den nunmehrigen Major v. Bischofswerder in seine Suite auf, worauf sich dieser in Potsdam niederließ. Die schon citirte Schrift schreibt über die sich unmittelbar anschließende Epoche (von 1780--86) das Folgende:
"Um diese Zeit war es auch, daß der damalige Prinz von Preußen, der spätere König Friedrich Wilhelm II., ihn kennen lernte und seines besonderen Zutrauens würdig fand. Wobei übrigens eigens bemerkt sein mag, daß v. Bischofswerder der einzige aus der Umgebung des Prinzen war, welchen König Friedrich hochzuachten und auszuzeichnen fortfuhr, so groß war die gute Meinung des Königs von Herrn v. B., so fest hielt er sich überzeugt, daß er nicht im Stande wäre, dem Prinzen böse Rathschläge zu ertheilen. Noch mehr. Der Prinz brauchte Bischofswerder, um sich bei den Ministern nach dem Gange der Staatsgeschäfte zu erkundigen, und der König, obwohl er dies wußte, zeigte keinen Argwohn."
Wir lassen dahingestellt sein, in wie weit eine der Familie Bischofswerder wohlwollende Feder (deren es nicht allzu viele gab) hier die Dinge günstiger schilderte, als sie in Wahrheit lagen; gewiß ist nur, daß die Abneigung des großen Königs sich mehr gegen Wöllner und die Enke (die spätere Rietz-Lich- tenau) als gegen Bischofswerder richtete, und daß, was immer es mit dieser Abneigung auf sich haben mochte, sie jedenfalls die Vertrauens-Stellung zum Prinzen von Preußen, die er einnahm, nicht tangirte. In dieser befestigte er sich vielmehr so, daß, als sich im August 1786 die "großen Alten-Fritzen- Augen" endlich schlossen, der Eintritt Bischofswerders in die Stellung eines allvermögenden Günstlings Niemanden mehr überraschte. Dabei suchte er durch Friedensschlüsse mit seinen Gegnern, beispielsweise mit der Rietz, namentlich aber auch durch Besetzung einflußreicher Stellen mit Mitgliedern seiner Familie seine eigene Machtstellung mehr und mehr zu befestigen.
Seine beiden Töchter erster Ehe wurden zu Dames d'atour bei der Königin (die in Monbijou ihren Hofstaat hatte) ernannt; seine Gemahlin aber (nach dem Tode der Frau v. Reith, Ober-
den nunmehrigen Major v. Biſchofswerder in ſeine Suite auf, worauf ſich dieſer in Potsdam niederließ. Die ſchon citirte Schrift ſchreibt über die ſich unmittelbar anſchließende Epoche (von 1780—86) das Folgende:
„Um dieſe Zeit war es auch, daß der damalige Prinz von Preußen, der ſpätere König Friedrich Wilhelm II., ihn kennen lernte und ſeines beſonderen Zutrauens würdig fand. Wobei übrigens eigens bemerkt ſein mag, daß v. Biſchofswerder der einzige aus der Umgebung des Prinzen war, welchen König Friedrich hochzuachten und auszuzeichnen fortfuhr, ſo groß war die gute Meinung des Königs von Herrn v. B., ſo feſt hielt er ſich überzeugt, daß er nicht im Stande wäre, dem Prinzen böſe Rathſchläge zu ertheilen. Noch mehr. Der Prinz brauchte Biſchofswerder, um ſich bei den Miniſtern nach dem Gange der Staatsgeſchäfte zu erkundigen, und der König, obwohl er dies wußte, zeigte keinen Argwohn.“
Wir laſſen dahingeſtellt ſein, in wie weit eine der Familie Biſchofswerder wohlwollende Feder (deren es nicht allzu viele gab) hier die Dinge günſtiger ſchilderte, als ſie in Wahrheit lagen; gewiß iſt nur, daß die Abneigung des großen Königs ſich mehr gegen Wöllner und die Enke (die ſpätere Rietz-Lich- tenau) als gegen Biſchofswerder richtete, und daß, was immer es mit dieſer Abneigung auf ſich haben mochte, ſie jedenfalls die Vertrauens-Stellung zum Prinzen von Preußen, die er einnahm, nicht tangirte. In dieſer befeſtigte er ſich vielmehr ſo, daß, als ſich im Auguſt 1786 die „großen Alten-Fritzen- Augen“ endlich ſchloſſen, der Eintritt Biſchofswerders in die Stellung eines allvermögenden Günſtlings Niemanden mehr überraſchte. Dabei ſuchte er durch Friedensſchlüſſe mit ſeinen Gegnern, beiſpielsweiſe mit der Rietz, namentlich aber auch durch Beſetzung einflußreicher Stellen mit Mitgliedern ſeiner Familie ſeine eigene Machtſtellung mehr und mehr zu befeſtigen.
