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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862.

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und Begutachtungs-Commission. Die Zeit (Mitte December) war
allerdings nicht günstig gewählt, und Geist faßte in seinem näch-
sten Schreiben an die Regierung, was er zu sagen hatte, dahin
zusammen:

Gerechter Gott des Himmels und der Erden,
Was soll aus Deiner heiligen Justitia werden?
Die Erde ist bedeckt mit Eis und Schnee,
Da untersuchen sie die Bonite!
O weh, o weh, o weh! --

Zu den Personen, gegen die er seine Sarkasmen zu richten
liebte, gehörte auch der Reformator unserer Landwirthschaft, der
berühmte Thaer. Die Prinzipien, die dieser einzuführen trachtete,
erfreuten sich nicht der Zustimmung unseres Geist von Beeren, und
er machte seinem Unmuth und seiner Malice in einer kleinen Bro-
chüre Luft, die den Titel führte: "die preußische Landwirthschaft
ohne Theer." Alles lachte. Der kleine Tückebold hatte sich aber
diesmal verrechnet und es erschien eine Gegenschrift: "die preußische
Landwirthschaft ohne Geist." Solchem Reparti war er nicht ge-
wachsen und er gab die Fortsetzung des Kampfes auf.

Sein bester, weil treffendster Streich, war vielleicht der fol-
gende. Es war ein Kienraupenjahr und die Forsthaiden der Mark
waren im traurigsten Zustand. Die Potsdamer Regierung sah sich
veranlaßt, eine Verfügung zu treffen, worin sie angab, wie den
Raupen am besten beizukommen und weiterer Schaden zu vermei-
den sei. Die Verfügung schmeckte etwas nach "grünem Tisch" und
war unpraktisch. Geist antwortete wenige Tage später: "Proba-
tum est!
Ich bin in den Wald gegangen, habe den Kienraupen
das Rescript einer Königl. Regierung vorgelesen und siehe da, die
Raupen haben sich sämmtlich todt gelacht."

Solche Repliken gingen alsbald von Mund zu Mund und
machten ihn beim Landvolk, auch wohl bei manchem Gutsbesitzer
beliebt, die, um solcher Schnurren und Abfertigungen willen, gern
vergaßen, was sonst wohl gegen den "tollen Geist" zu sagen war.

und Begutachtungs-Commiſſion. Die Zeit (Mitte December) war
allerdings nicht günſtig gewählt, und Geiſt faßte in ſeinem näch-
ſten Schreiben an die Regierung, was er zu ſagen hatte, dahin
zuſammen:

Gerechter Gott des Himmels und der Erden,
Was ſoll aus Deiner heiligen Juſtitia werden?
Die Erde iſt bedeckt mit Eis und Schnee,
Da unterſuchen ſie die Bonité!
O weh, o weh, o weh! —

Zu den Perſonen, gegen die er ſeine Sarkasmen zu richten
liebte, gehörte auch der Reformator unſerer Landwirthſchaft, der
berühmte Thaer. Die Prinzipien, die dieſer einzuführen trachtete,
erfreuten ſich nicht der Zuſtimmung unſeres Geiſt von Beeren, und
er machte ſeinem Unmuth und ſeiner Malice in einer kleinen Bro-
chüre Luft, die den Titel führte: „die preußiſche Landwirthſchaft
ohne Theer.“ Alles lachte. Der kleine Tückebold hatte ſich aber
diesmal verrechnet und es erſchien eine Gegenſchrift: „die preußiſche
Landwirthſchaft ohne Geiſt.“ Solchem Reparti war er nicht ge-
wachſen und er gab die Fortſetzung des Kampfes auf.

Sein beſter, weil treffendſter Streich, war vielleicht der fol-
gende. Es war ein Kienraupenjahr und die Forſthaiden der Mark
waren im traurigſten Zuſtand. Die Potsdamer Regierung ſah ſich
veranlaßt, eine Verfügung zu treffen, worin ſie angab, wie den
Raupen am beſten beizukommen und weiterer Schaden zu vermei-
den ſei. Die Verfügung ſchmeckte etwas nach „grünem Tiſch“ und
war unpraktiſch. Geiſt antwortete wenige Tage ſpäter: „Proba-
tum est!
Ich bin in den Wald gegangen, habe den Kienraupen
das Reſcript einer Königl. Regierung vorgeleſen und ſiehe da, die
Raupen haben ſich ſämmtlich todt gelacht.“

Solche Repliken gingen alsbald von Mund zu Mund und
machten ihn beim Landvolk, auch wohl bei manchem Gutsbeſitzer
beliebt, die, um ſolcher Schnurren und Abfertigungen willen, gern
vergaßen, was ſonſt wohl gegen den „tollen Geiſt“ zu ſagen war.

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[397/0415] und Begutachtungs-Commiſſion. Die Zeit (Mitte December) war allerdings nicht günſtig gewählt, und Geiſt faßte in ſeinem näch- ſten Schreiben an die Regierung, was er zu ſagen hatte, dahin zuſammen: Gerechter Gott des Himmels und der Erden, Was ſoll aus Deiner heiligen Juſtitia werden? Die Erde iſt bedeckt mit Eis und Schnee, Da unterſuchen ſie die Bonité! O weh, o weh, o weh! — Zu den Perſonen, gegen die er ſeine Sarkasmen zu richten liebte, gehörte auch der Reformator unſerer Landwirthſchaft, der berühmte Thaer. Die Prinzipien, die dieſer einzuführen trachtete, erfreuten ſich nicht der Zuſtimmung unſeres Geiſt von Beeren, und er machte ſeinem Unmuth und ſeiner Malice in einer kleinen Bro- chüre Luft, die den Titel führte: „die preußiſche Landwirthſchaft ohne Theer.“ Alles lachte. Der kleine Tückebold hatte ſich aber diesmal verrechnet und es erſchien eine Gegenſchrift: „die preußiſche Landwirthſchaft ohne Geiſt.“ Solchem Reparti war er nicht ge- wachſen und er gab die Fortſetzung des Kampfes auf. Sein beſter, weil treffendſter Streich, war vielleicht der fol- gende. Es war ein Kienraupenjahr und die Forſthaiden der Mark waren im traurigſten Zuſtand. Die Potsdamer Regierung ſah ſich veranlaßt, eine Verfügung zu treffen, worin ſie angab, wie den Raupen am beſten beizukommen und weiterer Schaden zu vermei- den ſei. Die Verfügung ſchmeckte etwas nach „grünem Tiſch“ und war unpraktiſch. Geiſt antwortete wenige Tage ſpäter: „Proba- tum est! Ich bin in den Wald gegangen, habe den Kienraupen das Reſcript einer Königl. Regierung vorgeleſen und ſiehe da, die Raupen haben ſich ſämmtlich todt gelacht.“ Solche Repliken gingen alsbald von Mund zu Mund und machten ihn beim Landvolk, auch wohl bei manchem Gutsbeſitzer beliebt, die, um ſolcher Schnurren und Abfertigungen willen, gern vergaßen, was ſonſt wohl gegen den „tollen Geiſt“ zu ſagen war.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/415>, abgerufen am 23.11.2024.