Schloß Beuthen und warteten, wie berichtet wird, die Ankunft "der großen Büchse," der sogenannten faulen Grete, ab. Ihr kriegerisches Verdienst scheint also, dieser Andeutung nach zu schließen, kein besonders hervorragendes gewesen zu sein und lediglich in einem geduldigen und möglichst gesicherten Davor- stehen bestanden zu haben.
Schwerlich empfanden Abt und Convent einen Gram dar- über; es lag ihnen nicht an Kriegsruhm, sondern, wie immer, lediglich an Mehrung und Förderung der Klosterinteressen, an wachsendem Besitz und -- guter Nachbarschaft. Diese gute Nachbarschaft hatte Lehnin, das mit den Rochow's grenzte, ein halbes Jahrhundert schmerzlich vermissen müssen. Jetzt traf es sich, daß der Ausgang des Quitzow-Streits unserem Kloster erwünschte Gelegenheit bot, sich auch dieser "guten Nach- barschaft" auf lange Zeit hin zu versichern. In Burg Golzow (dem alten Rochow-Sitz, in der Nähe Lehnin's) war Wichard von Rochow, der treue Anhänger der Quitzow's, gefangen genommen worden. Durch Vermittelung des Abtes, der allen Groll zu rechter Zeit zu vergessen wußte, ward ihm jetzt, dem Wichard, (freilich erst nach Abtretung Potsdams an den Kur- fürsten) die Freiheit und -- Schloß Golzow zurückgegeben. Beide Theile, der Kurfürst und die Rochow's, wußten es dem Vermittler Dank, und dem Kloster waren zwei Freunde gewonnen. --
Abt Heinrich Stich starb wahrscheinlich um 1430.
Abt Arnold. (Etwa von 1456--1467.)
Die Amtsführung des Abtes Heinrich von 1399 bis etwa um 1430 war in eine unruhige Zeit gefallen, und wir sehen all die Zeit über das Kloster in seinen Verwickelungen nach außen; die Regierung des Abtes Arnold fällt in fried- lichere Tage, und die Urkunden, aus jener Zeit her, gönnen uns ausschließlich wieder einen Einblick in innere Streitig- keiten. Sie berichten über Zerwürfnisse, die an die Zustände
Schloß Beuthen und warteten, wie berichtet wird, die Ankunft „der großen Büchſe,“ der ſogenannten faulen Grete, ab. Ihr kriegeriſches Verdienſt ſcheint alſo, dieſer Andeutung nach zu ſchließen, kein beſonders hervorragendes geweſen zu ſein und lediglich in einem geduldigen und möglichſt geſicherten Davor- ſtehen beſtanden zu haben.
Schwerlich empfanden Abt und Convent einen Gram dar- über; es lag ihnen nicht an Kriegsruhm, ſondern, wie immer, lediglich an Mehrung und Förderung der Kloſterintereſſen, an wachſendem Beſitz und — guter Nachbarſchaft. Dieſe gute Nachbarſchaft hatte Lehnin, das mit den Rochow’s grenzte, ein halbes Jahrhundert ſchmerzlich vermiſſen müſſen. Jetzt traf es ſich, daß der Ausgang des Quitzow-Streits unſerem Kloſter erwünſchte Gelegenheit bot, ſich auch dieſer „guten Nach- barſchaft“ auf lange Zeit hin zu verſichern. In Burg Golzow (dem alten Rochow-Sitz, in der Nähe Lehnin’s) war Wichard von Rochow, der treue Anhänger der Quitzow’s, gefangen genommen worden. Durch Vermittelung des Abtes, der allen Groll zu rechter Zeit zu vergeſſen wußte, ward ihm jetzt, dem Wichard, (freilich erſt nach Abtretung Potsdams an den Kur- fürſten) die Freiheit und — Schloß Golzow zurückgegeben. Beide Theile, der Kurfürſt und die Rochow’s, wußten es dem Vermittler Dank, und dem Kloſter waren zwei Freunde gewonnen. —
Abt Heinrich Stich ſtarb wahrſcheinlich um 1430.
Abt Arnold. (Etwa von 1456—1467.)
Die Amtsführung des Abtes Heinrich von 1399 bis etwa um 1430 war in eine unruhige Zeit gefallen, und wir ſehen all die Zeit über das Kloſter in ſeinen Verwickelungen nach außen; die Regierung des Abtes Arnold fällt in fried- lichere Tage, und die Urkunden, aus jener Zeit her, gönnen uns ausſchließlich wieder einen Einblick in innere Streitig- keiten. Sie berichten über Zerwürfniſſe, die an die Zuſtände
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Schloß Beuthen und warteten, wie berichtet wird, die Ankunft
„der großen Büchſe,“ der ſogenannten faulen Grete, ab. Ihr
kriegeriſches Verdienſt ſcheint alſo, dieſer Andeutung nach zu
ſchließen, kein beſonders hervorragendes geweſen zu ſein und
lediglich in einem geduldigen und möglichſt geſicherten Davor-
ſtehen beſtanden zu haben.
Schwerlich empfanden Abt und Convent einen Gram dar-
über; es lag ihnen nicht an Kriegsruhm, ſondern, wie immer,
lediglich an Mehrung und Förderung der Kloſterintereſſen, an
wachſendem Beſitz und — guter Nachbarſchaft. Dieſe
gute Nachbarſchaft hatte Lehnin, das mit den Rochow’s grenzte,
ein halbes Jahrhundert ſchmerzlich vermiſſen müſſen. Jetzt traf
es ſich, daß der Ausgang des Quitzow-Streits unſerem
Kloſter erwünſchte Gelegenheit bot, ſich auch dieſer „guten Nach-
barſchaft“ auf lange Zeit hin zu verſichern. In Burg Golzow
(dem alten Rochow-Sitz, in der Nähe Lehnin’s) war Wichard
von Rochow, der treue Anhänger der Quitzow’s, gefangen
genommen worden. Durch Vermittelung des Abtes, der allen
Groll zu rechter Zeit zu vergeſſen wußte, ward ihm jetzt, dem
Wichard, (freilich erſt nach Abtretung Potsdams an den Kur-
fürſten) die Freiheit und — Schloß Golzow zurückgegeben.
Beide Theile, der Kurfürſt und die Rochow’s, wußten es
dem Vermittler Dank, und dem Kloſter waren zwei Freunde
gewonnen. —
Abt Heinrich Stich ſtarb wahrſcheinlich um 1430.
Abt Arnold. (Etwa von 1456—1467.)
Die Amtsführung des Abtes Heinrich von 1399 bis
etwa um 1430 war in eine unruhige Zeit gefallen, und wir
ſehen all die Zeit über das Kloſter in ſeinen Verwickelungen
nach außen; die Regierung des Abtes Arnold fällt in fried-
lichere Tage, und die Urkunden, aus jener Zeit her, gönnen
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der dritte Band "Ost-Havelland. Die Landschaft um Spandau, Potsdam, Brandenburg" 1873 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/113>, abgerufen am 27.11.2024.
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