innerhalb der Kunst hatte, die dem romantischsten Vertreter der früheren Düsseldorfer Schule Ehre gemacht haben würden. Als der Maler ihm das Bild brachte, fiel Goertzke's Auge zuerst auf die breite Holzsohle, die der gewissenhafte Realist an den Fuß seines Helden geheftet hatte, und voll Zorn und Unmuth warf dieser ihn die Treppe hinunter. Eine kaum minder empfindliche Strafe kam nach: der alte Paladin behielt das Bild und verweigerte die Zahlung.
Das lebhafte Interesse, das wir an dem Bilde zeigen, führt zu der freundlichen Mittheilung, daß die nahgelegene Kirche ein Steinbild des alten Reitergenerals enthalte, das die beste Gele- genheit bieten würde, zwischen zwei ziemlich gleichzeitigen Darstel- lungen des Paladins (den beiden einzigen, die existiren) einen Vergleich anzustellen. Unsere Neugier ist geweckt und die Kiesgänge des Parks führen uns alsbald in die angrenzende Kirche.
Einen Augenblick vergessen wir, was zunächst uns hergeführt (das Steinbild des alten Goertzke), und blicken betroffen in eine Dorfkirche hinein, wie deren die Mark vielleicht keine zweite besitzt. Ein Zusammenwirken von Umständen ist nöthig, um eine Ausschmückung wie diese zu schaffen: lang andauernder Be- sitz und ein Herz für Kirche und Kunst. Saubere Pfeiler von braunem Eichenholz tragen die weit vorspringenden Emporen, und allerhand Bilder, Sprüche und Inschriften umziehen die Brüstung derselben. Ueberall treten aus dem alten Mauerwerk Grabmonumente hervor, und Büsten und Portraits, Sarkophage und symbolische Figuren, die rundum die Wände schmücken, leihen dieser kleinen Kirche etwas vom Anregenden eines Museums und von der schönen Heiterkeit, die überall da waltet, wo die Schö- pfungen der Kunst eine Stätte gefunden. Was diesen Eindruck künstlerischer Heiterkeit noch steigert, das ist das Vorherrschen der Farbe oder doch ein glückliches sich Vermählen der Farbenbuntheit mit dem Weiß des Marmors. Eine Reihe steinerner Grabmonu- mente weckt oft mehr Schauer als Erhebung, hier aber werden die weißen Marmorgruppen zu bloßen Umrahmungen für die
innerhalb der Kunſt hatte, die dem romantiſchſten Vertreter der früheren Düſſeldorfer Schule Ehre gemacht haben würden. Als der Maler ihm das Bild brachte, fiel Goertzke’s Auge zuerſt auf die breite Holzſohle, die der gewiſſenhafte Realiſt an den Fuß ſeines Helden geheftet hatte, und voll Zorn und Unmuth warf dieſer ihn die Treppe hinunter. Eine kaum minder empfindliche Strafe kam nach: der alte Paladin behielt das Bild und verweigerte die Zahlung.
Das lebhafte Intereſſe, das wir an dem Bilde zeigen, führt zu der freundlichen Mittheilung, daß die nahgelegene Kirche ein Steinbild des alten Reitergenerals enthalte, das die beſte Gele- genheit bieten würde, zwiſchen zwei ziemlich gleichzeitigen Darſtel- lungen des Paladins (den beiden einzigen, die exiſtiren) einen Vergleich anzuſtellen. Unſere Neugier iſt geweckt und die Kiesgänge des Parks führen uns alsbald in die angrenzende Kirche.
Einen Augenblick vergeſſen wir, was zunächſt uns hergeführt (das Steinbild des alten Goertzke), und blicken betroffen in eine Dorfkirche hinein, wie deren die Mark vielleicht keine zweite beſitzt. Ein Zuſammenwirken von Umſtänden iſt nöthig, um eine Ausſchmückung wie dieſe zu ſchaffen: lang andauernder Be- ſitz und ein Herz für Kirche und Kunſt. Saubere Pfeiler von braunem Eichenholz tragen die weit vorſpringenden Emporen, und allerhand Bilder, Sprüche und Inſchriften umziehen die Brüſtung derſelben. Ueberall treten aus dem alten Mauerwerk Grabmonumente hervor, und Büſten und Portraits, Sarkophage und ſymboliſche Figuren, die rundum die Wände ſchmücken, leihen dieſer kleinen Kirche etwas vom Anregenden eines Muſeums und von der ſchönen Heiterkeit, die überall da waltet, wo die Schö- pfungen der Kunſt eine Stätte gefunden. Was dieſen Eindruck künſtleriſcher Heiterkeit noch ſteigert, das iſt das Vorherrſchen der Farbe oder doch ein glückliches ſich Vermählen der Farbenbuntheit mit dem Weiß des Marmors. Eine Reihe ſteinerner Grabmonu- mente weckt oft mehr Schauer als Erhebung, hier aber werden die weißen Marmorgruppen zu bloßen Umrahmungen für die
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innerhalb der Kunſt hatte, die dem romantiſchſten Vertreter der
früheren Düſſeldorfer Schule Ehre gemacht haben würden. Als der
Maler ihm das Bild brachte, fiel Goertzke’s Auge zuerſt auf die
breite Holzſohle, die der gewiſſenhafte Realiſt an den Fuß ſeines
Helden geheftet hatte, und voll Zorn und Unmuth warf dieſer ihn
die Treppe hinunter. Eine kaum minder empfindliche Strafe kam
nach: der alte Paladin behielt das Bild und verweigerte die
Zahlung.
Das lebhafte Intereſſe, das wir an dem Bilde zeigen, führt
zu der freundlichen Mittheilung, daß die nahgelegene Kirche ein
Steinbild des alten Reitergenerals enthalte, das die beſte Gele-
genheit bieten würde, zwiſchen zwei ziemlich gleichzeitigen Darſtel-
lungen des Paladins (den beiden einzigen, die exiſtiren) einen
Vergleich anzuſtellen. Unſere Neugier iſt geweckt und die Kiesgänge
des Parks führen uns alsbald in die angrenzende Kirche.
Einen Augenblick vergeſſen wir, was zunächſt uns hergeführt
(das Steinbild des alten Goertzke), und blicken betroffen in eine
Dorfkirche hinein, wie deren die Mark vielleicht keine zweite beſitzt.
Ein Zuſammenwirken von Umſtänden iſt nöthig, um eine
Ausſchmückung wie dieſe zu ſchaffen: lang andauernder Be-
ſitz und ein Herz für Kirche und Kunſt. Saubere Pfeiler
von braunem Eichenholz tragen die weit vorſpringenden Emporen,
und allerhand Bilder, Sprüche und Inſchriften umziehen die
Brüſtung derſelben. Ueberall treten aus dem alten Mauerwerk
Grabmonumente hervor, und Büſten und Portraits, Sarkophage
und ſymboliſche Figuren, die rundum die Wände ſchmücken, leihen
dieſer kleinen Kirche etwas vom Anregenden eines Muſeums und
von der ſchönen Heiterkeit, die überall da waltet, wo die Schö-
pfungen der Kunſt eine Stätte gefunden. Was dieſen Eindruck
künſtleriſcher Heiterkeit noch ſteigert, das iſt das Vorherrſchen der
Farbe oder doch ein glückliches ſich Vermählen der Farbenbuntheit
mit dem Weiß des Marmors. Eine Reihe ſteinerner Grabmonu-
mente weckt oft mehr Schauer als Erhebung, hier aber werden
die weißen Marmorgruppen zu bloßen Umrahmungen für die
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/362>, abgerufen am 25.11.2024.
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