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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862.

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Herrenhauses, ist eins der wenigen alten Schloßgebäude, die sich
bis auf diesen Tag in unserer Mark erhalten haben. Es besteht
aus einem schmucklosen Viereck, an dessen Nordseite sich ein sechs-
eckiger Treppenthurm erhebt. Dieser Thurm überragt das Haupt-
gebäude nur um wenige Fuß und trägt ein Dach von eigenthüm-
licher und schwer zu beschreibender Form. In der Mitte des Erd-
geschosses befindet sich ein starker sechs- oder achteckiger Pfeiler,
der das Obergeschoß zu tragen scheint. Welcher Zeit dieser Pfeiler
angehört, mag dahingestellt bleiben. Bei der Seltenheit derartiger
alter Schloßbauten in der Mark ist es vielleicht gerechtfertigt, die
Aufmerksamkeit unsrer märkischen Archäologen darauf hinzulenken.
Von historischen Erinnerungen knüpft sich nichts an diesen Bau.
Gemeinhin hat hierlandes die Geschichte eines Orts den Ort selbst
überdauert; wir wissen von dieser und jener Burg und von die-
sem und jenem was drin geschah, nur die Burg selbst ist
hin
; in Klein-Machenow ist es umgekehrt, die Burg ist da, aber
die Geschichte fehlt. Dies hat zum Theil wohl seinen Grund darin,
daß Klein-Machenow, nach dem Aussterben der Machenow'schen
Hake's, etwa um die Mitte des vorigen Jahrhunderts, in Besitz
einer Nebenlinie kam (der Hake's von Flatow im Havellande),
wodurch die lebendige Tradition unterbrochen wurde.

Die Wassermühle. Ein schöner, massiver Bau, durch die
Gebrüder von Hake im Jahre 1856 neu aufgeführt. Eine In-
schriftstafel der alten Mühle hat man in die Frontwand des Neu-
baues wieder eingefügt. Die alte Inschrift lautet: "Anno 1695
hat Herr Ernst Ludwig v. Hake, Seiner churfürstlichen Durch-
laucht zu Brandenburg Friderici III Oberster bei der Garde zu
Fuß, diese adlige Freymühle hinwiederumb ganz neue aus dem
Grunde erbauet, weilen die alte gantz zerfallen." Dieser Mache-
now'schen oder Hake'schen Wassermühle wird in alten Urkunden
oft erwähnt; doch ist sie nicht mit der noch älteren Wassermühle
bei Potsdam, kurz vor'm Einfluß der Nuthe in die Havel zu
verwechseln, die eigens den Namen Hakemühle (früher Hacken-
mohle) führt. Sie ist viel älter als die Hake's und wird schon

Herrenhauſes, iſt eins der wenigen alten Schloßgebäude, die ſich
bis auf dieſen Tag in unſerer Mark erhalten haben. Es beſteht
aus einem ſchmuckloſen Viereck, an deſſen Nordſeite ſich ein ſechs-
eckiger Treppenthurm erhebt. Dieſer Thurm überragt das Haupt-
gebäude nur um wenige Fuß und trägt ein Dach von eigenthüm-
licher und ſchwer zu beſchreibender Form. In der Mitte des Erd-
geſchoſſes befindet ſich ein ſtarker ſechs- oder achteckiger Pfeiler,
der das Obergeſchoß zu tragen ſcheint. Welcher Zeit dieſer Pfeiler
angehört, mag dahingeſtellt bleiben. Bei der Seltenheit derartiger
alter Schloßbauten in der Mark iſt es vielleicht gerechtfertigt, die
Aufmerkſamkeit unſrer märkiſchen Archäologen darauf hinzulenken.
Von hiſtoriſchen Erinnerungen knüpft ſich nichts an dieſen Bau.
Gemeinhin hat hierlandes die Geſchichte eines Orts den Ort ſelbſt
überdauert; wir wiſſen von dieſer und jener Burg und von die-
ſem und jenem was drin geſchah, nur die Burg ſelbſt iſt
hin
; in Klein-Machenow iſt es umgekehrt, die Burg iſt da, aber
die Geſchichte fehlt. Dies hat zum Theil wohl ſeinen Grund darin,
daß Klein-Machenow, nach dem Ausſterben der Machenow’ſchen
Hake’s, etwa um die Mitte des vorigen Jahrhunderts, in Beſitz
einer Nebenlinie kam (der Hake’s von Flatow im Havellande),
wodurch die lebendige Tradition unterbrochen wurde.

