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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

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vom schwedischen Leibregiment war alles todt oder verwundet.
Auch Hans Adam war, an der Spitze seiner Dragoner, nur durch
die Geistesgegenwart eines Rittmeisters gerettet worden, der einem
schwedischen Reiter das Pistol aus der Hand schlug, das dieser
eben auf Schöning abfeuern wollte. An den zwei folgenden Tagen
ließ dieser durch kleine Streifcorps die Verfolgung der Schweden
bis in die Nähe von Riga fortsetzen; dann trat er selbst den
Rückzug an, um dem, wie schon erwähnt, in Königsberg zurück-
gebliebenen Kurfürsten, wenige Trophäen nur, aber die schwerer
wiegende Nachricht von der gänzlichen Auflösung des schwedischen
Heeres zu bringen.

Dieser glänzende Zug bis an die kurische Grenze, das erste
Unternehmen, das Schöning in voller Selbstständigkeit ausgeführt
hatte, hob sein Ansehen in den Augen des Kurfürsten, der ihm
bereits so mannigfache Beweise seiner besondern Gunst gegeben
hatte, und Hans Adam, der mit 36 Jahren zum Generalmajor
ernannt worden war, wurde mit 42 Jahren Generallieutenant.
Im selbigen Jahre (1684), nachdem er bis dahin das Amt eines
Gouverneurs von Spandau bekleidet hatte, wurde er Gouverneur
von Berlin, das damals, von fünf Ravelins und dreizehn Bastio-
nen eingefaßt (nach Planen des alten Feldmarschalls Sparr),
durchaus den Charakter einer Festung hatte.

Wir verweilen aber nicht bei den Friedensjahren unseres
Generallieutenants, sondern begleiten ihn nun auf seinem Tür-
kenzuge
, bis zur Erstürmung der Festung Ofen.

Zwischen Kaiser und Kurfürst war ein Vertrag zu gegen-
seitiger Hülfeleistung geschlossen worden, und in Gemäßheit dieses
Vertrages sah sich der Kurfürst gezwungen, zu einem bevorstehen-
den "Zuge gegen die Ungläubigen", dessen Hauptzweck die Ein-
nahme Ofens war, ein Hülfscorps von 8000 Mann zu stellen.
Der Kurfürst sah sich "gezwungen", diese Auxiliarmacht zu stellen;
aber wir würden irren, wenn wir aus dieser Bezeichnung ableiten
wollten, daß der Kurfürst nur einem Zwange nachgegeben und
für die Besiegung des Christenfeindes kein Herz gehabt habe. Die

vom ſchwediſchen Leibregiment war alles todt oder verwundet.
Auch Hans Adam war, an der Spitze ſeiner Dragoner, nur durch
die Geiſtesgegenwart eines Rittmeiſters gerettet worden, der einem
ſchwediſchen Reiter das Piſtol aus der Hand ſchlug, das dieſer
eben auf Schöning abfeuern wollte. An den zwei folgenden Tagen
ließ dieſer durch kleine Streifcorps die Verfolgung der Schweden
bis in die Nähe von Riga fortſetzen; dann trat er ſelbſt den
Rückzug an, um dem, wie ſchon erwähnt, in Königsberg zurück-
gebliebenen Kurfürſten, wenige Trophäen nur, aber die ſchwerer
wiegende Nachricht von der gänzlichen Auflöſung des ſchwediſchen
Heeres zu bringen.

Dieſer glänzende Zug bis an die kuriſche Grenze, das erſte
Unternehmen, das Schöning in voller Selbſtſtändigkeit ausgeführt
hatte, hob ſein Anſehen in den Augen des Kurfürſten, der ihm
bereits ſo mannigfache Beweiſe ſeiner beſondern Gunſt gegeben
hatte, und Hans Adam, der mit 36 Jahren zum Generalmajor
ernannt worden war, wurde mit 42 Jahren Generallieutenant.
Im ſelbigen Jahre (1684), nachdem er bis dahin das Amt eines
Gouverneurs von Spandau bekleidet hatte, wurde er Gouverneur
von Berlin, das damals, von fünf Ravelins und dreizehn Baſtio-
nen eingefaßt (nach Planen des alten Feldmarſchalls Sparr),
durchaus den Charakter einer Feſtung hatte.

