und wird muthmaßlich nichts mehr verlauten; denn es war eine eiserne Zeit, die wenig schrieb und am wenigsten bei Jugendgeschichten verweilte. Annehmen aber dürfen wir, daß die Erziehung unseres Sparr eine sorgfältige war, da wir im Lauf unserer Darstellung zu zeigen haben werden, daß er keineswegs nur jenen abenteuern- den Naturen zugehörte, die, ausgerüstet mit Muth und Rücksichts- losigkeit, auf dem Boden des Krieges wie von selber rasch empor- wuchsen, sondern ganz entgegengesetzt vielfache Kenntnisse einer höheren Gattung besaß, die ihn befähigten, Befestigungen zu leiten und Feldzugspläne zu entwerfen. Ein im Auftrage des Kurfürsten von ihm entworfenes Memorial über "Kriegsführung gegen die Türken" ist ein Meisterstück einfach klarer Darstellung, und unter den verschiedenen Städten, an deren Befestigung er erfolgreich ge- arbeitet, werden Peitz, Hamm, Berlin und Magdeburg vornehmlich genannt. König rühmt von ihm, daß er fortgesetzt habe, was in der Kriegsbaukunst 70 oder 80 Jahre früher von Rochus von Lynar begonnen wurde.
Wahrscheinlich um 1626 trat er, wie so viele andere Adlige aus Brandenburgischen Landen, in die Dienste des Kaisers. Die 42 Jahre, die ihm von da ab noch zu leben beschieden waren, theilen wir in zwei beinahe gleiche Abschnitte, in eine Kaiserliche und in eine Kurfürstliche Dienstzeit, von denen die letztere Epoche wieder in eine Zeit als Kurbrandenburgischer Feldzeugmeister und in eine andere als Kurbrandenburgischer Feldmarschall zerfällt.
Den gelehrten Forschungen Theodor's v. Moerner ist es in allerneuester Zeit geglückt, auch über jene erste Epoche, also über Sparr's Verweilen in Kaiserlichem Dienst, ein ausreichendes Licht zu verbreiten und unseren Otto Christoph, zumal in dem letzten Jahrzehent des dreißigjährigen Krieges, auf seinen Kreuz- und Quer- zügen in Pommern, in der Mark, im Westfälischen und am Rhein zu begleiten. Wir leisten aber darauf Verzicht, jenen Forschungen an dieser Stelle zu folgen, und begnügen uns damit, hervorzu- heben, daß unser Sparr die Lützener Schlacht, wahrscheinlich als Kaiserlicher Hauptmann, mitmachte. Fünf Jahre später erblicken
und wird muthmaßlich nichts mehr verlauten; denn es war eine eiſerne Zeit, die wenig ſchrieb und am wenigſten bei Jugendgeſchichten verweilte. Annehmen aber dürfen wir, daß die Erziehung unſeres Sparr eine ſorgfältige war, da wir im Lauf unſerer Darſtellung zu zeigen haben werden, daß er keineswegs nur jenen abenteuern- den Naturen zugehörte, die, ausgerüſtet mit Muth und Rückſichts- loſigkeit, auf dem Boden des Krieges wie von ſelber raſch empor- wuchſen, ſondern ganz entgegengeſetzt vielfache Kenntniſſe einer höheren Gattung beſaß, die ihn befähigten, Befeſtigungen zu leiten und Feldzugspläne zu entwerfen. Ein im Auftrage des Kurfürſten von ihm entworfenes Memorial über „Kriegsführung gegen die Türken“ iſt ein Meiſterſtück einfach klarer Darſtellung, und unter den verſchiedenen Städten, an deren Befeſtigung er erfolgreich ge- arbeitet, werden Peitz, Hamm, Berlin und Magdeburg vornehmlich genannt. König rühmt von ihm, daß er fortgeſetzt habe, was in der Kriegsbaukunſt 70 oder 80 Jahre früher von Rochus von Lynar begonnen wurde.
