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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

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Geleit. Zugleich symbolisch ausdrückend: ich lasse nun die
Welt.

Und er ließ die Welt. Sein Dorf, sein Haus, sein Park
füllten von nun an seine Seele. Mit seinen Bauern stand er
gut; die Auseinanderlegung der Aecker, die sogenannte "Sepa-
ration," die gesetzlich erst zehn Jahre später ins Leben trat,
führte er durch freie Vereinbarung durch; er erweiterte und
schmückte das Schloß, den Park; dem letztern, durch Ankauf
von Bauerhöfen (die alten Brunnenstellen lassen sich noch er-
kennen), wie durch Anpflanzung werthvoller Bäume, gab er seine
gegenwärtige Gestalt. Alle Wege, die durch die Gutsäcker führ-
ten, ließ er mit Obstbäumen, die er für bedeutende Summen
aus dem Dessauischen bezog, bepflanzen und schuf dadurch eine
Cultur, die noch jetzt eine nicht unerhebliche jährliche Rente
abwirft. Er hatte ganz die Ackerbau-Passion, den tiefen Zug
für Natur und einfache Verhältnisse, den man bei allen
Personen beobachten kann, die sich aus der Hofsphäre
oder aus hohen Berufsstellungen in einfache Verhältnisse, aus
dem glänzenden Schein in die Wirklichkeit des Lebens zurück-
ziehen.

Der Verkehr im Hause war ein ziemlich reger. Die starr-
katholischen und noch mehr fast die starr-ökonomischen Grund-
sätze seiner zweiten Frau griffen gelegentlich störend ein; seine
Bonhommie wußte aber alles wieder auszugleichen. Mit dem
benachbarten Adel stand er auf gutem Fuß; die Beziehungen
zur Potsdamer Gesellschaft waren wenigstens nicht abgebrochen;
nur die eigentlichen Hofkreise, die der an oberster Stelle herr-
schenden Empfindung Folge geben mußten, hielten sich zurück.
Friedrich Wilhelm III., so oft er auch auf dem Wege nach
Paretz das Marquardter Herrenhaus zu passiren hatte, hielt nie
vor demselben an; die Jahre, die nun mal die Signatur: Rietz,
Wöllner, Bischofswerder trugen (trotzdem er zu dem letzteren
nie in einem directen Gegensatze stand) lebten zu unliebsam in
der Erinnerung fort, um eine Annäherung wünschenswerth er-
scheinen zu lassen.

Geleit. Zugleich ſymboliſch ausdrückend: ich laſſe nun die
Welt.

Und er ließ die Welt. Sein Dorf, ſein Haus, ſein Park
füllten von nun an ſeine Seele. Mit ſeinen Bauern ſtand er
gut; die Auseinanderlegung der Aecker, die ſogenannte „Sepa-
ration,“ die geſetzlich erſt zehn Jahre ſpäter ins Leben trat,
führte er durch freie Vereinbarung durch; er erweiterte und
ſchmückte das Schloß, den Park; dem letztern, durch Ankauf
von Bauerhöfen (die alten Brunnenſtellen laſſen ſich noch er-
kennen), wie durch Anpflanzung werthvoller Bäume, gab er ſeine
gegenwärtige Geſtalt. Alle Wege, die durch die Gutsäcker führ-
ten, ließ er mit Obſtbäumen, die er für bedeutende Summen
aus dem Deſſauiſchen bezog, bepflanzen und ſchuf dadurch eine
Cultur, die noch jetzt eine nicht unerhebliche jährliche Rente
abwirft. Er hatte ganz die Ackerbau-Paſſion, den tiefen Zug
für Natur und einfache Verhältniſſe, den man bei allen
Perſonen beobachten kann, die ſich aus der Hofſphäre
oder aus hohen Berufsſtellungen in einfache Verhältniſſe, aus
dem glänzenden Schein in die Wirklichkeit des Lebens zurück-
ziehen.

Der Verkehr im Hauſe war ein ziemlich reger. Die ſtarr-
katholiſchen und noch mehr faſt die ſtarr-ökonomiſchen Grund-
ſätze ſeiner zweiten Frau griffen gelegentlich ſtörend ein; ſeine
Bonhommie wußte aber alles wieder auszugleichen. Mit dem
benachbarten Adel ſtand er auf gutem Fuß; die Beziehungen
zur Potsdamer Geſellſchaft waren wenigſtens nicht abgebrochen;
nur die eigentlichen Hofkreiſe, die der an oberſter Stelle herr-
ſchenden Empfindung Folge geben mußten, hielten ſich zurück.
Friedrich Wilhelm III., ſo oft er auch auf dem Wege nach
Paretz das Marquardter Herrenhaus zu paſſiren hatte, hielt nie
vor demſelben an; die Jahre, die nun mal die Signatur: Rietz,
Wöllner, Biſchofswerder trugen (trotzdem er zu dem letzteren
nie in einem directen Gegenſatze ſtand) lebten zu unliebſam in
der Erinnerung fort, um eine Annäherung wünſchenswerth er-
ſcheinen zu laſſen.

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[267/0285] Geleit. Zugleich ſymboliſch ausdrückend: ich laſſe nun die Welt. Und er ließ die Welt. Sein Dorf, ſein Haus, ſein Park füllten von nun an ſeine Seele. Mit ſeinen Bauern ſtand er gut; die Auseinanderlegung der Aecker, die ſogenannte „Sepa- ration,“ die geſetzlich erſt zehn Jahre ſpäter ins Leben trat, führte er durch freie Vereinbarung durch; er erweiterte und ſchmückte das Schloß, den Park; dem letztern, durch Ankauf von Bauerhöfen (die alten Brunnenſtellen laſſen ſich noch er- kennen), wie durch Anpflanzung werthvoller Bäume, gab er ſeine gegenwärtige Geſtalt. Alle Wege, die durch die Gutsäcker führ- ten, ließ er mit Obſtbäumen, die er für bedeutende Summen aus dem Deſſauiſchen bezog, bepflanzen und ſchuf dadurch eine Cultur, die noch jetzt eine nicht unerhebliche jährliche Rente abwirft. Er hatte ganz die Ackerbau-Paſſion, den tiefen Zug für Natur und einfache Verhältniſſe, den man bei allen Perſonen beobachten kann, die ſich aus der Hofſphäre oder aus hohen Berufsſtellungen in einfache Verhältniſſe, aus dem glänzenden Schein in die Wirklichkeit des Lebens zurück- ziehen. Der Verkehr im Hauſe war ein ziemlich reger. Die ſtarr- katholiſchen und noch mehr faſt die ſtarr-ökonomiſchen Grund- ſätze ſeiner zweiten Frau griffen gelegentlich ſtörend ein; ſeine Bonhommie wußte aber alles wieder auszugleichen. Mit dem benachbarten Adel ſtand er auf gutem Fuß; die Beziehungen zur Potsdamer Geſellſchaft waren wenigſtens nicht abgebrochen; nur die eigentlichen Hofkreiſe, die der an oberſter Stelle herr- ſchenden Empfindung Folge geben mußten, hielten ſich zurück. Friedrich Wilhelm III., ſo oft er auch auf dem Wege nach Paretz das Marquardter Herrenhaus zu paſſiren hatte, hielt nie vor demſelben an; die Jahre, die nun mal die Signatur: Rietz, Wöllner, Biſchofswerder trugen (trotzdem er zu dem letzteren nie in einem directen Gegenſatze ſtand) lebten zu unliebſam in der Erinnerung fort, um eine Annäherung wünſchenswerth er- ſcheinen zu laſſen.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/285>, abgerufen am 24.11.2024.