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Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

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Drittes Buch.
Die Wangen wurden blaß/ die Augen suncken nieder.
Das Hertze ward mir Bley. Nun denck' ich zwar daran/
doch bin ich zwiefach froh/ daß dieses ist gethan:
von altem Trauren matt/ von neuen Freuden müder.
Der Zucker meiner Noth/ das Labsal meiner Pein/
und was dem Krancken sonst pflegt recht gesund zu seyn/
das alles ist mir/ Schatz/ dein güldnes Angesichte.
O Sonne meiner Lust/ schein' ewig so/ wie itzt.
Du bist die süße Glut/ die meinem Geist erhitzt.
Von dir/ Glantz/ nähm' ich Schein; Von dir/ Liecht/ werd'
ich liechte.


XXJ.
Er beklaget die Unglückseeligkeit
seiner Liebe.
RUbelle die ist todt. Rosille lebt nicht mehr.
Die schöne Basilen die muß ich nun verlassen.
Was ich vor liebte so/ das muß ich gleichsam hassen/
als ob mir niemahls wol von ihr gewesen wär'.
Jst/ Amor/ diß der Lohn/ daß ich dich also ehr'.
O grausamer! was Trost? was Hertze soll ich fassen?
Weh' euch/ Jhr Augen/ weh'/ ihr traurigen/ ihr nassen/
Jhr weinet doch nicht gnung/ und weint ihr noch so sehr.
Leander/ Pyramus/ und wer ihr andern seyd/
die ihr noch itzt beklagt der liebe Grausamkeit/
was ist doch eure Pein für meiner Angst gewesen?
Ein milder Augenblick entfreyt euch aller Noth/
Halff allen Schmertzen ab. Vor mir fleugt auch mein Todt/
darmit ich dermahl eins ja möge nicht genesen.
An
Qq iij
Drittes Buch.
Die Wangen wurden blaß/ die Augen ſuncken nieder.
Das Hertze ward mir Bley. Nun denck’ ich zwar daran/
doch bin ich zwiefach froh/ daß dieſes iſt gethan:
von altem Trauren matt/ von neuen Freuden muͤder.
Der Zucker meiner Noth/ das Labſal meiner Pein/
und was dem Krancken ſonſt pflegt recht geſund zu ſeyn/
das alles iſt mir/ Schatz/ dein guͤldnes Angeſichte.
O Sonne meiner Luſt/ ſchein’ ewig ſo/ wie itzt.
Du biſt die ſuͤße Glut/ die meinem Geiſt erhitzt.
Von dir/ Glantz/ naͤhm’ ich Schein; Von dir/ Liecht/ werd’
ich liechte.


XXJ.
Er beklaget die Ungluͤckſeeligkeit
ſeiner Liebe.
RUbelle die iſt todt. Roſille lebt nicht mehr.
Die ſchoͤne Baſilen die muß ich nun verlaſſen.
Was ich vor liebte ſo/ das muß ich gleichſam haſſen/
als ob mir niemahls wol von ihr geweſen waͤr’.
Jſt/ Amor/ diß der Lohn/ daß ich dich alſo ehr’.
O grauſamer! was Troſt? was Hertze ſoll ich faſſen?
Weh’ euch/ Jhr Augen/ weh’/ ihr traurigen/ ihr naſſen/
Jhr weinet doch nicht gnung/ und weint ihr noch ſo ſehr.
Leander/ Pyramus/ und wer ihr andern ſeyd/
die ihr noch itzt beklagt der liebe Grauſamkeit/
was iſt doch eure Pein fuͤr meiner Angſt geweſen?
Ein milder Augenblick entfreyt euch aller Noth/
Halff allen Schmertzen ab. Vor mir fleugt auch mein Todt/
darmit ich dermahl eins ja moͤge nicht geneſen.
An
Qq iij
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[613/0633] Drittes Buch. Die Wangen wurden blaß/ die Augen ſuncken nieder. Das Hertze ward mir Bley. Nun denck’ ich zwar daran/ doch bin ich zwiefach froh/ daß dieſes iſt gethan: von altem Trauren matt/ von neuen Freuden muͤder. Der Zucker meiner Noth/ das Labſal meiner Pein/ und was dem Krancken ſonſt pflegt recht geſund zu ſeyn/ das alles iſt mir/ Schatz/ dein guͤldnes Angeſichte. O Sonne meiner Luſt/ ſchein’ ewig ſo/ wie itzt. Du biſt die ſuͤße Glut/ die meinem Geiſt erhitzt. Von dir/ Glantz/ naͤhm’ ich Schein; Von dir/ Liecht/ werd’ ich liechte. XXJ. Er beklaget die Ungluͤckſeeligkeit ſeiner Liebe. RUbelle die iſt todt. Roſille lebt nicht mehr. Die ſchoͤne Baſilen die muß ich nun verlaſſen. Was ich vor liebte ſo/ das muß ich gleichſam haſſen/ als ob mir niemahls wol von ihr geweſen waͤr’. Jſt/ Amor/ diß der Lohn/ daß ich dich alſo ehr’. O grauſamer! was Troſt? was Hertze ſoll ich faſſen? Weh’ euch/ Jhr Augen/ weh’/ ihr traurigen/ ihr naſſen/ Jhr weinet doch nicht gnung/ und weint ihr noch ſo ſehr. Leander/ Pyramus/ und wer ihr andern ſeyd/ die ihr noch itzt beklagt der liebe Grauſamkeit/ was iſt doch eure Pein fuͤr meiner Angſt geweſen? Ein milder Augenblick entfreyt euch aller Noth/ Halff allen Schmertzen ab. Vor mir fleugt auch mein Todt/ darmit ich dermahl eins ja moͤge nicht geneſen. An Qq iij

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Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 613. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/633>, abgerufen am 22.11.2024.