Ich lese gern von mancher tüchtgen Kraft, Die kühn gefolgt der Größten ew'gem Schimmer. H. v. Blomberg.
Wie um Neustadt-Eberswalde herum ein "Sparren-Land", so gab es, im Lauf des 16. und 17. Jahrhunderts, um Buckow herum ein Pfulen-Land. Hier an der Grenze zwischen Barnim und Lebus hatten, von kleinen Anfängen ausgehend, die Pfuels, die muthmaßlich mit den Askaniern in's Land gekommen waren, ihren Haupt-Besitzstand aufgebaut, einen Besitz, der, zur Zeit der höchsten Blüthe der Familie, bis weit in die genannten beiden Landestheile hineinreichte und wenige Enclaven abgerechnet so ziemlich einen Kreis von 2 bis 3 Meilen Durchmesser bildete, -- Buckow als Mittelpunkt.
Die Pfuels kamen so früh in's Land, daß sie schon im Jahre 1603 in einer Leichenpredigt, die beim Hinscheiden eines der Ihri- gen gehalten wurde, nicht nur ein "fürtreffliches", sondern auch ein "uraltes Geschlecht" genannt werden konnten, ein Geschlecht, "aus welchem equestris et literati Ordinis viri, fürtreffliche Kriegsschilde, auch wohlgelahrte, verständige und versuchte Män- ner" hervorgegangen sein. Diesem alten Ruhme hat die Familie in den Dritthalbhundert Jahren, die seitdem vergangen sind, ge- treulich nachgelebt, und der Verlauf dieses Aufsatzes wird verschie- dentlich Gelegenheit bieten, wie auf eine ganze Anzahl "fürtreff-
Das Pfulen-Land.
Ich leſe gern von mancher tüchtgen Kraft, Die kühn gefolgt der Größten ew’gem Schimmer. H. v. Blomberg.
Wie um Neuſtadt-Eberswalde herum ein „Sparren-Land“, ſo gab es, im Lauf des 16. und 17. Jahrhunderts, um Buckow herum ein Pfulen-Land. Hier an der Grenze zwiſchen Barnim und Lebus hatten, von kleinen Anfängen ausgehend, die Pfuels, die muthmaßlich mit den Askaniern in’s Land gekommen waren, ihren Haupt-Beſitzſtand aufgebaut, einen Beſitz, der, zur Zeit der höchſten Blüthe der Familie, bis weit in die genannten beiden Landestheile hineinreichte und wenige Enclaven abgerechnet ſo ziemlich einen Kreis von 2 bis 3 Meilen Durchmeſſer bildete, — Buckow als Mittelpunkt.
Die Pfuels kamen ſo früh in’s Land, daß ſie ſchon im Jahre 1603 in einer Leichenpredigt, die beim Hinſcheiden eines der Ihri- gen gehalten wurde, nicht nur ein „fürtreffliches“, ſondern auch ein „uraltes Geſchlecht“ genannt werden konnten, ein Geſchlecht, „aus welchem equestris et literati Ordinis viri, fürtreffliche Kriegsſchilde, auch wohlgelahrte, verſtändige und verſuchte Män- ner“ hervorgegangen ſein. Dieſem alten Ruhme hat die Familie in den Dritthalbhundert Jahren, die ſeitdem vergangen ſind, ge- treulich nachgelebt, und der Verlauf dieſes Aufſatzes wird verſchie- dentlich Gelegenheit bieten, wie auf eine ganze Anzahl „fürtreff-
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Das Pfulen-Land.
Ich leſe gern von mancher tüchtgen Kraft,
Die kühn gefolgt der Größten ew’gem Schimmer.
H. v. Blomberg.
Wie um Neuſtadt-Eberswalde herum ein „Sparren-Land“, ſo
gab es, im Lauf des 16. und 17. Jahrhunderts, um Buckow
herum ein Pfulen-Land. Hier an der Grenze zwiſchen Barnim
und Lebus hatten, von kleinen Anfängen ausgehend, die Pfuels,
die muthmaßlich mit den Askaniern in’s Land gekommen waren,
ihren Haupt-Beſitzſtand aufgebaut, einen Beſitz, der, zur Zeit der
höchſten Blüthe der Familie, bis weit in die genannten beiden
Landestheile hineinreichte und wenige Enclaven abgerechnet ſo
ziemlich einen Kreis von 2 bis 3 Meilen Durchmeſſer bildete, —
Buckow als Mittelpunkt.
Die Pfuels kamen ſo früh in’s Land, daß ſie ſchon im Jahre
1603 in einer Leichenpredigt, die beim Hinſcheiden eines der Ihri-
gen gehalten wurde, nicht nur ein „fürtreffliches“, ſondern auch
ein „uraltes Geſchlecht“ genannt werden konnten, ein Geſchlecht,
„aus welchem equestris et literati Ordinis viri, fürtreffliche
Kriegsſchilde, auch wohlgelahrte, verſtändige und verſuchte Män-
ner“ hervorgegangen ſein. Dieſem alten Ruhme hat die Familie
in den Dritthalbhundert Jahren, die ſeitdem vergangen ſind, ge-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. [479]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/491>, abgerufen am 23.11.2024.
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