Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].Der Sonnetten die angenähme Nacht der günstigen Türckosen/darmit sie nicht soll sehn deß Scheines Wiederschein/ der aus der Stirnen blinckt/ und auch den Stein nimmt ein/ daß er von ihrer Zier ihr gleichsam lieb muß kosen. Der liechte Diamant blitzt/ wie ihr Antlitz thut: Der blutende Rubin trinckt ihrer Lippen Blut: Der Wangen wahres Bild lebt in den Karniolen. Lieb/ liebe diesen Stein/ ders redlich mit dir meynt. Denn daß ein andrer dir mehr hell' und reiner scheint/ das hat er deiner Zier und Schönheit abgestohlen. LXXV. SO reise denn auch du/ du freundlicher SmaragdNoch an einen. zu meiner Freundinn hin/ und lasse dir behagen/ daß eine solche Hand dich förderhin soll tragen/ die auch/ wie keusch du bist/ dich doch noch keuscher macht. Sey ümm sie/ wenn sie schläfft/ sey ümm sie/ wenn sie wacht. Offt wird sie dich von mir und meiner Liebe fragen. Halt' andrer Steine Brauch/ die nichts nicht wieder sagen; Schweig/ was du siehst und hörst/ und nim dich selbst in acht. Geschicht es etwan denn/ daß Sie dir in Gedancken ein feuchtes Küßlein reicht/ so heb' es auff für mich/ biß morgen gegen Nacht. Und wolten etwan sich die Lüffte/ die es sehn/ hierüber mit dir zancken/ und mir es bringen eh'/ als ich mich stellet' ein/ So send' es mir durch sie/ und laß es heimlich seyn. An
Der Sonnetten die angenaͤhme Nacht der guͤnſtigen Tuͤrckoſen/darmit ſie nicht ſoll ſehn deß Scheines Wiederſchein/ der aus der Stirnen blinckt/ und auch den Stein nimmt ein/ daß er von ihrer Zier ihr gleichſam lieb muß koſen. Der liechte Diamant blitzt/ wie ihr Antlitz thut: Der blutende Rubin trinckt ihrer Lippen Blut: Der Wangen wahres Bild lebt in den Karniolen. Lieb/ liebe dieſen Stein/ ders redlich mit dir meynt. Denn daß ein andrer dir mehr hell’ und reiner ſcheint/ das hat er deiner Zier und Schoͤnheit abgeſtohlen. LXXV. SO reiſe denn auch du/ du freundlicher SmaragdNoch an einen. zu meiner Freundinn hin/ und laſſe dir behagen/ daß eine ſolche Hand dich foͤrderhin ſoll tragen/ die auch/ wie keuſch du biſt/ dich doch noch keuſcher macht. Sey uͤm̃ ſie/ wenn ſie ſchlaͤfft/ ſey uͤm̃ ſie/ wenn ſie wacht. Offt wird ſie dich von mir und meiner Liebe fragen. Halt’ andrer Steine Brauch/ die nichts nicht wieder ſagen; Schweig/ was du ſiehſt und hoͤrſt/ und nim dich ſelbſt in acht. Geſchicht es etwan denn/ daß Sie dir in Gedancken ein feuchtes Kuͤßlein reicht/ ſo heb’ es auff fuͤr mich/ biß morgen gegen Nacht. Und wolten etwan ſich die Luͤffte/ die es ſehn/ hieruͤber mit dir zancken/ und mir es bringen eh’/ als ich mich ſtellet’ ein/ So ſend’ es mir durch ſie/ und laß es heimlich ſeyn. An
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Der Sonnetten
die angenaͤhme Nacht der guͤnſtigen Tuͤrckoſen/
darmit ſie nicht ſoll ſehn deß Scheines Wiederſchein/
der aus der Stirnen blinckt/ und auch den Stein nimmt ein/
daß er von ihrer Zier ihr gleichſam lieb muß koſen.
Der liechte Diamant blitzt/ wie ihr Antlitz thut:
Der blutende Rubin trinckt ihrer Lippen Blut:
Der Wangen wahres Bild lebt in den Karniolen.
Lieb/ liebe dieſen Stein/ ders redlich mit dir meynt.
Denn daß ein andrer dir mehr hell’ und reiner ſcheint/
das hat er deiner Zier und Schoͤnheit abgeſtohlen.
LXXV.
Noch an einen.
SO reiſe denn auch du/ du freundlicher Smaragd
zu meiner Freundinn hin/ und laſſe dir behagen/
daß eine ſolche Hand dich foͤrderhin ſoll tragen/
die auch/ wie keuſch du biſt/ dich doch noch keuſcher macht.
Sey uͤm̃ ſie/ wenn ſie ſchlaͤfft/ ſey uͤm̃ ſie/ wenn ſie wacht.
Offt wird ſie dich von mir und meiner Liebe fragen.
Halt’ andrer Steine Brauch/ die nichts nicht wieder ſagen;
Schweig/ was du ſiehſt und hoͤrſt/ und nim dich ſelbſt in acht.
Geſchicht es etwan denn/ daß Sie dir in Gedancken
ein feuchtes Kuͤßlein reicht/ ſo heb’ es auff fuͤr mich/
biß morgen gegen Nacht. Und wolten etwan ſich
die Luͤffte/ die es ſehn/ hieruͤber mit dir zancken/
und mir es bringen eh’/ als ich mich ſtellet’ ein/
So ſend’ es mir durch ſie/ und laß es heimlich ſeyn.
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