an Wallenstein, als dieser zuerst an den Grenzen der Mark erschien. Unser Curt Bertram war damals "Kammerjunker". Seine erste Mis- sion an Wallenstein fällt in das Frühjahr 1626. Es scheint, daß er den Friedländer in Halberstadt traf und ihn, im Auftrage des Churfürsten zu bitten hatte, nicht in die Mark einzurücken. Wal- lenstein antwortete: "So wahr ich ein ehrlicher Mann bin, will ich dem Kurfürsten kein Widriges erweisen, nur bitte ich ihn um Gottes Willen, die Mansfeld'sche Armee (die in der Priegnitz hauste) auszuschaffen, sonst muß ich nachrücken, um den Feind zu suchen, wo ich ihn treffe." Im August traf Wallenstein mit 16 Regimentern in Cottbus ein. Der Kurfürst hatte den später so berühmt gewordenen Conrad von Burgsdorf zum Marschall bei ihm bestellt, und es verlautet nicht, daß unser Curt Bertram bei dieser Gelegenheit weitere Verhandlungen mit Wallenstein ge- habt habe. Er war indessen einige Wochen vorher in Cottbus gewesen, um, gemeinschaftlich mit einem von Rochow, die Em- pfangsvorbereitungen zu regeln. Curt Bertram sah den Friedlän- der erst später wieder, und wie es scheint, unter ziemlich mißlichen Umständen. In Prag, als er dem Gefürchteten eine Vorstellung zu überreichen hatte, fuhr ihn dieser an: "ich werde schiefericht (etwa das, was wir heute "nervös" nennen würden), wenn ich solche Schriften sehe", und im Juni 1628 berichtete Pfuel von Frankfurt a. O. nach Berlin: er habe den General nicht sprechen können, denn dieser habe just seinen Schiefer gehabt, und nicht nur kurz vorher den Sekretair, den Kammerdiener und Edelkna- ben abprügeln lassen, sondern auch das Glockenläuten verboten und zugleich befohlen, alle Hunde von der Gasse zu schaffen. Diese Missionen, wie wir hieraus genugsam ersehen können, waren ver- antwortungsvoller Natur und forderten ihren Mann.
Curt Bertram, dessen Bruder (Adam) und Neffe (Georg Adam) direkt in schwedischen Diensten standen, gehörte selbstver- ständlich der Anti-Schwarzenberg'schen Parthei an. Schwarzenbergs Einfluß setzte es schließlich durch, daß Curt Bertram seiner Aemter enthoben und seine Güter eingezogen wurden. Nach dem Tode
an Wallenſtein, als dieſer zuerſt an den Grenzen der Mark erſchien. Unſer Curt Bertram war damals „Kammerjunker“. Seine erſte Miſ- ſion an Wallenſtein fällt in das Frühjahr 1626. Es ſcheint, daß er den Friedländer in Halberſtadt traf und ihn, im Auftrage des Churfürſten zu bitten hatte, nicht in die Mark einzurücken. Wal- lenſtein antwortete: „So wahr ich ein ehrlicher Mann bin, will ich dem Kurfürſten kein Widriges erweiſen, nur bitte ich ihn um Gottes Willen, die Mansfeld’ſche Armee (die in der Priegnitz hauſte) auszuſchaffen, ſonſt muß ich nachrücken, um den Feind zu ſuchen, wo ich ihn treffe.“ Im Auguſt traf Wallenſtein mit 16 Regimentern in Cottbus ein. Der Kurfürſt hatte den ſpäter ſo berühmt gewordenen Conrad von Burgsdorf zum Marſchall bei ihm beſtellt, und es verlautet nicht, daß unſer Curt Bertram bei dieſer Gelegenheit weitere Verhandlungen mit Wallenſtein ge- habt habe. Er war indeſſen einige Wochen vorher in Cottbus geweſen, um, gemeinſchaftlich mit einem von Rochow, die Em- pfangsvorbereitungen zu regeln. Curt Bertram ſah den Friedlän- der erſt ſpäter wieder, und wie es ſcheint, unter ziemlich mißlichen Umſtänden. In Prag, als er dem Gefürchteten eine Vorſtellung zu überreichen hatte, fuhr ihn dieſer an: „ich werde ſchiefericht (etwa das, was wir heute „nervös“ nennen würden), wenn ich ſolche Schriften ſehe“, und im Juni 1628 berichtete Pfuel von Frankfurt a. O. nach Berlin: er habe den General nicht ſprechen können, denn dieſer habe juſt ſeinen Schiefer gehabt, und nicht nur kurz vorher den Sekretair, den Kammerdiener und Edelkna- ben abprügeln laſſen, ſondern auch das Glockenläuten verboten und zugleich befohlen, alle Hunde von der Gaſſe zu ſchaffen. Dieſe Miſſionen, wie wir hieraus genugſam erſehen können, waren ver- antwortungsvoller Natur und forderten ihren Mann.
