993 genannt, in welchem Jahre König Otto III. seiner Tante, der Aebtissin Mathilde von Quedlinburg, den Ort Potsdam schenkt.
Die alte Kirche. Gegenüber der Einfahrt mit dem Medu- senkopf liegt die Kirche. Eh wir sie erreichen, passiren wir ein Steinkreuz, hart an der Straße, zum Andenken eines Schlabern- dorf errichtet, der hier in einem Duell mit einem v. Hake, auf offener Dorfstraße getödtet wurde. Sporen und Degen des Gefal- lenen sind in der Kirche aufgehängt. Nicht immer waren die Hake's Sieger bei solchen Vorfällen. Auf einem anderen Hake'schen Gute kam es zu einem Duell zwischen einem Hake und einem v. Born- staedt. Man schoß sich in der großen Halle des Hauses und Hake fiel. Ursach war ein Stückchen niedergetretenes Erbsenfeld. Man war damals rasch bei der Hand.
Wir sind nun an die Kirche herangetreten. Es ist ein über- raschend gefälliger, beinah feinstylisirter Backsteinbau aus dem 16. Jahrhundert, (vielleicht aus dem 15.) reizend zwischen Bäumen und Epheugräbern gelegen und von einer Steinmauer eingefaßt. Die eine Kirchenwand trägt zwar die Inschrift: "Casparus Jacke, Maurermeister zu Potsdam, 1597" doch hat er die Kirche mög- licherweise nur restaurirt; gewisse Ornamente scheinen mir nämlich auf eine frühere Zeit zu deuten. Der Unterbau (bis zum Beginn der Fenster) ist jedenfalls viel älter und die ersichtlich verschiedenen Steine haben zu der Sage geführt, daß zwei Schwestern die Kirche gebaut und helle und dunkle Ziegel genommen hätten, um ihren Antheil unterscheiden zu können.
Unter den verschiedenen Grabsteinen und Denkmälern, die die Kirche aufweist, ist vorzugsweise der Gedenktafel zu erwähnen, die Ernst Ludwig von Hake, obengenannter Oberster in Fried- richs III. Leibgarde zu Fuß, im Jahre 1696 zu ehrendem Ge- dächtniß seiner Eltern und Geschwister hat errichten lassen.
Diese Gedenktafel giebt zunächst die Namen seiner (Ernst Ludwigs) Eltern -- Otto von Hake + 1682 und Anna Maria von Pfuhlin + 1682 -- und demnächst die seiner 14 Geschwister,
993 genannt, in welchem Jahre König Otto III. ſeiner Tante, der Aebtiſſin Mathilde von Quedlinburg, den Ort Potsdam ſchenkt.
Die alte Kirche. Gegenüber der Einfahrt mit dem Medu- ſenkopf liegt die Kirche. Eh wir ſie erreichen, paſſiren wir ein Steinkreuz, hart an der Straße, zum Andenken eines Schlabern- dorf errichtet, der hier in einem Duell mit einem v. Hake, auf offener Dorfſtraße getödtet wurde. Sporen und Degen des Gefal- lenen ſind in der Kirche aufgehängt. Nicht immer waren die Hake’s Sieger bei ſolchen Vorfällen. Auf einem anderen Hake’ſchen Gute kam es zu einem Duell zwiſchen einem Hake und einem v. Born- ſtaedt. Man ſchoß ſich in der großen Halle des Hauſes und Hake fiel. Urſach war ein Stückchen niedergetretenes Erbſenfeld. Man war damals raſch bei der Hand.
Wir ſind nun an die Kirche herangetreten. Es iſt ein über- raſchend gefälliger, beinah feinſtyliſirter Backſteinbau aus dem 16. Jahrhundert, (vielleicht aus dem 15.) reizend zwiſchen Bäumen und Epheugräbern gelegen und von einer Steinmauer eingefaßt. Die eine Kirchenwand trägt zwar die Inſchrift: „Casparus Jacke, Maurermeiſter zu Potsdam, 1597“ doch hat er die Kirche mög- licherweiſe nur reſtaurirt; gewiſſe Ornamente ſcheinen mir nämlich auf eine frühere Zeit zu deuten. Der Unterbau (bis zum Beginn der Fenſter) iſt jedenfalls viel älter und die erſichtlich verſchiedenen Steine haben zu der Sage geführt, daß zwei Schweſtern die Kirche gebaut und helle und dunkle Ziegel genommen hätten, um ihren Antheil unterſcheiden zu können.
