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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862.

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Schloß Beuthen.

Kühnlich darf mein Haupt ich legen
Jedem Unterthan in Schooß.

Kerner.

Am Nuthe-Fluß, der die Grenze zwischen dem Teltow und der
Zauche bildet, stand in alten Zeiten Schloß Beuthen und be-
herrschte den Fluß-Uebergang. Rings von Wasser umflossen und
aus grauem Feldstein fest zusammengefugt, erhob sich die Burg
wie eine groteske Felsenmasse und blickte eckig, steil und trotzig in
die Niederung hinein.

Ja, Schloß Beuthen war trotzig. Die Quitzow's hatten es
inne und gedachten es zu behaupten gegen den Nürnberger Burg-
grafen, der wie ein Herr in's Land kam und den man nicht gel-
ten lassen wollte. Sie mochten denken, "die Herren wechseln rasch
in der Mark; sie kommen und gehn, wie Kaiserliche Noth oder
Kaiserliche Laune sie schickt; es giebt nur einen bleibenden Herrn
in der Mark und das sind wir." Sie hatten damals so unrecht
nicht.

Sie hatten nicht Unrecht in der Sache, aber sie hatten Un-
recht in der Person. Das war kein Herr wie die andern, die
nur gekommen waren, um wieder zu gehn; dieser kam, um zu
bleiben, und nahm Platz mit dem Behagen und dem Nachdruck
eines, der sich einzurichten gedenkt. Die Quitzow's hatten kein
Auge dafür, sie trotzten und hatten es kein Hehl. Es galt, diesen

Schloß Beuthen.

Kühnlich darf mein Haupt ich legen
Jedem Unterthan in Schooß.

Kerner.

Am Nuthe-Fluß, der die Grenze zwiſchen dem Teltow und der
Zauche bildet, ſtand in alten Zeiten Schloß Beuthen und be-
herrſchte den Fluß-Uebergang. Rings von Waſſer umfloſſen und
aus grauem Feldſtein feſt zuſammengefugt, erhob ſich die Burg
wie eine groteske Felſenmaſſe und blickte eckig, ſteil und trotzig in
die Niederung hinein.

Ja, Schloß Beuthen war trotzig. Die Quitzow’s hatten es
inne und gedachten es zu behaupten gegen den Nürnberger Burg-
grafen, der wie ein Herr in’s Land kam und den man nicht gel-
ten laſſen wollte. Sie mochten denken, „die Herren wechſeln raſch
in der Mark; ſie kommen und gehn, wie Kaiſerliche Noth oder
Kaiſerliche Laune ſie ſchickt; es giebt nur einen bleibenden Herrn
in der Mark und das ſind wir.“ Sie hatten damals ſo unrecht
nicht.

Sie hatten nicht Unrecht in der Sache, aber ſie hatten Un-
recht in der Perſon. Das war kein Herr wie die andern, die
nur gekommen waren, um wieder zu gehn; dieſer kam, um zu
bleiben, und nahm Platz mit dem Behagen und dem Nachdruck
eines, der ſich einzurichten gedenkt. Die Quitzow’s hatten kein
Auge dafür, ſie trotzten und hatten es kein Hehl. Es galt, dieſen

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[[414]/0432] Schloß Beuthen. Kühnlich darf mein Haupt ich legen Jedem Unterthan in Schooß. Kerner. Am Nuthe-Fluß, der die Grenze zwiſchen dem Teltow und der Zauche bildet, ſtand in alten Zeiten Schloß Beuthen und be- herrſchte den Fluß-Uebergang. Rings von Waſſer umfloſſen und aus grauem Feldſtein feſt zuſammengefugt, erhob ſich die Burg wie eine groteske Felſenmaſſe und blickte eckig, ſteil und trotzig in die Niederung hinein. Ja, Schloß Beuthen war trotzig. Die Quitzow’s hatten es inne und gedachten es zu behaupten gegen den Nürnberger Burg- grafen, der wie ein Herr in’s Land kam und den man nicht gel- ten laſſen wollte. Sie mochten denken, „die Herren wechſeln raſch in der Mark; ſie kommen und gehn, wie Kaiſerliche Noth oder Kaiſerliche Laune ſie ſchickt; es giebt nur einen bleibenden Herrn in der Mark und das ſind wir.“ Sie hatten damals ſo unrecht nicht. Sie hatten nicht Unrecht in der Sache, aber ſie hatten Un- recht in der Perſon. Das war kein Herr wie die andern, die nur gekommen waren, um wieder zu gehn; dieſer kam, um zu bleiben, und nahm Platz mit dem Behagen und dem Nachdruck eines, der ſich einzurichten gedenkt. Die Quitzow’s hatten kein Auge dafür, ſie trotzten und hatten es kein Hehl. Es galt, dieſen

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. [414]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/432>, abgerufen am 23.11.2024.