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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

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prinz von dieser Aeußerung seines Vaters Kenntniß erhielt und
Veranlassung daraus nahm, bald nach seinem Regierungsantritt,
einestheils zur Entwässerung, andererseits zur Eindeichung des
Bruchs Veranstaltungen zu treffen. Dies geschah nach Beendigung
des zweiten schlesischen Krieges.

Der Plan zur Ausführung des Werks wurde sehr wahr-
scheinlich von demselben Manne (Kriegsrath von Harlem) entwor-
fen, der schon unter Friedrich Wilhelm I. sein Gutachten in die-
ser Angelegenheit abgegeben hatte; um aber bei einem Unterneh-
men von solchem Umfange möglichst sicher zu gehen, wurde von
Seiten des Königs noch eine besondere Commission zur örtlichen
Besichtigung und zur Begutachtung des Unternehmens ernannt.
Es war dabei der ausdrückliche Befehl des Königs, daß der be-
rühmte Mathematiker Bernhard Euler, dazumal anwesendes Mit-
glied der Berliner Akademie der Wissenschaften, an den Berathun-
gen dieser Commission Theil nehmen solle. Der König hatte guten
Grund nach Möglichkeit Autoritäten und berühmte Namen in diese
Commission hineinzuziehen, da er im Voraus von dem Wider-
stande überzeugt war, dem er, wie immer in solchen Fällen, so
auch hier, von den Anwohnern des Bruchs, den adligen und den
bäuerlichen, begegnen würde. Etwas von der Opposition, die spä-
ter (namentlich von 1748--52) der am Rande des Oderbruches
hin reichbegüterte Markgraf Carl machte, mochte schon damals zu
Ohren des Königs gedrungen sein.

Die Commission ging an's Werk und stattete ihren Bericht
ab. Dieser Bericht (von Schmettau, Harlem und Euler unter-
zeichnet) ist umfangreich, aber in Erwägung der Schwierigkeit und
Wichtigkeit der Materie verhältnißmäßig kurz gefaßt und läuft,
hinsichtlich seiner Vorschläge, auf drei Hauptpunkte hinaus:

1. der Oder einen schnellen Abfluß zu verschaffen,
2. die Oder mit tüchtigen Dämmen einzufassen,
3. das Binnenwasser aufzufangen und abzuführen.

Alle drei Aufgaben sind im Wesentlichen gelöst worden.

Ad 1. Um der Oder einen schnelleren Abfluß zu verschaffen,

prinz von dieſer Aeußerung ſeines Vaters Kenntniß erhielt und
Veranlaſſung daraus nahm, bald nach ſeinem Regierungsantritt,
einestheils zur Entwäſſerung, andererſeits zur Eindeichung des
Bruchs Veranſtaltungen zu treffen. Dies geſchah nach Beendigung
des zweiten ſchleſiſchen Krieges.

Der Plan zur Ausführung des Werks wurde ſehr wahr-
ſcheinlich von demſelben Manne (Kriegsrath von Harlem) entwor-
fen, der ſchon unter Friedrich Wilhelm I. ſein Gutachten in die-
ſer Angelegenheit abgegeben hatte; um aber bei einem Unterneh-
men von ſolchem Umfange möglichſt ſicher zu gehen, wurde von
Seiten des Königs noch eine beſondere Commiſſion zur örtlichen
Beſichtigung und zur Begutachtung des Unternehmens ernannt.
Es war dabei der ausdrückliche Befehl des Königs, daß der be-
rühmte Mathematiker Bernhard Euler, dazumal anweſendes Mit-
glied der Berliner Akademie der Wiſſenſchaften, an den Berathun-
gen dieſer Commiſſion Theil nehmen ſolle. Der König hatte guten
Grund nach Möglichkeit Autoritäten und berühmte Namen in dieſe
Commiſſion hineinzuziehen, da er im Voraus von dem Wider-
ſtande überzeugt war, dem er, wie immer in ſolchen Fällen, ſo
auch hier, von den Anwohnern des Bruchs, den adligen und den
bäuerlichen, begegnen würde. Etwas von der Oppoſition, die ſpä-
ter (namentlich von 1748—52) der am Rande des Oderbruches
hin reichbegüterte Markgraf Carl machte, mochte ſchon damals zu
Ohren des Königs gedrungen ſein.

Die Commiſſion ging an’s Werk und ſtattete ihren Bericht
ab. Dieſer Bericht (von Schmettau, Harlem und Euler unter-
zeichnet) iſt umfangreich, aber in Erwägung der Schwierigkeit und
Wichtigkeit der Materie verhältnißmäßig kurz gefaßt und läuft,
hinſichtlich ſeiner Vorſchläge, auf drei Hauptpunkte hinaus:

1. der Oder einen ſchnellen Abfluß zu verſchaffen,
2. die Oder mit tüchtigen Dämmen einzufaſſen,
3. das Binnenwaſſer aufzufangen und abzuführen.

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[199/0211] prinz von dieſer Aeußerung ſeines Vaters Kenntniß erhielt und Veranlaſſung daraus nahm, bald nach ſeinem Regierungsantritt, einestheils zur Entwäſſerung, andererſeits zur Eindeichung des Bruchs Veranſtaltungen zu treffen. Dies geſchah nach Beendigung des zweiten ſchleſiſchen Krieges. Der Plan zur Ausführung des Werks wurde ſehr wahr- ſcheinlich von demſelben Manne (Kriegsrath von Harlem) entwor- fen, der ſchon unter Friedrich Wilhelm I. ſein Gutachten in die- ſer Angelegenheit abgegeben hatte; um aber bei einem Unterneh- men von ſolchem Umfange möglichſt ſicher zu gehen, wurde von Seiten des Königs noch eine beſondere Commiſſion zur örtlichen Beſichtigung und zur Begutachtung des Unternehmens ernannt. Es war dabei der ausdrückliche Befehl des Königs, daß der be- rühmte Mathematiker Bernhard Euler, dazumal anweſendes Mit- glied der Berliner Akademie der Wiſſenſchaften, an den Berathun- gen dieſer Commiſſion Theil nehmen ſolle. Der König hatte guten Grund nach Möglichkeit Autoritäten und berühmte Namen in dieſe Commiſſion hineinzuziehen, da er im Voraus von dem Wider- ſtande überzeugt war, dem er, wie immer in ſolchen Fällen, ſo auch hier, von den Anwohnern des Bruchs, den adligen und den bäuerlichen, begegnen würde. Etwas von der Oppoſition, die ſpä- ter (namentlich von 1748—52) der am Rande des Oderbruches hin reichbegüterte Markgraf Carl machte, mochte ſchon damals zu Ohren des Königs gedrungen ſein. Die Commiſſion ging an’s Werk und ſtattete ihren Bericht ab. Dieſer Bericht (von Schmettau, Harlem und Euler unter- zeichnet) iſt umfangreich, aber in Erwägung der Schwierigkeit und Wichtigkeit der Materie verhältnißmäßig kurz gefaßt und läuft, hinſichtlich ſeiner Vorſchläge, auf drei Hauptpunkte hinaus: 1. der Oder einen ſchnellen Abfluß zu verſchaffen, 2. die Oder mit tüchtigen Dämmen einzufaſſen, 3. das Binnenwaſſer aufzufangen und abzuführen. Alle drei Aufgaben ſind im Weſentlichen gelöſt worden. Ad 1. Um der Oder einen ſchnelleren Abfluß zu verſchaffen,

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/211>, abgerufen am 28.04.2024.