Wir verweilen aber nicht bei den Friedensjahren unſeres
Generallieutenants, ſondern begleiten ihn nun auf ſeinem Tür-
kenzuge
, bis zur Erſtürmung der Feſtung Ofen.

Zwiſchen Kaiſer und Kurfürſt war ein Vertrag zu gegen-
ſeitiger Hülfeleiſtung geſchloſſen worden, und in Gemäßheit dieſes
Vertrages ſah ſich der Kurfürſt gezwungen, zu einem bevorſtehen-
den „Zuge gegen die Ungläubigen“, deſſen Hauptzweck die Ein-
nahme Ofens war, ein Hülfscorps von 8000 Mann zu ſtellen.
Der Kurfürſt ſah ſich „gezwungen“, dieſe Auxiliarmacht zu ſtellen;
aber wir würden irren, wenn wir aus dieſer Bezeichnung ableiten
wollten, daß der Kurfürſt nur einem Zwange nachgegeben und
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[25/0037] vom ſchwediſchen Leibregiment war alles todt oder verwundet. Auch Hans Adam war, an der Spitze ſeiner Dragoner, nur durch die Geiſtesgegenwart eines Rittmeiſters gerettet worden, der einem ſchwediſchen Reiter das Piſtol aus der Hand ſchlug, das dieſer eben auf Schöning abfeuern wollte. An den zwei folgenden Tagen ließ dieſer durch kleine Streifcorps die Verfolgung der Schweden bis in die Nähe von Riga fortſetzen; dann trat er ſelbſt den Rückzug an, um dem, wie ſchon erwähnt, in Königsberg zurück- gebliebenen Kurfürſten, wenige Trophäen nur, aber die ſchwerer wiegende Nachricht von der gänzlichen Auflöſung des ſchwediſchen Heeres zu bringen. Dieſer glänzende Zug bis an die kuriſche Grenze, das erſte Unternehmen, das Schöning in voller Selbſtſtändigkeit ausgeführt hatte, hob ſein Anſehen in den Augen des Kurfürſten, der ihm bereits ſo mannigfache Beweiſe ſeiner beſondern Gunſt gegeben hatte, und Hans Adam, der mit 36 Jahren zum Generalmajor ernannt worden war, wurde mit 42 Jahren Generallieutenant. Im ſelbigen Jahre (1684), nachdem er bis dahin das Amt eines Gouverneurs von Spandau bekleidet hatte, wurde er Gouverneur von Berlin, das damals, von fünf Ravelins und dreizehn Baſtio- nen eingefaßt (nach Planen des alten Feldmarſchalls Sparr), durchaus den Charakter einer Feſtung hatte. Wir verweilen aber nicht bei den Friedensjahren unſeres Generallieutenants, ſondern begleiten ihn nun auf ſeinem Tür- kenzuge, bis zur Erſtürmung der Feſtung Ofen. Zwiſchen Kaiſer und Kurfürſt war ein Vertrag zu gegen- ſeitiger Hülfeleiſtung geſchloſſen worden, und in Gemäßheit dieſes Vertrages ſah ſich der Kurfürſt gezwungen, zu einem bevorſtehen- den „Zuge gegen die Ungläubigen“, deſſen Hauptzweck die Ein- nahme Ofens war, ein Hülfscorps von 8000 Mann zu ſtellen. Der Kurfürſt ſah ſich „gezwungen“, dieſe Auxiliarmacht zu ſtellen; aber wir würden irren, wenn wir aus dieſer Bezeichnung ableiten wollten, daß der Kurfürſt nur einem Zwange nachgegeben und für die Beſiegung des Chriſtenfeindes kein Herz gehabt habe. Die

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/37>, abgerufen am 26.11.2024.