und Windlichter werfen ihren Schein auf die aussteigenden Gäste, -- hohe, heitre Gestalten, die den Schnee von ihren Pelzen schüt- teln. Sie treten auf wie Solche, die hier zu Hause sind. Diener mit Taschen und Jagdgeräth, mit Büchsensäcken von rothem Juch- tenleder, fliegen treppauf, alle Fenster werden hell, hinter den herabgelassenen Rouleaux bewegen sich einzelne Schatten, dann wird es stiller und nur von Zimmer zu Zimmer knarrt noch der Ton, womit der müde Fuß aus dem Stiefel fährt. Noch ein kur- zer Befehl, ein "gute Nacht" und alle Lichter löschen aus.
Eh' der Tag graut, ist das Schloß wieder leer. Nur halb- verwehte Schlittengleise und lange Streifen, die die Spitze der Parforce-Peitsche durch den Schnee zog, zeigen noch den Weg, den die Gäste auf ihrer Weiterfahrt genommen. Das Schloß liegt da, wie immer; stiller, so scheint es, denn je. -- Alles was kam und ging war wie ein Traum über Nacht. --
und Windlichter werfen ihren Schein auf die ausſteigenden Gäſte, — hohe, heitre Geſtalten, die den Schnee von ihren Pelzen ſchüt- teln. Sie treten auf wie Solche, die hier zu Hauſe ſind. Diener mit Taſchen und Jagdgeräth, mit Büchſenſäcken von rothem Juch- tenleder, fliegen treppauf, alle Fenſter werden hell, hinter den herabgelaſſenen Rouleaux bewegen ſich einzelne Schatten, dann wird es ſtiller und nur von Zimmer zu Zimmer knarrt noch der Ton, womit der müde Fuß aus dem Stiefel fährt. Noch ein kur- zer Befehl, ein „gute Nacht“ und alle Lichter löſchen aus.
Eh’ der Tag graut, iſt das Schloß wieder leer. Nur halb- verwehte Schlittengleiſe und lange Streifen, die die Spitze der Parforce-Peitſche durch den Schnee zog, zeigen noch den Weg, den die Gäſte auf ihrer Weiterfahrt genommen. Das Schloß liegt da, wie immer; ſtiller, ſo ſcheint es, denn je. — Alles was kam und ging war wie ein Traum über Nacht. —
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und Windlichter werfen ihren Schein auf die ausſteigenden Gäſte,
— hohe, heitre Geſtalten, die den Schnee von ihren Pelzen ſchüt-
teln. Sie treten auf wie Solche, die hier zu Hauſe ſind. Diener
mit Taſchen und Jagdgeräth, mit Büchſenſäcken von rothem Juch-
tenleder, fliegen treppauf, alle Fenſter werden hell, hinter den
herabgelaſſenen Rouleaux bewegen ſich einzelne Schatten, dann
wird es ſtiller und nur von Zimmer zu Zimmer knarrt noch der
Ton, womit der müde Fuß aus dem Stiefel fährt. Noch ein kur-
zer Befehl, ein „gute Nacht“ und alle Lichter löſchen aus.
Eh’ der Tag graut, iſt das Schloß wieder leer. Nur halb-
verwehte Schlittengleiſe und lange Streifen, die die Spitze der
Parforce-Peitſche durch den Schnee zog, zeigen noch den Weg, den
die Gäſte auf ihrer Weiterfahrt genommen. Das Schloß liegt da,
wie immer; ſtiller, ſo ſcheint es, denn je. — Alles was kam und
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/292>, abgerufen am 22.11.2024.
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