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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

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zu Lichterfelde geboren oder nicht? Es stehen sich hier zwei An-
sichten gegenüber; Koenig sagt: "geboren zu Prenden", Moerner
sagt: "geboren zu Lichterfelde." Weil es sich dabei um unsren
ersten (brandenburgischen) Feldmarschall handelt, mag eine einge-
hendere Untersuchung gestattet sein.

Koenig erzählt, daß Otto Christoph am 13. November 1599
zu Prenden geboren wurde und daß seine Geburt seiner Mutter
Edell von Sparr das Leben kostete. Er fügt hinzu: "Edell
von Sparr wurde am 11. Dezember zu Prenden begraben, wo
ihr Martin Junckel die Leichenpredigt hielt, in welcher der Tag
ihres Absterbens
(13. November) auch eigens als der Tag
der Geburt unsres Helden angegeben wird
.

Dem gegenüber sagt Moerner: "Otto Christoph von Sparr
wurde nicht 1599 in Prenden, sondern 1605 in Lichterfelde ge-
boren." Er giebt es nicht als ganz bestimmt, aber doch als höchst
wahrscheinlich. Hierfür sprechen (nach Moerner) verschiedene Dinge:
1) das noch zu Lebzeiten Otto Christophs gemalte Bild des Feld-
marschalls im Chor der Berliner Marienkirche, auf dem es in
Goldbuchstaben heißt: "geb. 1660 auf (oder auß) dem Hause zu
Lichterfelde"; 2) das Kirchenbuch von St. Marien, das bei
Gelegenheit der Beisetzung des Feldmarschalls, obige Ortsan-
gabe und Jahreszahl im Wesentlichen einfach wiederholt;
3) eine Sparrsche Ahnentafel neben dem Bild des Feldmarschalls,
die darthut, daß seine Mutter nicht Edell von Sparr, sondern
Emerentia von Seestedt war und 4) eine Angabe in den Lehns-
copiarien des Kammergerichts, aus denen hervorgeht, daß Otto
Christoph im Jahre 1620 noch entschieden minderjährig war.

So weit Moerner. Danach fielen sämmtliche Koenigsche An-
gaben zusammen und zwar: 1) Otto Christoph wäre nicht 1599,
sondern 1605 geboren; 2) seine Mutter wäre nicht Edell Sparr,
sondern Emerentia von Seestedt und 3) sein Geburtsort wäre
nicht Prenden, sondern Lichterfelde.

Die Moernersche Ansicht ist unzweifelhaft die besser fundirte,
und zwar um so entschiedener, als Koenig nicht nur erklärt, die

zu Lichterfelde geboren oder nicht? Es ſtehen ſich hier zwei An-
ſichten gegenüber; Koenig ſagt: „geboren zu Prenden“, Moerner
ſagt: „geboren zu Lichterfelde.“ Weil es ſich dabei um unſren
erſten (brandenburgiſchen) Feldmarſchall handelt, mag eine einge-
hendere Unterſuchung geſtattet ſein.

Koenig erzählt, daß Otto Chriſtoph am 13. November 1599
zu Prenden geboren wurde und daß ſeine Geburt ſeiner Mutter
Edell von Sparr das Leben koſtete. Er fügt hinzu: „Edell
von Sparr wurde am 11. Dezember zu Prenden begraben, wo
ihr Martin Junckel die Leichenpredigt hielt, in welcher der Tag
ihres Abſterbens
(13. November) auch eigens als der Tag
der Geburt unſres Helden angegeben wird
.

