schnittnen, schweren Trauben zu. Edeltannen und Silberpappeln im Hintergrund; das Ganze in Auffassung und Beleuchtungston durchaus italienisch.
Die Gillyschen Blätter haben mit den Schinkelschen nicht die geringste Aehnlichkeit. Sie führen alle fünf die gemeinschaftliche Unterschrift: Vue de Steinhoeffel und zeigen: 1. das Schloß, wie es sich vor 50 oder 60 Jahren präsentirte, wenn man von der Dorfgasse her in den Park einbog; 2. das Schloß vom Park aus; 3. das japanische Häuschen im Park (nach dem Fr. W. III. das Paretzer aufführen ließ); 4. eine Baum- und 5. eine Was- serparthie (Cascade) aus dem Park.
Wenn auf den zwei Schinkelschen Blättern saftgrün und rothbraun vorherrschen und ihnen Kraft und Frische geben, so sind auf den Gillyschen Blättern weiß und ein helles Wassergrün die vorherrschenden Farben. Die Schinkelschen machen den Eindruck moderner, sehr farbenkräftiger Aquarelle, während die Gilly- schen wie Federzeichnungen wirken, die mit dünnen und unkräf- tigen Wasserfarben hinterher fein und sinnig getuscht wurden.
Interessanter noch als diese höchst ansprechenden Aquarell- Bilder Fr. Gilly's und Schinkel's und vielleicht überhaupt das interessanteste unter allem was sich an Kunstschätzen und Curiosi- täten in Steinhöfel vorfindet, ist ein andrer Rahmen, dessen schlich- ter brauner Holzrand statt eines Bildes, ein vergilbtes Quart- blatt Papier umfaßt. Dies Quartblatt Papier, auf beiden Sei- ten beschrieben, (weshalb der Rahmen hinten und vorn ein Glas hat) ist das Concept eines Briefes (in Versen), den Kronprinz Friedrich, von Königsberg aus, im August 1739, an Voltaire richtete. Im 21. Bande der Oeuvres completes (dem 5. der "Correspondence") findet sich dieser Versebrief abgedruckt. Ich stelle nun, behufs eines Vergleichs, den gedruckten Brief und die ver- schiedenen Versionen des Steinhöfler Concepts (die Orthographie habe ich an einigen Stellen unverändert gelassen) zusammen, zu- gleich eine Uebersetzung hinzufügend, bei der ich auf eine Markirung der kleinen Unterschiede verzichtet habe.
ſchnittnen, ſchweren Trauben zu. Edeltannen und Silberpappeln im Hintergrund; das Ganze in Auffaſſung und Beleuchtungston durchaus italieniſch.
Die Gillyſchen Blätter haben mit den Schinkelſchen nicht die geringſte Aehnlichkeit. Sie führen alle fünf die gemeinſchaftliche Unterſchrift: Vue de Steinhoeffel und zeigen: 1. das Schloß, wie es ſich vor 50 oder 60 Jahren präſentirte, wenn man von der Dorfgaſſe her in den Park einbog; 2. das Schloß vom Park aus; 3. das japaniſche Häuschen im Park (nach dem Fr. W. III. das Paretzer aufführen ließ); 4. eine Baum- und 5. eine Waſ- ſerparthie (Cascade) aus dem Park.
Wenn auf den zwei Schinkelſchen Blättern ſaftgrün und rothbraun vorherrſchen und ihnen Kraft und Friſche geben, ſo ſind auf den Gillyſchen Blättern weiß und ein helles Waſſergrün die vorherrſchenden Farben. Die Schinkelſchen machen den Eindruck moderner, ſehr farbenkräftiger Aquarelle, während die Gilly- ſchen wie Federzeichnungen wirken, die mit dünnen und unkräf- tigen Waſſerfarben hinterher fein und ſinnig getuſcht wurden.