Die Waſſermühle. Ein ſchöner, maſſiver Bau, durch die
Gebrüder von Hake im Jahre 1856 neu aufgeführt. Eine In-
ſchriftstafel der alten Mühle hat man in die Frontwand des Neu-
baues wieder eingefügt. Die alte Inſchrift lautet: „Anno 1695
hat Herr Ernſt Ludwig v. Hake, Seiner churfürſtlichen Durch-
laucht zu Brandenburg Friderici III Oberſter bei der Garde zu
Fuß, dieſe adlige Freymühle hinwiederumb ganz neue aus dem
Grunde erbauet, weilen die alte gantz zerfallen.“ Dieſer Mache-
now’ſchen oder Hake’ſchen Waſſermühle wird in alten Urkunden
oft erwähnt; doch iſt ſie nicht mit der noch älteren Waſſermühle
bei Potsdam, kurz vor’m Einfluß der Nuthe in die Havel zu
verwechſeln, die eigens den Namen Hakemühle (früher Hacken-
mohle) führt. Sie iſt viel älter als die Hake’s und wird ſchon

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[388/0406] Herrenhauſes, iſt eins der wenigen alten Schloßgebäude, die ſich bis auf dieſen Tag in unſerer Mark erhalten haben. Es beſteht aus einem ſchmuckloſen Viereck, an deſſen Nordſeite ſich ein ſechs- eckiger Treppenthurm erhebt. Dieſer Thurm überragt das Haupt- gebäude nur um wenige Fuß und trägt ein Dach von eigenthüm- licher und ſchwer zu beſchreibender Form. In der Mitte des Erd- geſchoſſes befindet ſich ein ſtarker ſechs- oder achteckiger Pfeiler, der das Obergeſchoß zu tragen ſcheint. Welcher Zeit dieſer Pfeiler angehört, mag dahingeſtellt bleiben. Bei der Seltenheit derartiger alter Schloßbauten in der Mark iſt es vielleicht gerechtfertigt, die Aufmerkſamkeit unſrer märkiſchen Archäologen darauf hinzulenken. Von hiſtoriſchen Erinnerungen knüpft ſich nichts an dieſen Bau. Gemeinhin hat hierlandes die Geſchichte eines Orts den Ort ſelbſt überdauert; wir wiſſen von dieſer und jener Burg und von die- ſem und jenem was drin geſchah, nur die Burg ſelbſt iſt hin; in Klein-Machenow iſt es umgekehrt, die Burg iſt da, aber die Geſchichte fehlt. Dies hat zum Theil wohl ſeinen Grund darin, daß Klein-Machenow, nach dem Ausſterben der Machenow’ſchen Hake’s, etwa um die Mitte des vorigen Jahrhunderts, in Beſitz einer Nebenlinie kam (der Hake’s von Flatow im Havellande), wodurch die lebendige Tradition unterbrochen wurde. Die Waſſermühle. Ein ſchöner, maſſiver Bau, durch die Gebrüder von Hake im Jahre 1856 neu aufgeführt. Eine In- ſchriftstafel der alten Mühle hat man in die Frontwand des Neu- baues wieder eingefügt. Die alte Inſchrift lautet: „Anno 1695 hat Herr Ernſt Ludwig v. Hake, Seiner churfürſtlichen Durch- laucht zu Brandenburg Friderici III Oberſter bei der Garde zu Fuß, dieſe adlige Freymühle hinwiederumb ganz neue aus dem Grunde erbauet, weilen die alte gantz zerfallen.“ Dieſer Mache- now’ſchen oder Hake’ſchen Waſſermühle wird in alten Urkunden oft erwähnt; doch iſt ſie nicht mit der noch älteren Waſſermühle bei Potsdam, kurz vor’m Einfluß der Nuthe in die Havel zu verwechſeln, die eigens den Namen Hakemühle (früher Hacken- mohle) führt. Sie iſt viel älter als die Hake’s und wird ſchon

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/406>, abgerufen am 23.11.2024.