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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

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zösischen Aufsätze der jungen Leute, unterweise sie etwas in der
Botanik.... Das war ein schwerer Mai (Lützen und Bautzen).
Wie klingt doch so seltsam mit einem Male in mir das Wort
Fouque's:

Im Mai, im Mai, im jüngsten Mai,
Wo alles Leben sonst geht auf,
Da ist des jungen Helden Lauf
Ganz wider Blumenart vorbei.

O Gott, möchte er es nicht von sich selber gesungen haben!
Grüß mir die Bekannten und Freunde, die Dir in den Wurf
kommen. Gott verzeihe mir meine Sünden; aber es ist wahr:

Das ist die schwere Zeit der Noth,
Das ist die Noth der schweren Zeit,
Das ist die schwere Noth der Zeit,
Das ist die Zeit der schweren Noth.

Da hast Du ein Thema.

An Hitzig (Cunersdorf; wahrscheinlich im September).

".... Du hast nichts weniger von mir erwartet als ein
Buch! Lies das Deiner Frau vor, heute Abend, wenn Du
Zeit hast. Wenn sie neugierig wird zu erfahren, wie es Schle-
mihl
weiter ergangen und besonders, wer der Mann im grauen
Kleide war, so schick mir gleich morgen das Heft wieder, auf
daß ich daran schreibe; -- wo nicht, so weiß ich schon was die
Glocke geschlagen hat. Vom dritten Kapitel ist das erst der An-
fang; dies und das folgende sind mir sehr beschwerlich -- es
stehen die Ochsen am Berge."

An Hitzig (Cunersdorf, Spätherbst 1813).

"Dieses zur Erinnerung, daß Du einen Freund in Cu-
nersdorf hast, dem Du eben nicht sehr oft schreibst. Es ist eine
ganz fatale Empfindung, wenn alle Tage der Postbote einläuft,
und die Austheilung der Briefe im Salon geschieht und für
einen Jeden etwas da ist, und für den Herrn von Chamisso
-- nischt niche!


zöſiſchen Aufſätze der jungen Leute, unterweiſe ſie etwas in der
Botanik.... Das war ein ſchwerer Mai (Lützen und Bautzen).
Wie klingt doch ſo ſeltſam mit einem Male in mir das Wort
Fouqué’s:

Im Mai, im Mai, im jüngſten Mai,
Wo alles Leben ſonſt geht auf,
Da iſt des jungen Helden Lauf
Ganz wider Blumenart vorbei.

O Gott, möchte er es nicht von ſich ſelber geſungen haben!
Grüß mir die Bekannten und Freunde, die Dir in den Wurf
kommen. Gott verzeihe mir meine Sünden; aber es iſt wahr:

Das iſt die ſchwere Zeit der Noth,
Das iſt die Noth der ſchweren Zeit,
Das iſt die ſchwere Noth der Zeit,
Das iſt die Zeit der ſchweren Noth.

Da haſt Du ein Thema.

An Hitzig (Cunersdorf; wahrſcheinlich im September).

„.... Du haſt nichts weniger von mir erwartet als ein
Buch! Lies das Deiner Frau vor, heute Abend, wenn Du
Zeit haſt. Wenn ſie neugierig wird zu erfahren, wie es Schle-
mihl
weiter ergangen und beſonders, wer der Mann im grauen
Kleide war, ſo ſchick mir gleich morgen das Heft wieder, auf
daß ich daran ſchreibe; — wo nicht, ſo weiß ich ſchon was die
Glocke geſchlagen hat. Vom dritten Kapitel iſt das erſt der An-
fang; dies und das folgende ſind mir ſehr beſchwerlich — es
ſtehen die Ochſen am Berge.“

An Hitzig (Cunersdorf, Spätherbſt 1813).

„Dieſes zur Erinnerung, daß Du einen Freund in Cu-
nersdorf haſt, dem Du eben nicht ſehr oft ſchreibſt. Es iſt eine
ganz fatale Empfindung, wenn alle Tage der Poſtbote einläuft,
und die Austheilung der Briefe im Salon geſchieht und für
einen Jeden etwas da iſt, und für den Herrn von Chamiſſo
— niſcht niche!


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[471/0483] zöſiſchen Aufſätze der jungen Leute, unterweiſe ſie etwas in der Botanik.... Das war ein ſchwerer Mai (Lützen und Bautzen). Wie klingt doch ſo ſeltſam mit einem Male in mir das Wort Fouqué’s: Im Mai, im Mai, im jüngſten Mai, Wo alles Leben ſonſt geht auf, Da iſt des jungen Helden Lauf Ganz wider Blumenart vorbei. O Gott, möchte er es nicht von ſich ſelber geſungen haben! Grüß mir die Bekannten und Freunde, die Dir in den Wurf kommen. Gott verzeihe mir meine Sünden; aber es iſt wahr: Das iſt die ſchwere Zeit der Noth, Das iſt die Noth der ſchweren Zeit, Das iſt die ſchwere Noth der Zeit, Das iſt die Zeit der ſchweren Noth. Da haſt Du ein Thema. An Hitzig (Cunersdorf; wahrſcheinlich im September). „.... Du haſt nichts weniger von mir erwartet als ein Buch! Lies das Deiner Frau vor, heute Abend, wenn Du Zeit haſt. Wenn ſie neugierig wird zu erfahren, wie es Schle- mihl weiter ergangen und beſonders, wer der Mann im grauen Kleide war, ſo ſchick mir gleich morgen das Heft wieder, auf daß ich daran ſchreibe; — wo nicht, ſo weiß ich ſchon was die Glocke geſchlagen hat. Vom dritten Kapitel iſt das erſt der An- fang; dies und das folgende ſind mir ſehr beſchwerlich — es ſtehen die Ochſen am Berge.“ An Hitzig (Cunersdorf, Spätherbſt 1813). „Dieſes zur Erinnerung, daß Du einen Freund in Cu- nersdorf haſt, dem Du eben nicht ſehr oft ſchreibſt. Es iſt eine ganz fatale Empfindung, wenn alle Tage der Poſtbote einläuft, und die Austheilung der Briefe im Salon geſchieht und für einen Jeden etwas da iſt, und für den Herrn von Chamiſſo — niſcht niche!

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/483>, abgerufen am 24.11.2024.