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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

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der Jugend und plattdeutschen Empfangsgedichten, -- die letzteren
von den zwei hübschesten Mädchen des Dorfs in ihrer wendischen
Nationaltracht vorgetragen. Aber hiermit schließt die Reihe der
halbverblaßten Bilder ab, die in der That nur durch den Qui-
litzer rothen Friesrock ein bestimmtes Colorit erhalten. Mehr schon
wissen wir von dem 70. Geburtstag, wiewohl der Fürst beschlossen
hatte, ihn in Stille zu feiern. Mancher Gratulant traf ein; unter
diesen Beglückwünschenden, freilich brieflich nur, auch Goethe.
Die Zeilen die er schrieb (wie wir offen gestehen müssen, von min-
destens schwerverständlicher Natur) waren folgende:

Wer die Körner wollte zählen,
Die dem Stundenglas entrinnen,
Würde Zeit und Ziel verfehlen
Solchem Strome nachzusinnen.
Auch vergehn uns die Gedanken,
Wenn wir in Dein Leben schauen,
Freien Geist in Erdesschranken,
Festes Handeln und Vertrauen.
So entrinnen jeder Stunde
Fügsam glückliche Geschäfte.
Segen Dir von Mund zu Munde!
Neuen Muth und frische Kräfte.

Am 13. Oktober 1817 hatte die festliche Einweihung der
durch Schinkel restaurirten Neu-Hardenberger Kirche Statt, und das
Interesse das der Staatskanzler von Anfang an dieser Kirche wid-
mete (er vermachte ihr eine Dotation und fehlte nie beim Gottes-
dienst), läßt darauf schließen, daß er bei dieser Einweihung zuge-
gen war.

Auch ein anekdotenhafter Vorfall mit seinem Schwiegersohn,
dem Fürsten Pückler, zeigt uns den Fürsten in seinem Harden-
berger Schloß. Der Park hinter dem Hause war bei jedem Besuch
ein Punkt freundschaftlichen Disputs zwischen Schwiegervater und
Schwiegersohn. Das feine Auge des letztern hatte seit lange gegen

der Jugend und plattdeutſchen Empfangsgedichten, — die letzteren
von den zwei hübſcheſten Mädchen des Dorfs in ihrer wendiſchen
Nationaltracht vorgetragen. Aber hiermit ſchließt die Reihe der
halbverblaßten Bilder ab, die in der That nur durch den Qui-
litzer rothen Friesrock ein beſtimmtes Colorit erhalten. Mehr ſchon
wiſſen wir von dem 70. Geburtstag, wiewohl der Fürſt beſchloſſen
hatte, ihn in Stille zu feiern. Mancher Gratulant traf ein; unter
dieſen Beglückwünſchenden, freilich brieflich nur, auch Goethe.
Die Zeilen die er ſchrieb (wie wir offen geſtehen müſſen, von min-
deſtens ſchwerverſtändlicher Natur) waren folgende:

Wer die Körner wollte zählen,
Die dem Stundenglas entrinnen,
Würde Zeit und Ziel verfehlen
Solchem Strome nachzuſinnen.
Auch vergehn uns die Gedanken,
Wenn wir in Dein Leben ſchauen,
Freien Geiſt in Erdesſchranken,
Feſtes Handeln und Vertrauen.
So entrinnen jeder Stunde
Fügſam glückliche Geſchäfte.
Segen Dir von Mund zu Munde!
Neuen Muth und friſche Kräfte.

Am 13. Oktober 1817 hatte die feſtliche Einweihung der
durch Schinkel reſtaurirten Neu-Hardenberger Kirche Statt, und das
Intereſſe das der Staatskanzler von Anfang an dieſer Kirche wid-
mete (er vermachte ihr eine Dotation und fehlte nie beim Gottes-
dienſt), läßt darauf ſchließen, daß er bei dieſer Einweihung zuge-
gen war.

Auch ein anekdotenhafter Vorfall mit ſeinem Schwiegerſohn,
dem Fürſten Pückler, zeigt uns den Fürſten in ſeinem Harden-
berger Schloß. Der Park hinter dem Hauſe war bei jedem Beſuch
ein Punkt freundſchaftlichen Disputs zwiſchen Schwiegervater und
Schwiegerſohn. Das feine Auge des letztern hatte ſeit lange gegen

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[426/0438] der Jugend und plattdeutſchen Empfangsgedichten, — die letzteren von den zwei hübſcheſten Mädchen des Dorfs in ihrer wendiſchen Nationaltracht vorgetragen. Aber hiermit ſchließt die Reihe der halbverblaßten Bilder ab, die in der That nur durch den Qui- litzer rothen Friesrock ein beſtimmtes Colorit erhalten. Mehr ſchon wiſſen wir von dem 70. Geburtstag, wiewohl der Fürſt beſchloſſen hatte, ihn in Stille zu feiern. Mancher Gratulant traf ein; unter dieſen Beglückwünſchenden, freilich brieflich nur, auch Goethe. Die Zeilen die er ſchrieb (wie wir offen geſtehen müſſen, von min- deſtens ſchwerverſtändlicher Natur) waren folgende: Wer die Körner wollte zählen, Die dem Stundenglas entrinnen, Würde Zeit und Ziel verfehlen Solchem Strome nachzuſinnen. Auch vergehn uns die Gedanken, Wenn wir in Dein Leben ſchauen, Freien Geiſt in Erdesſchranken, Feſtes Handeln und Vertrauen. So entrinnen jeder Stunde Fügſam glückliche Geſchäfte. Segen Dir von Mund zu Munde! Neuen Muth und friſche Kräfte. Am 13. Oktober 1817 hatte die feſtliche Einweihung der durch Schinkel reſtaurirten Neu-Hardenberger Kirche Statt, und das Intereſſe das der Staatskanzler von Anfang an dieſer Kirche wid- mete (er vermachte ihr eine Dotation und fehlte nie beim Gottes- dienſt), läßt darauf ſchließen, daß er bei dieſer Einweihung zuge- gen war. Auch ein anekdotenhafter Vorfall mit ſeinem Schwiegerſohn, dem Fürſten Pückler, zeigt uns den Fürſten in ſeinem Harden- berger Schloß. Der Park hinter dem Hauſe war bei jedem Beſuch ein Punkt freundſchaftlichen Disputs zwiſchen Schwiegervater und Schwiegerſohn. Das feine Auge des letztern hatte ſeit lange gegen

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/438>, abgerufen am 25.11.2024.