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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862.

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Trotz zu brechen. Vier Heerhaufen zogen vor die Schlösser der
Quitzow's und Rochow's, vor Plaue, Frisack, Golzow, und der
vierte Heerhaufen, der aus Bürgern von Jüterbogk und Treuen-
brietzen und aus Lehnsleuten der Klöster Zinna und Lehnin be-
stand, rückte vor Schloß Beuthen. Hans von Torgau, der Vogt
zu Zossen war, führte diesen Heerhaufen an und forderte die Be-
satzung auf, sich zu ergeben. Goswin von Brederlow aber, der die
Burg für die Quitzow's hielt, antwortete guten Muths: "er wolle
sich die Sache noch ein paar Jahre überlegen." Das war am
14. Februar 1414. Hans von Torgau meldete die Antwort dem
Kurfürsten, und die Bürger von Jüterbogk und Treuenbrietzen,
die's nicht eilig hatten, lagerten sich an der Nuthe entlang und
warteten auf den zugesagten Bundesgenossen, von dessen Kriegs-
ruhm die Marken damals voll waren. Sie warteten nicht lange.
Am 24. Februar fiel Schloß Plaue und am 25. schon erschien
die "faule Grete," von 36 Pferden gezogen, vor Burg Beuthen.
Andern Morgens mit dem Frühesten klopfte eine 30 Pfund schwere
Steinkugel an denselben Thurm, hinter dem Goswin von Breder-
low eben beim Frühstück saß, und gab der alten Burg einen sol-
chen Ruck, daß es schwer zu sagen war, was mehr zitterte, die
Mauern oder die Herzen der Besatzung. Goswin von Brederlow
ließ sich handeln jetzt; es schien, er hatte Tage gemeint, nicht
Jahre, -- und am 26. Abends war Schloß Beuthen eine kur-
fürstliche Burg.

Gut-Hohenzollersch ist sie seitdem geblieben, so lange sie ge-
standen hat. Die letzte Spur von ihr verschwand wenige Tage
vor der Schlacht von Großbeeren, als preußische Artillerie (die den
Nuthe-Uebergang decken sollte) die Feldsteinmauern niederriß und
statt ihrer einen Erdwall aufführte. Nur die Stelle, wo Burg
Beuthen stand, ist noch deutlich erkennbar; Gräben und Fluß-
windungen bilden ein Stück Inselland, auf dem sich der kreis-
förmige Außenwall und das Mauerwerk des Mittelthurmes ersicht-
lich markiren. Weiden und Akazien beschatten jetzt den Platz, dessen
Rasen ein Stück märkischer Geschichte deckt; Fischernetze spannen

Trotz zu brechen. Vier Heerhaufen zogen vor die Schlöſſer der
Quitzow’s und Rochow’s, vor Plaue, Friſack, Golzow, und der
vierte Heerhaufen, der aus Bürgern von Jüterbogk und Treuen-
brietzen und aus Lehnsleuten der Klöſter Zinna und Lehnin be-
ſtand, rückte vor Schloß Beuthen. Hans von Torgau, der Vogt
zu Zoſſen war, führte dieſen Heerhaufen an und forderte die Be-
ſatzung auf, ſich zu ergeben. Goswin von Brederlow aber, der die
Burg für die Quitzow’s hielt, antwortete guten Muths: „er wolle
ſich die Sache noch ein paar Jahre überlegen.“ Das war am
14. Februar 1414. Hans von Torgau meldete die Antwort dem
Kurfürſten, und die Bürger von Jüterbogk und Treuenbrietzen,
die’s nicht eilig hatten, lagerten ſich an der Nuthe entlang und
warteten auf den zugeſagten Bundesgenoſſen, von deſſen Kriegs-
ruhm die Marken damals voll waren. Sie warteten nicht lange.
Am 24. Februar fiel Schloß Plaue und am 25. ſchon erſchien
die „faule Grete,“ von 36 Pferden gezogen, vor Burg Beuthen.
Andern Morgens mit dem Früheſten klopfte eine 30 Pfund ſchwere
Steinkugel an denſelben Thurm, hinter dem Goswin von Breder-
low eben beim Frühſtück ſaß, und gab der alten Burg einen ſol-
chen Ruck, daß es ſchwer zu ſagen war, was mehr zitterte, die
Mauern oder die Herzen der Beſatzung. Goswin von Brederlow
ließ ſich handeln jetzt; es ſchien, er hatte Tage gemeint, nicht
Jahre, — und am 26. Abends war Schloß Beuthen eine kur-
fürſtliche Burg.

