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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

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Diese Schwäne sind auf dem ganzen Mittellauf der Havel
zu Hause. Die zahlreichen großen Wasserbecken, die sich hier
finden: der Tegler-See, der Wann-See, der Schwilow, die
Schlänitz, die Wublitz, sind ihre Lieblingsplätze. Ihre Gesammt-
zahl beträgt 2000. In früheren Jahren war es nicht möglich,
diese hohe Zahl zu erreichen. Während der Franzosenzeit waren
sie (ein bequemes Jagdobjekt) zu Hunderten getödtet worden;
später wurden die großstädtischen Eiersammler ihrer Vermehrung
gefährlich. Erst die Festsetzung strenger Strafen machte diesem
Uebelstande ein Ende. Seitdem ist ihre Zahl in einem steten
Wachsen begriffen. Wie mächtige weiße Blumen blühen sie über
die blaue Fläche hin; ein Bild stolzer Freiheit.

Ein Bild der Freiheit. Und doch stehen sie unter Kon-
trolle, in Sommertagen zu der Menschen, in Wintertagen zu
ihrem eigenen Besten. Im Sommer werden sie eingefangen,
um gerupft, im Winter, um gefüttert zu werden. So bringt
die Kultur ihre sommerliche Unthat im Winter wieder in
Balance. Auf die Procedur des Einfangens kommen wir
weiterhin zurück.

Die 2000 Schwäne zerfallen in Schwäne der Ober- und
Unter-Havel; das Gebiet der einen reicht von Tegel bis Pots-
dam, das der andern von Potsdam bis Brandenburg. Die
Glieniker Brücke zieht die Grenze. Die Schwäne der oberen
Havel stehen unter der Herrschaft der spandauer, die Schwäne
der unteren Havel unter der der potsdamer Fischer. Man könnte
dieß die Eintheilung der "Provinz Havelschwan" in zwei Regie-
rungsbezirke nennen. Diese großen Bezirke aber zerfallen wieder
in eben so viele Kreise, als es Haveldörfer gibt, besonders auf
der Strecke von Potsdam bis Brandenburg. Die Uetzer Fischer
beherrschen die Wublitz, die Marquardter Fischer den Schlänitz-
See, die Fischer von Caput den Schwilow u. s. w. Auf der
Unterhavel allein befinden sich gewiß zwanzig solcher Arrondisse-
ments, alle mit gewissen Rechten und Pflichten ausgerüstet, aber
alle den beiden Hauptstädten dienstbar, alle in Abhängigkeit von
Potsdam und Spandau.

Dieſe Schwäne ſind auf dem ganzen Mittellauf der Havel
zu Hauſe. Die zahlreichen großen Waſſerbecken, die ſich hier
finden: der Tegler-See, der Wann-See, der Schwilow, die
Schlänitz, die Wublitz, ſind ihre Lieblingsplätze. Ihre Geſammt-
zahl beträgt 2000. In früheren Jahren war es nicht möglich,
dieſe hohe Zahl zu erreichen. Während der Franzoſenzeit waren
ſie (ein bequemes Jagdobjekt) zu Hunderten getödtet worden;
ſpäter wurden die großſtädtiſchen Eierſammler ihrer Vermehrung
gefährlich. Erſt die Feſtſetzung ſtrenger Strafen machte dieſem
Uebelſtande ein Ende. Seitdem iſt ihre Zahl in einem ſteten
Wachſen begriffen. Wie mächtige weiße Blumen blühen ſie über
die blaue Fläche hin; ein Bild ſtolzer Freiheit.

Ein Bild der Freiheit. Und doch ſtehen ſie unter Kon-
trolle, in Sommertagen zu der Menſchen, in Wintertagen zu
ihrem eigenen Beſten. Im Sommer werden ſie eingefangen,
um gerupft, im Winter, um gefüttert zu werden. So bringt
die Kultur ihre ſommerliche Unthat im Winter wieder in
Balance. Auf die Procedur des Einfangens kommen wir
weiterhin zurück.

