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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

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nicht beistimmen. Es ist eine nicht wegzuleugnende Thatsache,
daß Bischofswerder ein Rosenkreuzer war, daß er mehr als
einmal in Berlin im Palais der Lichtenau, in Sanssouci in
einem am Fuß der Terrasse gelegenen Hause, endlich im Bel-
vedere zu Charlottenburg wirklich "Geister" erscheinen ließ und
daß er bis zuletzt in seinem Glauben an alchymistische und
kabbalistische Vorgänge aushielt. Es ist höchst wahrscheinlich,
daß die Grotte ähnlichen Zwecken diente und nur darüber kann
ein Zweifel sein, ob der König, der im Ganzen vielleicht nur
vier, fünf Mal in Marquardt war, an diesen rosenkreuzerischen
Reunions theilnahm.

Am 16. November 1797 starb der König. Noch einmal,
auf wenige Tage, wurde Bischofswerder aus der Stille von
Marquardt herausgerissen und mitten in die Tagesereignisse
hineingestellt, aber nur um dann ganz und für immer in die
ihm liebgewordene Stille zurückzukehren.

Während des Hinscheidens Friedrich Wilhelms II. befand
sich Bischofswerder im Vorzimmer. Er traf rasch und mit Um-
sicht alle Vorkehrungen, die der Moment erheischte, ließ die
Eingänge zum neuen Garten, bez. zum Marmorpalais besetzen,
warf sich dann aufs Pferd und eilte nach Berlin, um, als
Erster, den Kronprinzen als König zu begrüßen. Er empfing
den Stern des schwarzen Adlerordens. Ob diese Auszeichnung
ihn einen Augenblick glauben machte, er werde sich auch unter
dem neuen Regime behaupten können, lassen wir dahin gestellt
sein. Es ist nicht wahrscheinlich. Beim Begräbniß des Königs
trat er zum letzten Mal in den Vordergrund.

Es war im Dom; das officielle Preußen war versammelt,
Lichter brannten, Uniform an Uniform, nur vor dem Altar ein
leerer Platz: auf der Versenkung, die in die Gruft führt, stand
der Sarg. Jetzt wurde das Zeichen gegeben. In demselben
Augenblick trat Bischofswerder, eine Fackel in der Hand, neben
den Sarg und der Todte und der Lebende stiegen gleichzeitig
in die Tiefe. Es machte auf Alle, auch auf die Gegner
des Mannes, einen mächtigen Eindruck. Es war das letzte

nicht beiſtimmen. Es iſt eine nicht wegzuleugnende Thatſache,
daß Biſchofswerder ein Roſenkreuzer war, daß er mehr als
einmal in Berlin im Palais der Lichtenau, in Sansſouci in
einem am Fuß der Terraſſe gelegenen Hauſe, endlich im Bel-
vedere zu Charlottenburg wirklich „Geiſter“ erſcheinen ließ und
daß er bis zuletzt in ſeinem Glauben an alchymiſtiſche und
kabbaliſtiſche Vorgänge aushielt. Es iſt höchſt wahrſcheinlich,
daß die Grotte ähnlichen Zwecken diente und nur darüber kann
ein Zweifel ſein, ob der König, der im Ganzen vielleicht nur
vier, fünf Mal in Marquardt war, an dieſen roſenkreuzeriſchen
Reunions theilnahm.

Am 16. November 1797 ſtarb der König. Noch einmal,
auf wenige Tage, wurde Biſchofswerder aus der Stille von
Marquardt herausgeriſſen und mitten in die Tagesereigniſſe
hineingeſtellt, aber nur um dann ganz und für immer in die
ihm liebgewordene Stille zurückzukehren.

Während des Hinſcheidens Friedrich Wilhelms II. befand
ſich Biſchofswerder im Vorzimmer. Er traf raſch und mit Um-
ſicht alle Vorkehrungen, die der Moment erheiſchte, ließ die
Eingänge zum neuen Garten, bez. zum Marmorpalais beſetzen,
warf ſich dann aufs Pferd und eilte nach Berlin, um, als
Erſter, den Kronprinzen als König zu begrüßen. Er empfing
den Stern des ſchwarzen Adlerordens. Ob dieſe Auszeichnung
ihn einen Augenblick glauben machte, er werde ſich auch unter
dem neuen Regime behaupten können, laſſen wir dahin geſtellt
ſein. Es iſt nicht wahrſcheinlich. Beim Begräbniß des Königs
trat er zum letzten Mal in den Vordergrund.

Es war im Dom; das officielle Preußen war verſammelt,
Lichter brannten, Uniform an Uniform, nur vor dem Altar ein
leerer Platz: auf der Verſenkung, die in die Gruft führt, ſtand
der Sarg. Jetzt wurde das Zeichen gegeben. In demſelben
Augenblick trat Biſchofswerder, eine Fackel in der Hand, neben
den Sarg und der Todte und der Lebende ſtiegen gleichzeitig
in die Tiefe. Es machte auf Alle, auch auf die Gegner
des Mannes, einen mächtigen Eindruck. Es war das letzte

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[266/0284] nicht beiſtimmen. Es iſt eine nicht wegzuleugnende Thatſache, daß Biſchofswerder ein Roſenkreuzer war, daß er mehr als einmal in Berlin im Palais der Lichtenau, in Sansſouci in einem am Fuß der Terraſſe gelegenen Hauſe, endlich im Bel- vedere zu Charlottenburg wirklich „Geiſter“ erſcheinen ließ und daß er bis zuletzt in ſeinem Glauben an alchymiſtiſche und kabbaliſtiſche Vorgänge aushielt. Es iſt höchſt wahrſcheinlich, daß die Grotte ähnlichen Zwecken diente und nur darüber kann ein Zweifel ſein, ob der König, der im Ganzen vielleicht nur vier, fünf Mal in Marquardt war, an dieſen roſenkreuzeriſchen Reunions theilnahm. Am 16. November 1797 ſtarb der König. Noch einmal, auf wenige Tage, wurde Biſchofswerder aus der Stille von Marquardt herausgeriſſen und mitten in die Tagesereigniſſe hineingeſtellt, aber nur um dann ganz und für immer in die ihm liebgewordene Stille zurückzukehren. Während des Hinſcheidens Friedrich Wilhelms II. befand ſich Biſchofswerder im Vorzimmer. Er traf raſch und mit Um- ſicht alle Vorkehrungen, die der Moment erheiſchte, ließ die Eingänge zum neuen Garten, bez. zum Marmorpalais beſetzen, warf ſich dann aufs Pferd und eilte nach Berlin, um, als Erſter, den Kronprinzen als König zu begrüßen. Er empfing den Stern des ſchwarzen Adlerordens. Ob dieſe Auszeichnung ihn einen Augenblick glauben machte, er werde ſich auch unter dem neuen Regime behaupten können, laſſen wir dahin geſtellt ſein. Es iſt nicht wahrſcheinlich. Beim Begräbniß des Königs trat er zum letzten Mal in den Vordergrund. Es war im Dom; das officielle Preußen war verſammelt, Lichter brannten, Uniform an Uniform, nur vor dem Altar ein leerer Platz: auf der Verſenkung, die in die Gruft führt, ſtand der Sarg. Jetzt wurde das Zeichen gegeben. In demſelben Augenblick trat Biſchofswerder, eine Fackel in der Hand, neben den Sarg und der Todte und der Lebende ſtiegen gleichzeitig in die Tiefe. Es machte auf Alle, auch auf die Gegner des Mannes, einen mächtigen Eindruck. Es war das letzte

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/284>, abgerufen am 24.11.2024.