Wahrſcheinlich um 1626 trat er, wie ſo viele andere Adlige aus Brandenburgiſchen Landen, in die Dienſte des Kaiſers. Die 42 Jahre, die ihm von da ab noch zu leben beſchieden waren, theilen wir in zwei beinahe gleiche Abſchnitte, in eine Kaiſerliche und in eine Kurfürſtliche Dienſtzeit, von denen die letztere Epoche wieder in eine Zeit als Kurbrandenburgiſcher Feldzeugmeiſter und in eine andere als Kurbrandenburgiſcher Feldmarſchall zerfällt.
Den gelehrten Forſchungen Theodor’s v. Moerner iſt es in allerneueſter Zeit geglückt, auch über jene erſte Epoche, alſo über Sparr’s Verweilen in Kaiſerlichem Dienſt, ein ausreichendes Licht zu verbreiten und unſeren Otto Chriſtoph, zumal in dem letzten Jahrzehent des dreißigjährigen Krieges, auf ſeinen Kreuz- und Quer- zügen in Pommern, in der Mark, im Weſtfäliſchen und am Rhein zu begleiten. Wir leiſten aber darauf Verzicht, jenen Forſchungen an dieſer Stelle zu folgen, und begnügen uns damit, hervorzu- heben, daß unſer Sparr die Lützener Schlacht, wahrſcheinlich als Kaiſerlicher Hauptmann, mitmachte. Fünf Jahre ſpäter erblicken
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0317"n="299"/>
und wird muthmaßlich nichts mehr verlauten; denn es war eine eiſerne<lb/>
Zeit, die wenig ſchrieb und am wenigſten bei Jugendgeſchichten<lb/>
verweilte. Annehmen aber dürfen wir, daß die Erziehung unſeres<lb/>
Sparr eine ſorgfältige war, da wir im Lauf unſerer Darſtellung<lb/>
zu zeigen haben werden, daß er keineswegs nur jenen abenteuern-<lb/>
den Naturen zugehörte, die, ausgerüſtet mit Muth und Rückſichts-<lb/>
loſigkeit, auf dem Boden des Krieges wie von ſelber raſch empor-<lb/>
wuchſen, ſondern ganz entgegengeſetzt vielfache Kenntniſſe einer<lb/>
höheren Gattung beſaß, die ihn befähigten, Befeſtigungen zu leiten<lb/>
und Feldzugspläne zu entwerfen. Ein im Auftrage des Kurfürſten<lb/>
von ihm entworfenes Memorial über „Kriegsführung gegen die<lb/>
Türken“ iſt ein Meiſterſtück einfach klarer Darſtellung, und unter<lb/>
den verſchiedenen Städten, an deren Befeſtigung er erfolgreich ge-<lb/>
arbeitet, werden Peitz, Hamm, Berlin und Magdeburg vornehmlich<lb/>
genannt. König rühmt von ihm, daß er fortgeſetzt habe, was in<lb/>
der Kriegsbaukunſt 70 oder 80 Jahre früher von Rochus von<lb/>
Lynar begonnen wurde.</p><lb/><p>Wahrſcheinlich um 1626 trat er, wie ſo viele andere Adlige<lb/>
aus Brandenburgiſchen Landen, in die Dienſte des Kaiſers. Die<lb/>
42 Jahre, die ihm von da ab noch zu leben beſchieden waren,<lb/>
theilen wir in zwei beinahe gleiche Abſchnitte, in eine Kaiſerliche<lb/>
und in eine Kurfürſtliche Dienſtzeit, von denen die letztere Epoche<lb/>
wieder in eine Zeit als Kurbrandenburgiſcher Feldzeugmeiſter und<lb/>
in eine andere als Kurbrandenburgiſcher Feldmarſchall zerfällt.</p><lb/><p>Den gelehrten Forſchungen Theodor’s v. Moerner iſt es in<lb/>
allerneueſter Zeit geglückt, auch über jene erſte Epoche, alſo über<lb/>
Sparr’s Verweilen in Kaiſerlichem Dienſt, ein ausreichendes Licht<lb/>