Curt Bertram, deſſen Bruder (Adam) und Neffe (Georg Adam) direkt in ſchwediſchen Dienſten ſtanden, gehörte ſelbſtver- ſtändlich der Anti-Schwarzenberg’ſchen Parthei an. Schwarzenbergs Einfluß ſetzte es ſchließlich durch, daß Curt Bertram ſeiner Aemter enthoben und ſeine Güter eingezogen wurden. Nach dem Tode
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an Wallenſtein, als dieſer zuerſt an den Grenzen der Mark erſchien.
Unſer Curt Bertram war damals „Kammerjunker“. Seine erſte Miſ-
ſion an Wallenſtein fällt in das Frühjahr 1626. Es ſcheint, daß er
den Friedländer in Halberſtadt traf und ihn, im Auftrage des
Churfürſten zu bitten hatte, nicht in die Mark einzurücken. Wal-
lenſtein antwortete: „So wahr ich ein ehrlicher Mann bin, will
ich dem Kurfürſten kein Widriges erweiſen, nur bitte ich ihn um
Gottes Willen, die Mansfeld’ſche Armee (die in der Priegnitz
hauſte) auszuſchaffen, ſonſt muß ich nachrücken, um den Feind zu
ſuchen, wo ich ihn treffe.“ Im Auguſt traf Wallenſtein mit 16
Regimentern in Cottbus ein. Der Kurfürſt hatte den ſpäter ſo
berühmt gewordenen Conrad von Burgsdorf zum Marſchall
bei ihm beſtellt, und es verlautet nicht, daß unſer Curt Bertram
bei dieſer Gelegenheit weitere Verhandlungen mit Wallenſtein ge-
habt habe. Er war indeſſen einige Wochen vorher in Cottbus
geweſen, um, gemeinſchaftlich mit einem von Rochow, die Em-
pfangsvorbereitungen zu regeln. Curt Bertram ſah den Friedlän-
der erſt ſpäter wieder, und wie es ſcheint, unter ziemlich mißlichen
Umſtänden. In Prag, als er dem Gefürchteten eine Vorſtellung
zu überreichen hatte, fuhr ihn dieſer an: „ich werde ſchiefericht
(etwa das, was wir heute „nervös“ nennen würden), wenn ich
ſolche Schriften ſehe“, und im Juni 1628 berichtete Pfuel von
Frankfurt a. O. nach Berlin: er habe den General nicht ſprechen
können, denn dieſer habe juſt ſeinen Schiefer gehabt, und nicht
nur kurz vorher den Sekretair, den Kammerdiener und Edelkna-
ben abprügeln laſſen, ſondern auch das Glockenläuten verboten
und zugleich befohlen, alle Hunde von der Gaſſe zu ſchaffen. Dieſe
Miſſionen, wie wir hieraus genugſam erſehen können, waren ver-
antwortungsvoller Natur und forderten ihren Mann.
Curt Bertram, deſſen Bruder (Adam) und Neffe (Georg
Adam) direkt in ſchwediſchen Dienſten ſtanden, gehörte ſelbſtver-
ſtändlich der Anti-Schwarzenberg’ſchen Parthei an. Schwarzenbergs
Einfluß ſetzte es ſchließlich durch, daß Curt Bertram ſeiner Aemter
enthoben und ſeine Güter eingezogen wurden. Nach dem Tode
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/503>, abgerufen am 22.11.2024.
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