymuths-Kiefern einſchieben.
In der Nähe des Herrenhauſes ſteht eine mächtige Kaſta-
nie in vollem Blüthenflor. Sie iſt wie ein Rieſenbouquet; die
weitausgeſtreckten Zweige neigen ſich bis zur Erde. Es iſt dies
der Baum, der am Tauftage des Sohnes und Erben, in Ge-
genwart des Königs, gepflanzt wurde. Die Familie erloſch,
der Baum gedieh. *) An ihm vorbei treten wir in das Her-
renhaus.
*) In der Nähe dieſes Baumes, auf einem Gras-Rondel, ſteht
ein leichtes öſterreichiſches Feldgeſchütz, wie jedes Bataillon in alten
Tagen eins aufzuweiſen hatte. Es wurde in einer der Schlachten des
7jährigen Krieges von den Preußen genommen. Friedrich II. ſchenkte
es dem Grafen Pinto auf Mettkau; durch deſſen Wittwe, „die Gräfin,“
kam es nach Marquardt. An gewiſſen Tagen wird ein Schuß daraus
abgefeuert. Jedesmal vorm Laden ſchüttet der Gärtner Pulver ins
Zündloch und zündet es an, um das Geſchütz auszubrennen. Als es das
letzte Mal geſchah, flogen, zu heiterer Ueberraſchung aller Umſtehenden,
nicht nur Eierſchalen aus der Mündung heraus, ſondern mit den Eier-
ſchalen zugleich ein halbverbrannter Wieſel, der in dem Kanonenrohr
Quartier genommen und von hier aus den Hühnerſtall geplündert
hatte.
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