zu verbreiten und unſeren Otto Chriſtoph, zumal in dem letzten<lb/>
Jahrzehent des dreißigjährigen Krieges, auf ſeinen Kreuz- und Quer-<lb/>
zügen in Pommern, in der Mark, im Weſtfäliſchen und am Rhein<lb/>
zu begleiten. Wir leiſten aber darauf Verzicht, jenen Forſchungen<lb/>
an dieſer Stelle zu folgen, und begnügen uns damit, hervorzu-<lb/>
heben, daß unſer Sparr die Lützener Schlacht, wahrſcheinlich als<lb/>
Kaiſerlicher Hauptmann, mitmachte. Fünf Jahre ſpäter erblicken<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[299/0317]
und wird muthmaßlich nichts mehr verlauten; denn es war eine eiſerne
Zeit, die wenig ſchrieb und am wenigſten bei Jugendgeſchichten
verweilte. Annehmen aber dürfen wir, daß die Erziehung unſeres
Sparr eine ſorgfältige war, da wir im Lauf unſerer Darſtellung
zu zeigen haben werden, daß er keineswegs nur jenen abenteuern-
den Naturen zugehörte, die, ausgerüſtet mit Muth und Rückſichts-
loſigkeit, auf dem Boden des Krieges wie von ſelber raſch empor-
wuchſen, ſondern ganz entgegengeſetzt vielfache Kenntniſſe einer
höheren Gattung beſaß, die ihn befähigten, Befeſtigungen zu leiten
und Feldzugspläne zu entwerfen. Ein im Auftrage des Kurfürſten
von ihm entworfenes Memorial über „Kriegsführung gegen die
Türken“ iſt ein Meiſterſtück einfach klarer Darſtellung, und unter
den verſchiedenen Städten, an deren Befeſtigung er erfolgreich ge-
arbeitet, werden Peitz, Hamm, Berlin und Magdeburg vornehmlich
genannt. König rühmt von ihm, daß er fortgeſetzt habe, was in
der Kriegsbaukunſt 70 oder 80 Jahre früher von Rochus von
Lynar begonnen wurde.
Wahrſcheinlich um 1626 trat er, wie ſo viele andere Adlige
aus Brandenburgiſchen Landen, in die Dienſte des Kaiſers. Die
42 Jahre, die ihm von da ab noch zu leben beſchieden waren,
theilen wir in zwei beinahe gleiche Abſchnitte, in eine Kaiſerliche
und in eine Kurfürſtliche Dienſtzeit, von denen die letztere Epoche
wieder in eine Zeit als Kurbrandenburgiſcher Feldzeugmeiſter und
in eine andere als Kurbrandenburgiſcher Feldmarſchall zerfällt.
Den gelehrten Forſchungen Theodor’s v. Moerner iſt es in
allerneueſter Zeit geglückt, auch über jene erſte Epoche, alſo über
Sparr’s Verweilen in Kaiſerlichem Dienſt, ein ausreichendes Licht
zu verbreiten und unſeren Otto Chriſtoph, zumal in dem letzten
Jahrzehent des dreißigjährigen Krieges, auf ſeinen Kreuz- und Quer-
zügen in Pommern, in der Mark, im Weſtfäliſchen und am Rhein
zu begleiten. Wir leiſten aber darauf Verzicht, jenen Forſchungen
an dieſer Stelle zu folgen, und begnügen uns damit, hervorzu-
heben, daß unſer Sparr die Lützener Schlacht, wahrſcheinlich als
Kaiſerlicher Hauptmann, mitmachte. Fünf Jahre ſpäter erblicken
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der erste Band "Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow" 1862 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/317>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.