Die 2000 Schwäne zerfallen in Schwäne der Ober- und
Unter-Havel; das Gebiet der einen reicht von Tegel bis Pots-
dam, das der andern von Potsdam bis Brandenburg. Die
Glieniker Brücke zieht die Grenze. Die Schwäne der oberen
Havel ſtehen unter der Herrſchaft der ſpandauer, die Schwäne
der unteren Havel unter der der potsdamer Fiſcher. Man könnte
dieß die Eintheilung der „Provinz Havelſchwan“ in zwei Regie-
rungsbezirke nennen. Dieſe großen Bezirke aber zerfallen wieder
in eben ſo viele Kreiſe, als es Haveldörfer gibt, beſonders auf
der Strecke von Potsdam bis Brandenburg. Die Uetzer Fiſcher
beherrſchen die Wublitz, die Marquardter Fiſcher den Schlänitz-
See, die Fiſcher von Caput den Schwilow u. ſ. w. Auf der
Unterhavel allein befinden ſich gewiß zwanzig ſolcher Arrondiſſe-
ments, alle mit gewiſſen Rechten und Pflichten ausgerüſtet, aber
alle den beiden Hauptſtädten dienſtbar, alle in Abhängigkeit von
Potsdam und Spandau.

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[122/0140] Dieſe Schwäne ſind auf dem ganzen Mittellauf der Havel zu Hauſe. Die zahlreichen großen Waſſerbecken, die ſich hier finden: der Tegler-See, der Wann-See, der Schwilow, die Schlänitz, die Wublitz, ſind ihre Lieblingsplätze. Ihre Geſammt- zahl beträgt 2000. In früheren Jahren war es nicht möglich, dieſe hohe Zahl zu erreichen. Während der Franzoſenzeit waren ſie (ein bequemes Jagdobjekt) zu Hunderten getödtet worden; ſpäter wurden die großſtädtiſchen Eierſammler ihrer Vermehrung gefährlich. Erſt die Feſtſetzung ſtrenger Strafen machte dieſem Uebelſtande ein Ende. Seitdem iſt ihre Zahl in einem ſteten Wachſen begriffen. Wie mächtige weiße Blumen blühen ſie über die blaue Fläche hin; ein Bild ſtolzer Freiheit. Ein Bild der Freiheit. Und doch ſtehen ſie unter Kon- trolle, in Sommertagen zu der Menſchen, in Wintertagen zu ihrem eigenen Beſten. Im Sommer werden ſie eingefangen, um gerupft, im Winter, um gefüttert zu werden. So bringt die Kultur ihre ſommerliche Unthat im Winter wieder in Balance. Auf die Procedur des Einfangens kommen wir weiterhin zurück. Die 2000 Schwäne zerfallen in Schwäne der Ober- und Unter-Havel; das Gebiet der einen reicht von Tegel bis Pots- dam, das der andern von Potsdam bis Brandenburg. Die Glieniker Brücke zieht die Grenze. Die Schwäne der oberen Havel ſtehen unter der Herrſchaft der ſpandauer, die Schwäne der unteren Havel unter der der potsdamer Fiſcher. Man könnte dieß die Eintheilung der „Provinz Havelſchwan“ in zwei Regie- rungsbezirke nennen. Dieſe großen Bezirke aber zerfallen wieder in eben ſo viele Kreiſe, als es Haveldörfer gibt, beſonders auf der Strecke von Potsdam bis Brandenburg. Die Uetzer Fiſcher beherrſchen die Wublitz, die Marquardter Fiſcher den Schlänitz- See, die Fiſcher von Caput den Schwilow u. ſ. w. Auf der Unterhavel allein befinden ſich gewiß zwanzig ſolcher Arrondiſſe- ments, alle mit gewiſſen Rechten und Pflichten ausgerüſtet, aber alle den beiden Hauptſtädten dienſtbar, alle in Abhängigkeit von Potsdam und Spandau.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/140>, abgerufen am 28.12.2024.