er, 40 Jahre früher, zuerst das Hochgefühl des Sieges kennen gelernt hatte, und neben ihm schritt General von Scharnhorst, der, von gleichem Haß gegen die napoleonische Herrschaft erfüllt, damals mit ihm nach England gegangen war, um, wo immer es sei, den Unterdrücker seines Vaterlandes zu bekämpfen. Beide waren der Fahne Wellingtons gefolgt, nun folgten beide seinem Sarge. Und welch Leichengefolge das! Ein schönes Gedicht George Hese- kiel's hat diesen Zug beschrieben:
-- ein Leichengefolge schließt sich an, So wie's gehabt noch kein Unterthan! Von sieben Monarchen ist's deputirt, Für die er den Stab des Feldmarschalls geführt, Die Feldzeichen, die mit Trauerflor wehn, Vertreten die Trauer von sieben Armeen: Rußland, Preußen und Oesterreich Sie klagen heut mit dem brittischen Reich, Niederland, Spanien und Portugal Begraben in London den Feldmarschall; -- Aus hundert Fahnen das Leichentuch, Das England um seinen Lord Herzog schlug, Der sich ein Grab in St. Paul ersiegt, Wo Nelson in Lorbeer begraben liegt.
Massow, der durch Jahre hin, dem "Old Duke", so per- sönlich nahe gestanden hatte, war in London mit besondrer Aus- zeichnung empfangen worden, jetzt, nach der feierlichen Beisetzung, kehrte er aus dem Gewoge Londons in die Stille Steinhöfels zurück. Aber eine tiefre Stille harrte seiner bereits. Es war be- schlossen, daß er dem Siegesherzog, dessen Sarge er am 15. No- vember 1852 gefolgt war, nach wenig mehr als Jahresfrist in die Ruhe des Grabes folgen sollte. Am 11. Jan. 1854 erkrankte er, am 18. entschlief er als ein ernster und gläubiger Christ.
Auf dem Kirchhof zu Steinhöfel ruht er und ein Granitstein giebt die Daten seines Lebens und Todes. Er war nie vermählt. Steinhöfel fiel an seinen Bruder den Hausminister und nach dessen
er, 40 Jahre früher, zuerſt das Hochgefühl des Sieges kennen gelernt hatte, und neben ihm ſchritt General von Scharnhorſt, der, von gleichem Haß gegen die napoleoniſche Herrſchaft erfüllt, damals mit ihm nach England gegangen war, um, wo immer es ſei, den Unterdrücker ſeines Vaterlandes zu bekämpfen. Beide waren der Fahne Wellingtons gefolgt, nun folgten beide ſeinem Sarge. Und welch Leichengefolge das! Ein ſchönes Gedicht George Heſe- kiel’s hat dieſen Zug beſchrieben:
— ein Leichengefolge ſchließt ſich an, So wie’s gehabt noch kein Unterthan! Von ſieben Monarchen iſt’s deputirt, Für die er den Stab des Feldmarſchalls geführt, Die Feldzeichen, die mit Trauerflor wehn, Vertreten die Trauer von ſieben Armeen: Rußland, Preußen und Oeſterreich Sie klagen heut mit dem brittiſchen Reich, Niederland, Spanien und Portugal Begraben in London den Feldmarſchall; — Aus hundert Fahnen das Leichentuch, Das England um ſeinen Lord Herzog ſchlug, Der ſich ein Grab in St. Paul erſiegt, Wo Nelſon in Lorbeer begraben liegt.
Maſſow, der durch Jahre hin, dem „Old Duke“, ſo per- ſönlich nahe geſtanden hatte, war in London mit beſondrer Aus- zeichnung empfangen worden, jetzt, nach der feierlichen Beiſetzung, kehrte er aus dem Gewoge Londons in die Stille Steinhöfels zurück. Aber eine tiefre Stille harrte ſeiner bereits. Es war be- ſchloſſen, daß er dem Siegesherzog, deſſen Sarge er am 15. No- vember 1852 gefolgt war, nach wenig mehr als Jahresfriſt in die Ruhe des Grabes folgen ſollte. Am 11. Jan. 1854 erkrankte er, am 18. entſchlief er als ein ernſter und gläubiger Chriſt.
Auf dem Kirchhof zu Steinhöfel ruht er und ein Granitſtein giebt die Daten ſeines Lebens und Todes. Er war nie vermählt. Steinhöfel fiel an ſeinen Bruder den Hausminiſter und nach deſſen
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er, 40 Jahre früher, zuerſt das Hochgefühl des Sieges kennen
gelernt hatte, und neben ihm ſchritt General von Scharnhorſt, der,
von gleichem Haß gegen die napoleoniſche Herrſchaft erfüllt, damals
mit ihm nach England gegangen war, um, wo immer es ſei, den
Unterdrücker ſeines Vaterlandes zu bekämpfen. Beide waren der
Fahne Wellingtons gefolgt, nun folgten beide ſeinem Sarge.
Und welch Leichengefolge das! Ein ſchönes Gedicht George Heſe-
kiel’s hat dieſen Zug beſchrieben:
— ein Leichengefolge ſchließt ſich an,
So wie’s gehabt noch kein Unterthan!
Von ſieben Monarchen iſt’s deputirt,
Für die er den Stab des Feldmarſchalls geführt,
Die Feldzeichen, die mit Trauerflor wehn,
Vertreten die Trauer von ſieben Armeen:
Rußland, Preußen und Oeſterreich
Sie klagen heut mit dem brittiſchen Reich,
Niederland, Spanien und Portugal
Begraben in London den Feldmarſchall; —
Aus hundert Fahnen das Leichentuch,
Das England um ſeinen Lord Herzog ſchlug,
Der ſich ein Grab in St. Paul erſiegt,
Wo Nelſon in Lorbeer begraben liegt.
Maſſow, der durch Jahre hin, dem „Old Duke“, ſo per-
ſönlich nahe geſtanden hatte, war in London mit beſondrer Aus-
zeichnung empfangen worden, jetzt, nach der feierlichen Beiſetzung,
kehrte er aus dem Gewoge Londons in die Stille Steinhöfels
zurück. Aber eine tiefre Stille harrte ſeiner bereits. Es war be-
ſchloſſen, daß er dem Siegesherzog, deſſen Sarge er am 15. No-
vember 1852 gefolgt war, nach wenig mehr als Jahresfriſt in
die Ruhe des Grabes folgen ſollte. Am 11. Jan. 1854 erkrankte
er, am 18. entſchlief er als ein ernſter und gläubiger Chriſt.
Auf dem Kirchhof zu Steinhöfel ruht er und ein Granitſtein
giebt die Daten ſeines Lebens und Todes. Er war nie vermählt.
Steinhöfel fiel an ſeinen Bruder den Hausminiſter und nach deſſen
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/176>, abgerufen am 24.11.2024.
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