Dem gegenüber ſagt Moerner: „Otto Chriſtoph von Sparr
wurde nicht 1599 in Prenden, ſondern 1605 in Lichterfelde ge-
boren.“ Er giebt es nicht als ganz beſtimmt, aber doch als höchſt
wahrſcheinlich. Hierfür ſprechen (nach Moerner) verſchiedene Dinge:
1) das noch zu Lebzeiten Otto Chriſtophs gemalte Bild des Feld-
marſchalls im Chor der Berliner Marienkirche, auf dem es in
Goldbuchſtaben heißt: „geb. 1660 auf (oder auß) dem Hauſe zu
Lichterfelde“; 2) das Kirchenbuch von St. Marien, das bei
Gelegenheit der Beiſetzung des Feldmarſchalls, obige Ortsan-
gabe und Jahreszahl im Weſentlichen einfach wiederholt;
3) eine Sparrſche Ahnentafel neben dem Bild des Feldmarſchalls,
die darthut, daß ſeine Mutter nicht Edell von Sparr, ſondern
Emerentia von Seeſtedt war und 4) eine Angabe in den Lehns-
copiarien des Kammergerichts, aus denen hervorgeht, daß Otto
Chriſtoph im Jahre 1620 noch entſchieden minderjährig war.

So weit Moerner. Danach fielen ſämmtliche Koenigſche An-
gaben zuſammen und zwar: 1) Otto Chriſtoph wäre nicht 1599,
ſondern 1605 geboren; 2) ſeine Mutter wäre nicht Edell Sparr,
ſondern Emerentia von Seeſtedt und 3) ſein Geburtsort wäre
nicht Prenden, ſondern Lichterfelde.

Die Moernerſche Anſicht iſt unzweifelhaft die beſſer fundirte,
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[335/0347] zu Lichterfelde geboren oder nicht? Es ſtehen ſich hier zwei An- ſichten gegenüber; Koenig ſagt: „geboren zu Prenden“, Moerner ſagt: „geboren zu Lichterfelde.“ Weil es ſich dabei um unſren erſten (brandenburgiſchen) Feldmarſchall handelt, mag eine einge- hendere Unterſuchung geſtattet ſein. Koenig erzählt, daß Otto Chriſtoph am 13. November 1599 zu Prenden geboren wurde und daß ſeine Geburt ſeiner Mutter Edell von Sparr das Leben koſtete. Er fügt hinzu: „Edell von Sparr wurde am 11. Dezember zu Prenden begraben, wo ihr Martin Junckel die Leichenpredigt hielt, in welcher der Tag ihres Abſterbens (13. November) auch eigens als der Tag der Geburt unſres Helden angegeben wird. Dem gegenüber ſagt Moerner: „Otto Chriſtoph von Sparr wurde nicht 1599 in Prenden, ſondern 1605 in Lichterfelde ge- boren.“ Er giebt es nicht als ganz beſtimmt, aber doch als höchſt wahrſcheinlich. Hierfür ſprechen (nach Moerner) verſchiedene Dinge: 1) das noch zu Lebzeiten Otto Chriſtophs gemalte Bild des Feld- marſchalls im Chor der Berliner Marienkirche, auf dem es in Goldbuchſtaben heißt: „geb. 1660 auf (oder auß) dem Hauſe zu Lichterfelde“; 2) das Kirchenbuch von St. Marien, das bei Gelegenheit der Beiſetzung des Feldmarſchalls, obige Ortsan- gabe und Jahreszahl im Weſentlichen einfach wiederholt; 3) eine Sparrſche Ahnentafel neben dem Bild des Feldmarſchalls, die darthut, daß ſeine Mutter nicht Edell von Sparr, ſondern Emerentia von Seeſtedt war und 4) eine Angabe in den Lehns- copiarien des Kammergerichts, aus denen hervorgeht, daß Otto Chriſtoph im Jahre 1620 noch entſchieden minderjährig war. So weit Moerner. Danach fielen ſämmtliche Koenigſche An- gaben zuſammen und zwar: 1) Otto Chriſtoph wäre nicht 1599, ſondern 1605 geboren; 2) ſeine Mutter wäre nicht Edell Sparr, ſondern Emerentia von Seeſtedt und 3) ſein Geburtsort wäre nicht Prenden, ſondern Lichterfelde. Die Moernerſche Anſicht iſt unzweifelhaft die beſſer fundirte, und zwar um ſo entſchiedener, als Koenig nicht nur erklärt, die

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/347>, abgerufen am 11.05.2024.