Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].Poetischer Wälder Dardurch ein gantzes Land nicht schlechten Aufwachs nimmt/Wenn es zu gleich mit ihm biß ans Gestirne glimmt/ Durch das Geschreyes flug. Er schläget auß mit Ehren/ Kein Neid/ wie grooß er ist/ kan seinem Glücke wehren Weil ihn der Himmel liebt/ der ihr zeucht andern vor/ Und über allen Haß läst steigen stets empor. Was sag' ich wol von Euch/ Jhr Ruhm der Pierinnen/ Von eurem schönen Geist' und reich-beseelten Sinnen? Auch Jhr seyd aus der Schaar/ die von der Wiegen an Mit alter Weißheit sich zu mäßen/ fleiß gethan. Euch hat die Meditin schon in den ersten Jahren/ Da noch die Glieder weich/ die Beine Knorpel wahren/ Zu ihrem Dienst' ersehn. Sie fügt' euch/ noch ein Kind/ Zu der gelährten Zunfft/ bey welchen Künste sind. Der Fleiß der wuchs mit Euch/ was Socrates geschrieben/ Was Plato hiebevor in Schuulen hat getrieben/ Das war euch wol bekandt. Der künstliche Porphyr/ War gantz in euch belebt/ wie der auch von Stagyr. Des Donner-Keils gebührt/ der Ursprung der Cometen/ Des Himmels runter Lauff/ der Fortschreit der Planeten/ Der Elementen Krafft; das war euch gantz bewust. Was andren Arbeit ist/ das ist Euch eine Lust. Wie ihr denn auch den Lohn des Fleisses überkahmet/ Als ihr den blauen Huut von Klio Händen nahmet. Bißher hat man gesehn/ wie ihr so wohl geübt Jn Föbus Kunsten seyd/ wie auch sich untergiebt der Bücher Wissenschafft. Der Kräuter stille Kräffte Seyn euch gantz offenbahr. Das muß euch geben Säffte/ Was keinen Safft nicht hat/ durch eure Kunst und Gluht/ Die günstige Natur vertraut euch all' ihr Guht/ Und was sie heimlich hält. Die Leebens-Gönnerinne hat Euch der Welt geschenckt. itzt wird schon Charon inne/ Daß ihm sein Fehr-geld nun/ wie vor/ nicht trägt so viel/ Weil ihr auch stecken könnt dem Tode selbst ein Ziel/ Durch GOtt und euren Witz. Von aussen und von innen Erkennt ihr vnsern Leib. Diß hat euch weisen können Die
Poetiſcher Waͤlder Dardurch ein gantzes Land nicht ſchlechten Aufwachs nim̃t/Wenn es zu gleich mit ihm biß ans Geſtirne glimmt/ Durch das Geſchreyes flug. Er ſchlaͤget auß mit Ehren/ Kein Neid/ wie grooß er iſt/ kan ſeinem Gluͤcke wehren Weil ihn der Himmel liebt/ der ihr zeucht andern vor/ Und uͤber allen Haß laͤſt ſteigen ſtets empor. Was ſag’ ich wol von Euch/ Jhr Ruhm der Pierinnen/ Von eurem ſchoͤnen Geiſt’ und reich-beſeelten Sinnen? Auch Jhr ſeyd aus der Schaar/ die von der Wiegen an Mit alter Weißheit ſich zu maͤßen/ fleiß gethan. Euch hat die Meditin ſchon in den erſten Jahren/ Da noch die Glieder weich/ die Beine Knorpel wahren/ Zu ihrem Dienſt’ erſehn. Sie fuͤgt’ euch/ noch ein Kind/ Zu der gelaͤhrten Zunfft/ bey welchen Kuͤnſte ſind. Der Fleiß der wuchs mit Euch/ was Socrates geſchrieben/ Was Plato hiebevor in Schuulen hat getrieben/ Das war euch wol bekandt. Der kuͤnſtliche Porphyr/ War gantz in euch belebt/ wie der auch von Stagyr. Des Donner-Keils gebuͤhrt/ der