Und wo der Rosengarten war, Da soll der Liliengarten werden. Uhland.
Das Brunnenthal ist still und windgeschützt, aber in seinem Rücken liegt eine stillere Stelle -- der Friedhof. Es ist ein klei- ner, von einer niedrigen Steinmauer eingefaßter, mitten im Wald gelegener Begräbnißort, so recht ein Platz, wo
-- jeder eitle Kummer, Dir wie ein Traum zerfließt, Und Dich der letzte Schlummer Im Bienenton begrüßt, --
ein Platz, der uns mit dem Gedanken des Scheidens versöhnt und uns im Tiefsten empfinden läßt:
Die Ruh' ist wohl das beste Von all' dem Glück der Welt.
Die Pforte, einladend, steht immer offen, die Waldblumen blühen draußen und drinnen und die Buchen legen, von außen her, ihre grüne Hand auf die Gräber, als wollten sie den Schlum- mer Derer, die drunter ruhn, noch ruhiger machen.
Es ist dies die Begräbnißstätte nicht für Freienwalde selbst, sondern für Die, die als Gäste kamen, um Genesung zu suchen und -- sie an dieser Stelle fanden.
5. Der Roſengarten. Der Baaſee.
Und wo der Roſengarten war, Da ſoll der Liliengarten werden. Uhland.
Das Brunnenthal iſt ſtill und windgeſchützt, aber in ſeinem Rücken liegt eine ſtillere Stelle — der Friedhof. Es iſt ein klei- ner, von einer niedrigen Steinmauer eingefaßter, mitten im Wald gelegener Begräbnißort, ſo recht ein Platz, wo
— jeder eitle Kummer, Dir wie ein Traum zerfließt, Und Dich der letzte Schlummer Im Bienenton begrüßt, —
ein Platz, der uns mit dem Gedanken des Scheidens verſöhnt und uns im Tiefſten empfinden läßt:
Die Ruh’ iſt wohl das beſte Von all’ dem Glück der Welt.
Die Pforte, einladend, ſteht immer offen, die Waldblumen blühen draußen und drinnen und die Buchen legen, von außen her, ihre grüne Hand auf die Gräber, als wollten ſie den Schlum- mer Derer, die drunter ruhn, noch ruhiger machen.
Es iſt dies die Begräbnißſtätte nicht für Freienwalde ſelbſt, ſondern für Die, die als Gäſte kamen, um Geneſung zu ſuchen und — ſie an dieſer Stelle fanden.
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[[290]/0302]
5.
Der Roſengarten. Der Baaſee.
Und wo der Roſengarten war,
Da ſoll der Liliengarten werden.
Uhland.
Das Brunnenthal iſt ſtill und windgeſchützt, aber in ſeinem
Rücken liegt eine ſtillere Stelle — der Friedhof. Es iſt ein klei-
ner, von einer niedrigen Steinmauer eingefaßter, mitten im Wald
gelegener Begräbnißort, ſo recht ein Platz, wo
— jeder eitle Kummer,
Dir wie ein Traum zerfließt,
Und Dich der letzte Schlummer
Im Bienenton begrüßt, —
ein Platz, der uns mit dem Gedanken des Scheidens verſöhnt und
uns im Tiefſten empfinden läßt:
Die Ruh’ iſt wohl das beſte
Von all’ dem Glück der Welt.
Die Pforte, einladend, ſteht immer offen, die Waldblumen
blühen draußen und drinnen und die Buchen legen, von außen
her, ihre grüne Hand auf die Gräber, als wollten ſie den Schlum-
mer Derer, die drunter ruhn, noch ruhiger machen.
Es iſt dies die Begräbnißſtätte nicht für Freienwalde ſelbſt,
ſondern für Die, die als Gäſte kamen, um Geneſung zu ſuchen
und — ſie an dieſer Stelle fanden.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. [290]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/302>, abgerufen am 22.11.2024.
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