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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862.

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seines "Walls," einer prächtigen, mit den schönsten und ältesten
Bäumen bepflanzten Promenade, erfreut, ist des Kronprinzen Ver-
dienst. Hier erwies er sich, von einem richtigen Gefühl geleitet,
ausnahmsweise als Conservator, während er ja im Allgemeinen
den Geschmack seiner Zeit theilte, die sich eitel darin gefiel, an die
Stelle des poetisch Mittelalterlichen, die Flachheit des Kasernen-
baues, oder die Schnörkelei des Roccoco zu setzen. Drei Wälle
hatten in alter Zeit die Stadtmauer zu weiterem Schutz umgeben.
Schon während der zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts
hatte man mit Abtragung dieser Wälle begonnen und die zuge-
schütteten Gräben als Gartenland parzellirt. Kaum aber war der
Kronprinz in Ruppin erschienen, so erkannte er, welchen Schmuck
man auf dem Punkt stand, der Stadt zu rauben. Dies erkennen
und dagegen einschreiten, war eins.

Die Miscellanea historica unsres Gewährsmannes, des
Dr. Bernhard Feldmann, geb. 1704 in Berlin, gest. 1776 in
Neu-Ruppin, enthalten darüber folgendes: "Schon 1732 inhibirte
S. K. Hoheit die Abtragung der Wälle und conservirte also die
noch übrigen, land- oder nordwärts vom Rheinsbergischen bis
zum Berliner Thore gelegenen, so noch stehen und mit alten
Rüstern, Eichen, Buchen, Haseln etc. bewachsen sind; auch ließ sie
der Cronprinz noch mit vielerlei Sorten Bäumen bepflanzen und
an ihrem Ende (beim Berliner Thore) mit einem schönen Garten
zieren, wodurch der "Wall" zum angenehmsten, beschatteten Spatzier-
gang voll Nachtigallen geworden ist."

Kronprinz Friedrich hatte vier volle Jahre, von 1732--1736,
seinen festen Wohnsitz in Ruppin, aber nur während des ersten
Jahres gehörte er dem Ruppiner Stillleben mit einer Art Aus-
schließlichkeit an. Vom Juni 1733 an drängten sich die Ereignisse,
die ihn oft Monate lang und länger von "Haus und Garten,
die ihm lieb geworden waren," fern hielten. Seiner Vermählung
im Juni 1733 folgte, vier Monate später, die Erwerbung Rheins-
bergs und eh noch der Umbau des Rheinsberger Schlosses, der
ohnehin sein lebhaftes Interesse in Anspruch nahm, zur Hälfte

ſeines „Walls,“ einer prächtigen, mit den ſchönſten und älteſten
Bäumen bepflanzten Promenade, erfreut, iſt des Kronprinzen Ver-
dienſt. Hier erwies er ſich, von einem richtigen Gefühl geleitet,
ausnahmsweiſe als Conſervator, während er ja im Allgemeinen
den Geſchmack ſeiner Zeit theilte, die ſich eitel darin gefiel, an die
Stelle des poëtiſch Mittelalterlichen, die Flachheit des Kaſernen-
baues, oder die Schnörkelei des Roccoco zu ſetzen. Drei Wälle
hatten in alter Zeit die Stadtmauer zu weiterem Schutz umgeben.
Schon während der zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts
hatte man mit Abtragung dieſer Wälle begonnen und die zuge-
ſchütteten Gräben als Gartenland parzellirt. Kaum aber war der
Kronprinz in Ruppin erſchienen, ſo erkannte er, welchen Schmuck
man auf dem Punkt ſtand, der Stadt zu rauben. Dies erkennen
und dagegen einſchreiten, war eins.