Urſprung der Cometen/ Des Himmels runter Lauff/ der Fortſchreit der Planeten/ Der Elementen Krafft; das war euch gantz bewuſt. Was andren Arbeit iſt/ das iſt Euch eine Luſt. Wie ihr denn auch den Lohn des Fleiſſes uͤberkahmet/ Als ihr den blauen Huut von Klio Haͤnden nahmet. Bißher hat man geſehn/ wie ihr ſo wohl geuͤbt Jn Foͤbus Kunſten ſeyd/ wie auch ſich untergiebt der Buͤcher Wiſſenſchafft. Der Kraͤuter ſtille Kraͤffte Seyn euch gantz offenbahr. Das muß euch geben Saͤffte/ Was keinen Safft nicht hat/ durch eure Kunſt und Gluht/ Die guͤnſtige Natur vertraut euch all’ ihr Guht/ Und was ſie heimlich haͤlt. Die Leebens-Goͤnnerinne hat Euch der Welt geſchenckt. itzt wird ſchon Charon inne/ Daß ihm ſein Fehr-geld nun/ wie vor/ nicht traͤgt ſo viel/ Weil ihr auch ſtecken koͤnnt dem Tode ſelbſt ein Ziel/ Durch GOtt und euren Witz. Von auſſen und von innen Erkennt ihr vnſern Leib. Diß hat euch weiſen koͤnnen Die
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Poetiſcher Waͤlder
Dardurch ein gantzes Land nicht ſchlechten Aufwachs nim̃t/
Wenn es zu gleich mit ihm biß ans Geſtirne glimmt/
Durch das Geſchreyes flug. Er ſchlaͤget auß mit Ehren/
Kein Neid/ wie grooß er iſt/ kan ſeinem Gluͤcke wehren
Weil ihn der Himmel liebt/ der ihr zeucht andern vor/
Und uͤber allen Haß laͤſt ſteigen ſtets empor.
Was ſag’ ich wol von Euch/ Jhr Ruhm der Pierinnen/
Von eurem ſchoͤnen Geiſt’ und reich-beſeelten Sinnen?
Auch Jhr ſeyd aus der Schaar/ die von der Wiegen an
Mit alter Weißheit ſich zu maͤßen/ fleiß gethan.
Euch hat die Meditin ſchon in den erſten Jahren/
Da noch die Glieder weich/ die Beine Knorpel wahren/
Zu ihrem Dienſt’ erſehn. Sie fuͤgt’ euch/ noch ein Kind/
Zu der gelaͤhrten Zunfft/ bey welchen Kuͤnſte ſind.
Der Fleiß der wuchs mit Euch/ was Socrates geſchrieben/
Was Plato hiebevor in Schuulen hat getrieben/
Das war euch wol bekandt. Der kuͤnſtliche Porphyr/
War gantz in euch belebt/ wie der auch von Stagyr.
Des Donner-Keils gebuͤhrt/ der Urſprung der Cometen/
Des Himmels runter Lauff/ der Fortſchreit der Planeten/
Der Elementen Krafft; das war euch gantz bewuſt.
Was andren Arbeit iſt/ das iſt Euch eine Luſt.
Wie ihr denn auch den Lohn des Fleiſſes uͤberkahmet/
Als ihr den blauen Huut von Klio Haͤnden nahmet.
Bißher hat man geſehn/ wie ihr ſo wohl geuͤbt
Jn Foͤbus Kunſten ſeyd/ wie auch ſich untergiebt
der Buͤcher Wiſſenſchafft. Der Kraͤuter ſtille Kraͤffte
Seyn euch gantz offenbahr. Das muß euch geben Saͤffte/
Was keinen Safft nicht hat/ durch eure Kunſt und Gluht/
Die guͤnſtige Natur vertraut euch all’ ihr Guht/
Und was ſie heimlich haͤlt. Die Leebens-Goͤnnerinne
hat Euch der Welt geſchenckt. itzt wird ſchon Charon inne/
Daß ihm ſein Fehr-geld nun/ wie vor/ nicht traͤgt ſo viel/
Weil ihr auch ſtecken koͤnnt dem Tode ſelbſt ein Ziel/
Durch GOtt und euren Witz. Von auſſen und von innen
Erkennt ihr vnſern Leib. Diß hat euch weiſen koͤnnen
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