Seine beiden Töchter erſter Ehe wurden zu Dames d’atour bei der Königin (die in Monbijou ihren Hofſtaat hatte) ernannt; ſeine Gemahlin aber (nach dem Tode der Frau v. Reith, Ober-
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den nunmehrigen Major v. Biſchofswerder in ſeine Suite auf,
worauf ſich dieſer in Potsdam niederließ. Die ſchon citirte
Schrift ſchreibt über die ſich unmittelbar anſchließende Epoche
(von 1780—86) das Folgende:
„Um dieſe Zeit war es auch, daß der damalige Prinz von
Preußen, der ſpätere König Friedrich Wilhelm II., ihn kennen
lernte und ſeines beſonderen Zutrauens würdig fand. Wobei
übrigens eigens bemerkt ſein mag, daß v. Biſchofswerder der
einzige aus der Umgebung des Prinzen war, welchen König
Friedrich hochzuachten und auszuzeichnen fortfuhr, ſo groß war
die gute Meinung des Königs von Herrn v. B., ſo feſt hielt er
ſich überzeugt, daß er nicht im Stande wäre, dem Prinzen böſe
Rathſchläge zu ertheilen. Noch mehr. Der Prinz brauchte
Biſchofswerder, um ſich bei den Miniſtern nach dem Gange der
Staatsgeſchäfte zu erkundigen, und der König, obwohl er dies
wußte, zeigte keinen Argwohn.“
Wir laſſen dahingeſtellt ſein, in wie weit eine der Familie
Biſchofswerder wohlwollende Feder (deren es nicht allzu viele
gab) hier die Dinge günſtiger ſchilderte, als ſie in Wahrheit
lagen; gewiß iſt nur, daß die Abneigung des großen Königs
ſich mehr gegen Wöllner und die Enke (die ſpätere Rietz-Lich-
tenau) als gegen Biſchofswerder richtete, und daß, was immer
es mit dieſer Abneigung auf ſich haben mochte, ſie jedenfalls
die Vertrauens-Stellung zum Prinzen von Preußen, die er
einnahm, nicht tangirte. In dieſer befeſtigte er ſich vielmehr ſo,
daß, als ſich im Auguſt 1786 die „großen Alten-Fritzen-
Augen“ endlich ſchloſſen, der Eintritt Biſchofswerders in die
Stellung eines allvermögenden Günſtlings Niemanden mehr
überraſchte. Dabei ſuchte er durch Friedensſchlüſſe mit ſeinen
Gegnern, beiſpielsweiſe mit der Rietz, namentlich aber auch durch
Beſetzung einflußreicher Stellen mit Mitgliedern ſeiner Familie
ſeine eigene Machtſtellung mehr und mehr zu befeſtigen.
Seine beiden Töchter erſter Ehe wurden zu Dames d’atour
bei der Königin (die in Monbijou ihren Hofſtaat hatte) ernannt;
ſeine Gemahlin aber (nach dem Tode der Frau v. Reith, Ober-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der dritte Band "Ost-Havelland. Die Landschaft um Spandau, Potsdam, Brandenburg" 1873 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/280>, abgerufen am 24.11.2024.
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