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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

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siten auf ihrem Zuge nach Bernau zerstört worden sein. Einige
meinen, daß die Zerstörung älter sei. Der große platte Stein inner-
halb der "Stadtstelle" (der sogenannte Mark- oder Marktstein) ist
vielleicht ein Denkmal aus der heidnischen Zeit. Es ist nicht un-
denkbar, daß hier, mitten im Urwalde, schon die Semnonen einen
Volksversammlungsplatz oder eine Opferstätte hatten, und daß die
Städte erbauenden Wenden (oder vielleicht auch erst die Sachsen),
als sie an dieser Stelle einen Wohnort gründeten, den heidnischen
Opferstein liegen ließen, wo er lag, weil es unmöglich war, ihn
fortzuschaffen. Dieser Markstein wird hier auch noch liegen, wenn
von den Feldsteinmauern rings umher längst die letzte Spur ver-
schwunden ist. Sollen diese Spuren gewahrt werden, so ist es
die höchste Zeit
. Schon hat die Pflugschar ganze Strecken der
"Stadtstelle" in Aecker umgewandelt und der Eichenwald ist hin,
der diese Stelle so lange in seinen Schutz nahm."



So weit der Bericht von 1843. Ich suche nun in Nachste-
hendem zu schildern, wie ich beinahe 20 Jahre später (1862) die
Stadtstelle gefunden habe.

Von dem Hügelrande aus gesehen, der die schon genannte
"Suhle" einfaßt, hat man nach Osten (nach Prötzel) hin ein
wellenförmiges, hier und da angebautes Stück Land vor sich, das
an einzelnen Stellen von lose aufgethürmten, sehr niedrigen Stein-
mauern eingefaßt, an anderen Stellen mit großen Feldsteinen wie
besäet ist. Wer viel in der Mark gereist ist, dem fällt der Anblick
zunächst nicht auf, denn es giebt unendlich viele solcher mit Feld-
steinmassen übersäeter Felder, deren Feldsteinblöcke -- um das Feld
doch einigermaßen nutzbar zu machen -- die Menschenhand bei
Seite geworfen, so zu sagen an den Tellerrand gelegt und dadurch
ein freies Feld mit einer steinernen Einfriedigung geschaffen hat.

Dies ist der nächste Eindruck; nichts was auf den ersten
Blick an Stadtüberreste erinnerte, und man tritt (ohne es zu

ſiten auf ihrem Zuge nach Bernau zerſtört worden ſein. Einige
meinen, daß die Zerſtörung älter ſei. Der große platte Stein inner-
halb der „Stadtſtelle“ (der ſogenannte Mark- oder Marktſtein) iſt
vielleicht ein Denkmal aus der heidniſchen Zeit. Es iſt nicht un-
denkbar, daß hier, mitten im Urwalde, ſchon die Semnonen einen
Volksverſammlungsplatz oder eine Opferſtätte hatten, und daß die
Städte erbauenden Wenden (oder vielleicht auch erſt die Sachſen),
als ſie an dieſer Stelle einen Wohnort gründeten, den heidniſchen
Opferſtein liegen ließen, wo er lag, weil es unmöglich war, ihn
fortzuſchaffen. Dieſer Markſtein wird hier auch noch liegen, wenn
von den Feldſteinmauern rings umher längſt die letzte Spur ver-
ſchwunden iſt. Sollen dieſe Spuren gewahrt werden, ſo iſt es
die höchſte Zeit
. Schon hat die Pflugſchar ganze Strecken der
„Stadtſtelle“ in Aecker umgewandelt und der Eichenwald iſt hin,
der dieſe Stelle ſo lange in ſeinen Schutz nahm.“



So weit der Bericht von 1843. Ich ſuche nun in Nachſte-
hendem zu ſchildern, wie ich beinahe 20 Jahre ſpäter (1862) die
Stadtſtelle gefunden habe.

Von dem Hügelrande aus geſehen, der die ſchon genannte
„Suhle“ einfaßt, hat man nach Oſten (nach Prötzel) hin ein
wellenförmiges, hier und da angebautes Stück Land vor ſich, das
an einzelnen Stellen von loſe aufgethürmten, ſehr niedrigen Stein-
mauern eingefaßt, an anderen Stellen mit großen Feldſteinen wie
beſäet iſt. Wer viel in der Mark gereiſt iſt, dem fällt der Anblick
zunächſt nicht auf, denn es giebt unendlich viele ſolcher mit Feld-
ſteinmaſſen überſäeter Felder, deren Feldſteinblöcke — um das Feld
doch einigermaßen nutzbar zu machen — die Menſchenhand bei
Seite geworfen, ſo zu ſagen an den Tellerrand gelegt und dadurch
ein freies Feld mit einer ſteinernen Einfriedigung geſchaffen hat.

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[75/0087] ſiten auf ihrem Zuge nach Bernau zerſtört worden ſein. Einige meinen, daß die Zerſtörung älter ſei. Der große platte Stein inner- halb der „Stadtſtelle“ (der ſogenannte Mark- oder Marktſtein) iſt vielleicht ein Denkmal aus der heidniſchen Zeit. Es iſt nicht un- denkbar, daß hier, mitten im Urwalde, ſchon die Semnonen einen Volksverſammlungsplatz oder eine Opferſtätte hatten, und daß die Städte erbauenden Wenden (oder vielleicht auch erſt die Sachſen), als ſie an dieſer Stelle einen Wohnort gründeten, den heidniſchen Opferſtein liegen ließen, wo er lag, weil es unmöglich war, ihn fortzuſchaffen. Dieſer Markſtein wird hier auch noch liegen, wenn von den Feldſteinmauern rings umher längſt die letzte Spur ver- ſchwunden iſt. Sollen dieſe Spuren gewahrt werden, ſo iſt es die höchſte Zeit. Schon hat die Pflugſchar ganze Strecken der „Stadtſtelle“ in Aecker umgewandelt und der Eichenwald iſt hin, der dieſe Stelle ſo lange in ſeinen Schutz nahm.“ So weit der Bericht von 1843. Ich ſuche nun in Nachſte- hendem zu ſchildern, wie ich beinahe 20 Jahre ſpäter (1862) die Stadtſtelle gefunden habe. Von dem Hügelrande aus geſehen, der die ſchon genannte „Suhle“ einfaßt, hat man nach Oſten (nach Prötzel) hin ein wellenförmiges, hier und da angebautes Stück Land vor ſich, das an einzelnen Stellen von loſe aufgethürmten, ſehr niedrigen Stein- mauern eingefaßt, an anderen Stellen mit großen Feldſteinen wie beſäet iſt. Wer viel in der Mark gereiſt iſt, dem fällt der Anblick zunächſt nicht auf, denn es giebt unendlich viele ſolcher mit Feld- ſteinmaſſen überſäeter Felder, deren Feldſteinblöcke — um das Feld doch einigermaßen nutzbar zu machen — die Menſchenhand bei Seite geworfen, ſo zu ſagen an den Tellerrand gelegt und dadurch ein freies Feld mit einer ſteinernen Einfriedigung geſchaffen hat. Dies iſt der nächſte Eindruck; nichts was auf den erſten Blick an Stadtüberreſte erinnerte, und man tritt (ohne es zu

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/87>, abgerufen am 23.11.2024.