Gut-Hohenzollerſch iſt ſie ſeitdem geblieben, ſo lange ſie ge-
ſtanden hat. Die letzte Spur von ihr verſchwand wenige Tage
vor der Schlacht von Großbeeren, als preußiſche Artillerie (die den
Nuthe-Uebergang decken ſollte) die Feldſteinmauern niederriß und
ſtatt ihrer einen Erdwall aufführte. Nur die Stelle, wo Burg
Beuthen ſtand, iſt noch deutlich erkennbar; Gräben und Fluß-
windungen bilden ein Stück Inſelland, auf dem ſich der kreis-
förmige Außenwall und das Mauerwerk des Mittelthurmes erſicht-
lich markiren. Weiden und Akazien beſchatten jetzt den Platz, deſſen
Raſen ein Stück märkiſcher Geſchichte deckt; Fiſchernetze ſpannen

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[415/0433] Trotz zu brechen. Vier Heerhaufen zogen vor die Schlöſſer der Quitzow’s und Rochow’s, vor Plaue, Friſack, Golzow, und der vierte Heerhaufen, der aus Bürgern von Jüterbogk und Treuen- brietzen und aus Lehnsleuten der Klöſter Zinna und Lehnin be- ſtand, rückte vor Schloß Beuthen. Hans von Torgau, der Vogt zu Zoſſen war, führte dieſen Heerhaufen an und forderte die Be- ſatzung auf, ſich zu ergeben. Goswin von Brederlow aber, der die Burg für die Quitzow’s hielt, antwortete guten Muths: „er wolle ſich die Sache noch ein paar Jahre überlegen.“ Das war am 14. Februar 1414. Hans von Torgau meldete die Antwort dem Kurfürſten, und die Bürger von Jüterbogk und Treuenbrietzen, die’s nicht eilig hatten, lagerten ſich an der Nuthe entlang und warteten auf den zugeſagten Bundesgenoſſen, von deſſen Kriegs- ruhm die Marken damals voll waren. Sie warteten nicht lange. Am 24. Februar fiel Schloß Plaue und am 25. ſchon erſchien die „faule Grete,“ von 36 Pferden gezogen, vor Burg Beuthen. Andern Morgens mit dem Früheſten klopfte eine 30 Pfund ſchwere Steinkugel an denſelben Thurm, hinter dem Goswin von Breder- low eben beim Frühſtück ſaß, und gab der alten Burg einen ſol- chen Ruck, daß es ſchwer zu ſagen war, was mehr zitterte, die Mauern oder die Herzen der Beſatzung. Goswin von Brederlow ließ ſich handeln jetzt; es ſchien, er hatte Tage gemeint, nicht Jahre, — und am 26. Abends war Schloß Beuthen eine kur- fürſtliche Burg. Gut-Hohenzollerſch iſt ſie ſeitdem geblieben, ſo lange ſie ge- ſtanden hat. Die letzte Spur von ihr verſchwand wenige Tage vor der Schlacht von Großbeeren, als preußiſche Artillerie (die den Nuthe-Uebergang decken ſollte) die Feldſteinmauern niederriß und ſtatt ihrer einen Erdwall aufführte. Nur die Stelle, wo Burg Beuthen ſtand, iſt noch deutlich erkennbar; Gräben und Fluß- windungen bilden ein Stück Inſelland, auf dem ſich der kreis- förmige Außenwall und das Mauerwerk des Mittelthurmes erſicht- lich markiren. Weiden und Akazien beſchatten jetzt den Platz, deſſen Raſen ein Stück märkiſcher Geſchichte deckt; Fiſchernetze ſpannen

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/433>, abgerufen am 23.11.2024.