Die Miscellanea historica unſres Gewährsmannes, des
Dr. Bernhard Feldmann, geb. 1704 in Berlin, geſt. 1776 in
Neu-Ruppin, enthalten darüber folgendes: „Schon 1732 inhibirte
S. K. Hoheit die Abtragung der Wälle und conſervirte alſo die
noch übrigen, land- oder nordwärts vom Rheinsbergiſchen bis
zum Berliner Thore gelegenen, ſo noch ſtehen und mit alten
Rüſtern, Eichen, Buchen, Haſeln ꝛc. bewachſen ſind; auch ließ ſie
der Cronprinz noch mit vielerlei Sorten Bäumen bepflanzen und
an ihrem Ende (beim Berliner Thore) mit einem ſchönen Garten
zieren, wodurch der „Wall“ zum angenehmſten, beſchatteten Spatzier-
gang voll Nachtigallen geworden iſt.“

Kronprinz Friedrich hatte vier volle Jahre, von 1732—1736,
ſeinen feſten Wohnſitz in Ruppin, aber nur während des erſten
Jahres gehörte er dem Ruppiner Stillleben mit einer Art Aus-
ſchließlichkeit an. Vom Juni 1733 an drängten ſich die Ereigniſſe,
die ihn oft Monate lang und länger von „Haus und Garten,
die ihm lieb geworden waren,“ fern hielten. Seiner Vermählung
im Juni 1733 folgte, vier Monate ſpäter, die Erwerbung Rheins-
bergs und eh noch der Umbau des Rheinsberger Schloſſes, der
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[44/0062] ſeines „Walls,“ einer prächtigen, mit den ſchönſten und älteſten Bäumen bepflanzten Promenade, erfreut, iſt des Kronprinzen Ver- dienſt. Hier erwies er ſich, von einem richtigen Gefühl geleitet, ausnahmsweiſe als Conſervator, während er ja im Allgemeinen den Geſchmack ſeiner Zeit theilte, die ſich eitel darin gefiel, an die Stelle des poëtiſch Mittelalterlichen, die Flachheit des Kaſernen- baues, oder die Schnörkelei des Roccoco zu ſetzen. Drei Wälle hatten in alter Zeit die Stadtmauer zu weiterem Schutz umgeben. Schon während der zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts hatte man mit Abtragung dieſer Wälle begonnen und die zuge- ſchütteten Gräben als Gartenland parzellirt. Kaum aber war der Kronprinz in Ruppin erſchienen, ſo erkannte er, welchen Schmuck man auf dem Punkt ſtand, der Stadt zu rauben. Dies erkennen und dagegen einſchreiten, war eins. Die Miscellanea historica unſres Gewährsmannes, des Dr. Bernhard Feldmann, geb. 1704 in Berlin, geſt. 1776 in Neu-Ruppin, enthalten darüber folgendes: „Schon 1732 inhibirte S. K. Hoheit die Abtragung der Wälle und conſervirte alſo die noch übrigen, land- oder nordwärts vom Rheinsbergiſchen bis zum Berliner Thore gelegenen, ſo noch ſtehen und mit alten Rüſtern, Eichen, Buchen, Haſeln ꝛc. bewachſen ſind; auch ließ ſie der Cronprinz noch mit vielerlei Sorten Bäumen bepflanzen und an ihrem Ende (beim Berliner Thore) mit einem ſchönen Garten zieren, wodurch der „Wall“ zum angenehmſten, beſchatteten Spatzier- gang voll Nachtigallen geworden iſt.“ Kronprinz Friedrich hatte vier volle Jahre, von 1732—1736, ſeinen feſten Wohnſitz in Ruppin, aber nur während des erſten Jahres gehörte er dem Ruppiner Stillleben mit einer Art Aus- ſchließlichkeit an. Vom Juni 1733 an drängten ſich die Ereigniſſe, die ihn oft Monate lang und länger von „Haus und Garten, die ihm lieb geworden waren,“ fern hielten. Seiner Vermählung im Juni 1733 folgte, vier Monate ſpäter, die Erwerbung Rheins- bergs und eh noch der Umbau des Rheinsberger Schloſſes, der ohnehin ſein lebhaftes Intereſſe in Anſpruch nahm, zur Hälfte

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/62>, abgerufen am 24.11.2024.