Intereſſanter noch als dieſe höchſt anſprechenden Aquarell- Bilder Fr. Gilly’s und Schinkel’s und vielleicht überhaupt das intereſſanteſte unter allem was ſich an Kunſtſchätzen und Curioſi- täten in Steinhöfel vorfindet, iſt ein andrer Rahmen, deſſen ſchlich- ter brauner Holzrand ſtatt eines Bildes, ein vergilbtes Quart- blatt Papier umfaßt. Dies Quartblatt Papier, auf beiden Sei- ten beſchrieben, (weshalb der Rahmen hinten und vorn ein Glas hat) iſt das Concept eines Briefes (in Verſen), den Kronprinz Friedrich, von Königsberg aus, im Auguſt 1739, an Voltaire richtete. Im 21. Bande der Oeuvres completes (dem 5. der „Correſpondence“) findet ſich dieſer Verſebrief abgedruckt. Ich ſtelle nun, behufs eines Vergleichs, den gedruckten Brief und die ver- ſchiedenen Verſionen des Steinhöfler Concepts (die Orthographie habe ich an einigen Stellen unverändert gelaſſen) zuſammen, zu- gleich eine Ueberſetzung hinzufügend, bei der ich auf eine Markirung der kleinen Unterſchiede verzichtet habe.
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ſchnittnen, ſchweren Trauben zu. Edeltannen und Silberpappeln
im Hintergrund; das Ganze in Auffaſſung und Beleuchtungston
durchaus italieniſch.
Die Gillyſchen Blätter haben mit den Schinkelſchen nicht
die geringſte Aehnlichkeit. Sie führen alle fünf die gemeinſchaftliche
Unterſchrift: Vue de Steinhoeffel und zeigen: 1. das Schloß,
wie es ſich vor 50 oder 60 Jahren präſentirte, wenn man von
der Dorfgaſſe her in den Park einbog; 2. das Schloß vom Park
aus; 3. das japaniſche Häuschen im Park (nach dem Fr. W. III.
das Paretzer aufführen ließ); 4. eine Baum- und 5. eine Waſ-
ſerparthie (Cascade) aus dem Park.
Wenn auf den zwei Schinkelſchen Blättern ſaftgrün und
rothbraun vorherrſchen und ihnen Kraft und Friſche geben, ſo
ſind auf den Gillyſchen Blättern weiß und ein helles Waſſergrün
die vorherrſchenden Farben. Die Schinkelſchen machen den Eindruck
moderner, ſehr farbenkräftiger Aquarelle, während die Gilly-
ſchen wie Federzeichnungen wirken, die mit dünnen und unkräf-
tigen Waſſerfarben hinterher fein und ſinnig getuſcht wurden.
Intereſſanter noch als dieſe höchſt anſprechenden Aquarell-
Bilder Fr. Gilly’s und Schinkel’s und vielleicht überhaupt das
intereſſanteſte unter allem was ſich an Kunſtſchätzen und Curioſi-
täten in Steinhöfel vorfindet, iſt ein andrer Rahmen, deſſen ſchlich-
ter brauner Holzrand ſtatt eines Bildes, ein vergilbtes Quart-
blatt Papier umfaßt. Dies Quartblatt Papier, auf beiden Sei-
ten beſchrieben, (weshalb der Rahmen hinten und vorn ein Glas
hat) iſt das Concept eines Briefes (in Verſen), den Kronprinz
Friedrich, von Königsberg aus, im Auguſt 1739, an Voltaire
richtete. Im 21. Bande der Oeuvres completes (dem 5. der
„Correſpondence“) findet ſich dieſer Verſebrief abgedruckt. Ich ſtelle
nun, behufs eines Vergleichs, den gedruckten Brief und die ver-
ſchiedenen Verſionen des Steinhöfler Concepts (die Orthographie
habe ich an einigen Stellen unverändert gelaſſen) zuſammen, zu-
gleich eine Ueberſetzung hinzufügend, bei der ich auf eine Markirung
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/179>, abgerufen am 23.11.2024.
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