Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].Drittes Buch. LXXXVJ. DJE Arme scheint ihr zwar von aussen nur zu binden;Auff die Demantnen Arm- Bänder. Da ihr das Hertze doch von innen mehr verstrickt. Jhr seyd der Hände Pracht/ als die ihr herrlich schmückt; doch mehr der Seelen quahl die schmertzlich muß empfinden/ wie eure kalte Glut das Eiß auch kan entzünden/ das manchen Sinn macht stoltz. Jhr werdet Jhr geschickt/ Sie/ das geliebte Mensch/ wird selbst aus Jhr entrückt/ und die euch stets besitzt/ kan sich selbst nicht mehr finden. Beschönt euch/ wie ihr wollt. Auch dieser Plitz sagt frey/ der euer Goldt macht blind/ daß Lieb' ein Feuer sey/ das auch die Hertzen frisst/ eh' als es wird empfunden. Reich seyd ihr/ und macht arm. Macht finster/ ob ihr gleisst; Jhr seyd doch/ was ihr seyd. Bleibt Bänder/ wie ihr heisst. Lieb' einer noch so frey/ so ist er doch gebunden. LXXXVJJ. JCH will zu deiner Hut ein' eigne Dryas stellen/An einen gewissen Baum. daß kein gehörnter Hirsch/ kein Behr/ kein wildes Schwein zu stossen/ sich erkühn' an dein bemostes Bein. und daß kein feindlichs Beil dich etwa möge fällen/ So steht Silenus hier mit zweyen Mittgesellen. Der Boden giebt dir Safft/ der Himmel Sonnen-schein. Und dein gekraustes Haar soll stets durchsprungen seyn von aller Vögel Art/ der lieblichen/ der hellen. Jch
Drittes Buch. LXXXVJ. DJE Arme ſcheint ihr zwar von auſſen nur zu binden;Auff die Demantnen Arm- Baͤnder. Da ihr das Hertze doch von innen mehr verſtrickt. Jhr ſeyd der Haͤnde Pracht/ als die ihr herꝛlich ſchmuͤckt; doch mehr der Seelen quahl die ſchmertzlich muß empfinden/ wie eure kalte Glut das Eiß auch kan entzuͤnden/ das manchen Sinn macht ſtoltz. Jhr werdet Jhr geſchickt/ Sie/ das geliebte Menſch/ wird ſelbſt aus Jhr entruͤckt/ und die euch ſtets beſitzt/ kan ſich ſelbſt nicht mehr finden. Beſchoͤnt euch/ wie ihr wollt. Auch dieſer Plitz ſagt frey/ der euer Goldt macht blind/ daß Lieb’ ein Feuer ſey/ das auch die Hertzen friſſt/ eh’ als es wird empfunden. Reich ſeyd ihr/ uñ macht arm. Macht finſter/ ob ihꝛ gleiſſt; Jhr ſeyd doch/ was ihr ſeyd. Bleibt Baͤnder/ wie ihr heiſſt. Lieb’ einer noch ſo frey/ ſo iſt er doch gebunden. LXXXVJJ. JCH will zu deiner Hut ein’ eigne Dryas ſtellen/An einen gewiſſen Baum. daß kein gehoͤrnter Hirſch/ kein Behr/ kein wildes Schwein zu ſtoſſen/ ſich erkuͤhn’ an dein bemoſtes Bein. und daß kein feindlichs Beil dich etwa moͤge faͤllen/ So ſteht Silenus hier mit zweyen Mittgeſellen. Der Boden giebt dir Safft/ der Himmel Sonnen-ſchein. Und dein gekrauſtes Haar ſoll ſtets durchſprungen ſeyn von aller Voͤgel Art/ der lieblichen/ der hellen. Jch
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Drittes Buch.
LXXXVJ.
Auff die Demantnen Arm-
Baͤnder.
DJE Arme ſcheint ihr zwar von auſſen nur zu binden;
Da ihr das Hertze doch von innen mehr verſtrickt.
Jhr ſeyd der Haͤnde Pracht/ als die ihr herꝛlich ſchmuͤckt;
doch mehr der Seelen quahl die ſchmertzlich muß empfinden/
wie eure kalte Glut das Eiß auch kan entzuͤnden/
das manchen Sinn macht ſtoltz. Jhr werdet Jhr geſchickt/
Sie/ das geliebte Menſch/ wird ſelbſt aus Jhr entruͤckt/
und die euch ſtets beſitzt/ kan ſich ſelbſt nicht mehr finden.
Beſchoͤnt euch/ wie ihr wollt. Auch dieſer Plitz ſagt frey/
der euer Goldt macht blind/ daß Lieb’ ein Feuer ſey/
das auch die Hertzen friſſt/ eh’ als es wird empfunden.
Reich ſeyd ihr/ uñ macht arm. Macht finſter/ ob ihꝛ gleiſſt;
Jhr ſeyd doch/ was ihr ſeyd. Bleibt Baͤnder/ wie ihr heiſſt.
Lieb’ einer noch ſo frey/ ſo iſt er doch gebunden.
LXXXVJJ.
An einen gewiſſen Baum.
JCH will zu deiner Hut ein’ eigne Dryas ſtellen/
daß kein gehoͤrnter Hirſch/ kein Behr/ kein wildes
Schwein
zu ſtoſſen/ ſich erkuͤhn’ an dein bemoſtes Bein.
und daß kein feindlichs Beil dich etwa moͤge faͤllen/
So ſteht Silenus hier mit zweyen Mittgeſellen.
Der Boden giebt dir Safft/ der Himmel Sonnen-ſchein.
Und dein gekrauſtes Haar ſoll ſtets durchſprungen ſeyn
von aller Voͤgel Art/ der lieblichen/ der hellen.
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