Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].Drittes Buch. So hat doch meine Post stets einen offnen Paß.Erwachen soll kein Tag/ kein Abend schlafen gehen/ So soll der Westen-wind dir in die Ohren wehen: Er lebt/ und dencket dein/ dein Freund/ ohn unterlaß. LXXJJJ. DER schöne Nahmens-Tag der Liebsten ist erschienen;An seinen Ring. die Anmuth macht mich froh/ die aus der halben Nacht gantz wie die Lilgen-Milch/ und Blut der Rosen lacht/ mit Saffran angemischt. Jhr müsset euch erkühnen zu wagen einen Gang/ ihr funckelnden Rubinen; Eilt/ eh das schöne Kind von ihrer Ruh' erwacht/ und sehet wie ihr euch an ihren Finger macht? So wird ihr sanffter Schlaf zu eurem Vortheil dienen. Geht/ bindet sie also/ wie aber? wollt ihr nicht? wie werdet ihr so blaß ümm euer Angesicht'? und was verstellt ihr euch in sterbende Geberden? Jsts etwan/ das ihr meynt/ wo sie schon sey erwacht/ Jhr möchtet schamroth stehn für ihrer Lippen Pracht/ und diß Goldt bleiches Bley für ihren Augen werden? LXXJV. SEY willig/ edler Ring/ mich willig zu gelosen/An einen andern. und einer schönern Hand forthin geschenckt zu seyn/ die zwar nicht edler macht ein mehr als edler Stein. Nein. Darümm send' ich ihr versetzt in dieser Rosen die S s jv
Drittes Buch. So hat doch meine Poſt ſtets einen offnen Paß.Erwachen ſoll kein Tag/ kein Abend ſchlafen gehen/ So ſoll der Weſten-wind dir in die Ohren wehen: Er lebt/ und dencket dein/ dein Freund/ ohn unterlaß. LXXJJJ. DER ſchoͤne Nahmens-Tag der Liebſten iſt erſchienen;An ſeinen Ring. die Anmuth macht mich froh/ die aus der halben Nacht gantz wie die Lilgen-Milch/ und Blut der Roſen lacht/ mit Saffran angemiſcht. Jhr muͤſſet euch erkuͤhnen zu wagen einen Gang/ ihr funckelnden Rubinen; Eilt/ eh das ſchoͤne Kind von ihrer Ruh’ erwacht/ und ſehet wie ihr euch an ihren Finger macht? So wird ihr ſanffter Schlaf zu eurem Vortheil dienen. Geht/ bindet ſie alſo/ wie aber? wollt ihr nicht? wie werdet ihr ſo blaß uͤmm euer Angeſicht’? und was verſtellt ihr euch in ſterbende Geberden? Jſts etwan/ das ihr meynt/ wo ſie ſchon ſey erwacht/ Jhr moͤchtet ſchamroth ſtehn fuͤr ihrer Lippen Pracht/ und diß Goldt bleiches Bley fuͤr ihren Augen werden? LXXJV. SEY willig/ edler Ring/ mich willig zu geloſen/An einen andern. und einer ſchoͤnern Hand forthin geſchenckt zu ſeyn/ die zwar nicht edler macht ein mehr als edler Stein. Nein. Daruͤm̃ ſend’ ich ihr verſetzt in dieſer Roſen die S s jv
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Drittes Buch.
So hat doch meine Poſt ſtets einen offnen Paß.
Erwachen ſoll kein Tag/ kein Abend ſchlafen gehen/
So ſoll der Weſten-wind dir in die Ohren wehen:
Er lebt/ und dencket dein/ dein Freund/ ohn unterlaß.
LXXJJJ.
An ſeinen Ring.
DER ſchoͤne Nahmens-Tag der Liebſten iſt erſchienen;
die Anmuth macht mich froh/ die aus der halben Nacht
gantz wie die Lilgen-Milch/ und Blut der Roſen lacht/
mit Saffran angemiſcht. Jhr muͤſſet euch erkuͤhnen
zu wagen einen Gang/ ihr funckelnden Rubinen;
Eilt/ eh das ſchoͤne Kind von ihrer Ruh’ erwacht/
und ſehet wie ihr euch an ihren Finger macht?
So wird ihr ſanffter Schlaf zu eurem Vortheil dienen.
Geht/ bindet ſie alſo/ wie aber? wollt ihr nicht?
wie werdet ihr ſo blaß uͤmm euer Angeſicht’?
und was verſtellt ihr euch in ſterbende Geberden?
Jſts etwan/ das ihr meynt/ wo ſie ſchon ſey erwacht/
Jhr moͤchtet ſchamroth ſtehn fuͤr ihrer Lippen Pracht/
und diß Goldt bleiches Bley fuͤr ihren Augen werden?
LXXJV.
An einen andern.
SEY willig/ edler Ring/ mich willig zu geloſen/
und einer ſchoͤnern Hand forthin geſchenckt zu ſeyn/
die zwar nicht edler macht ein mehr als edler Stein.
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