Unter den verſchiedenen Grabſteinen und Denkmälern, die die Kirche aufweiſt, iſt vorzugsweiſe der Gedenktafel zu erwähnen, die Ernſt Ludwig von Hake, obengenannter Oberſter in Fried- richs III. Leibgarde zu Fuß, im Jahre 1696 zu ehrendem Ge- dächtniß ſeiner Eltern und Geſchwiſter hat errichten laſſen.
Dieſe Gedenktafel giebt zunächſt die Namen ſeiner (Ernſt Ludwigs) Eltern — Otto von Hake † 1682 und Anna Maria von Pfuhlin † 1682 — und demnächſt die ſeiner 14 Geſchwiſter,
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993 genannt, in welchem Jahre König Otto III. ſeiner Tante,
der Aebtiſſin Mathilde von Quedlinburg, den Ort Potsdam ſchenkt.
Die alte Kirche. Gegenüber der Einfahrt mit dem Medu-
ſenkopf liegt die Kirche. Eh wir ſie erreichen, paſſiren wir ein
Steinkreuz, hart an der Straße, zum Andenken eines Schlabern-
dorf errichtet, der hier in einem Duell mit einem v. Hake, auf
offener Dorfſtraße getödtet wurde. Sporen und Degen des Gefal-
lenen ſind in der Kirche aufgehängt. Nicht immer waren die Hake’s
Sieger bei ſolchen Vorfällen. Auf einem anderen Hake’ſchen Gute
kam es zu einem Duell zwiſchen einem Hake und einem v. Born-
ſtaedt. Man ſchoß ſich in der großen Halle des Hauſes und Hake
fiel. Urſach war ein Stückchen niedergetretenes Erbſenfeld.
Man war damals raſch bei der Hand.
Wir ſind nun an die Kirche herangetreten. Es iſt ein über-
raſchend gefälliger, beinah feinſtyliſirter Backſteinbau aus dem 16.
Jahrhundert, (vielleicht aus dem 15.) reizend zwiſchen Bäumen
und Epheugräbern gelegen und von einer Steinmauer eingefaßt.
Die eine Kirchenwand trägt zwar die Inſchrift: „Casparus Jacke,
Maurermeiſter zu Potsdam, 1597“ doch hat er die Kirche mög-
licherweiſe nur reſtaurirt; gewiſſe Ornamente ſcheinen mir nämlich
auf eine frühere Zeit zu deuten. Der Unterbau (bis zum Beginn
der Fenſter) iſt jedenfalls viel älter und die erſichtlich verſchiedenen
Steine haben zu der Sage geführt, daß zwei Schweſtern die
Kirche gebaut und helle und dunkle Ziegel genommen hätten, um
ihren Antheil unterſcheiden zu können.
Unter den verſchiedenen Grabſteinen und Denkmälern, die die
Kirche aufweiſt, iſt vorzugsweiſe der Gedenktafel zu erwähnen, die
Ernſt Ludwig von Hake, obengenannter Oberſter in Fried-
richs III. Leibgarde zu Fuß, im Jahre 1696 zu ehrendem Ge-
dächtniß ſeiner Eltern und Geſchwiſter hat errichten laſſen.
Dieſe Gedenktafel giebt zunächſt die Namen ſeiner (Ernſt
Ludwigs) Eltern — Otto von Hake † 1682 und Anna Maria
von Pfuhlin † 1682 — und demnächſt die ſeiner 14 Geſchwiſter,
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der erste Band "Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow" 1862 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/407>, abgerufen am 23.11.2024.
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