Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

Bild:
<< vorherige Seite
Erstes Buch.
Es war sein höchste Lust/ daß er zu Tempel ginge/
Gab zu verstehen schon/ was er an künfftig finge/
Die Ceremonien hielt' er in allem mitt'/
Und hörte gerne zu/ wenn etwa fiel ein Streitt
Jn Glaubenssachen für. Jhr blinden Phariseer/
Und du verstocktes Volck/ ihr dummen Sadduceer/
Was halff euch Moses Schrifft/ und der Propheten
Wort/
Weil ihr erkantet nicht den wahren Lebens Hort.
Er war euch unterthan. Doch mustet ihr ihn neiden.
Er war zwar euer Sohn/ doch auch das Liecht der Heyden/
Weil ihr ihn stiesset aus. Was hilfft euch Abraham.
Jetzt geht euch Japhet für/ nun ihr seyd worden Cham.
Wie offte kam er doch in ewre Synagogen/
Allda ihr seiner Lehr und Unterrichts gepflogen.
Wie war euch da zu muth'/ als er/ doch noch ein Kind
Mit euch befragte sich? Jhr waret sehend blind.
Der Jordan täuffet' ihn. Der Geist fuhr sichtbar nieder/
Und satzte sich auff ihn: das Zeugnüß hört' ein jeder/
Das ihm sein Vater gab. Johannes weiste frey/
Daß er das Gottes Lamb für unsre Sünde sey.
Er tratt ins Predigampt/ beglaubte mit viel Zeichen
Das Evangelium. Er heilte manche Seuchen.
Den Blinden gab er Liecht; den Tauben das Gehör'.
Er speiste wunderlich die Folger seiner Lehr'.
Er kostete kein Brodt in zweymal zwantzig Tagen;
Das Wasser war ihm Land/ die See die must ihn tragen;
Es ist ihm ümb ein St/ so fleuget Eolus.
Neptunus wildes Feld für Jhm erstummen muß.
Er weckt den Jüngling auff. Jairus Tochter schnäubet/
Und Lazarus/ sein Freund/ wird wieder neu beleibet/
Ob er schon riechend ist/ nur durch ein eintzig Wort;
Hier trieb' er Teuffel aus/ den Krüppelt halff er dort'.
Er stieß die Wechßler aus/ und die deß Tempels Ehren
Durch Krämerey verletzt. Er kunte kräfftig lehren.
Er
A iij
Erſtes Buch.
Es war ſein hoͤchſte Luſt/ daß er zu Tempel ginge/
Gab zu verſtehen ſchon/ was er an kuͤnfftig finge/
Die Ceremonien hielt’ er in allem mitt’/
Und hoͤrte gerne zu/ wenn etwa fiel ein Streitt
Jn Glaubensſachen fuͤr. Jhr blinden Phariſeer/
Und du verſtocktes Volck/ ihr dummen Sadduceer/
Was halff euch Moſes Schrifft/ und der Propheten
Wort/
Weil ihr erkantet nicht den wahren Lebens Hort.
Er war euch unterthan. Doch muſtet ihr ihn neiden.
Er war zwar euer Sohn/ doch auch das Liecht der Heyden/
Weil ihr ihn ſtieſſet aus. Was hilfft euch Abraham.
Jetzt geht euch Japhet fuͤr/ nun ihr ſeyd worden Cham.
Wie offte kam er doch in ewre Synagogen/
Allda ihr ſeiner Lehr und Unterꝛichts gepflogen.
Wie war euch da zu muth’/ als er/ doch noch ein Kind
Mit euch befragte ſich? Jhr waret ſehend blind.
Der Jordan taͤuffet’ ihn. Der Geiſt fuhr ſichtbar nieder/
Und ſatzte ſich auff ihn: das Zeugnuͤß hoͤrt’ ein jeder/
Das ihm ſein Vater gab. Johannes weiſte frey/
Daß er das Gottes Lamb fuͤr unſre Suͤnde ſey.
Er tratt ins Predigampt/ beglaubte mit viel Zeichen
Das Evangelium. Er heilte manche Seuchen.
Den Blinden gab er Liecht; den Tauben das Gehoͤr’.
Er ſpeiſte wunderlich die Folger ſeiner Lehr’.
Er koſtete kein Brodt in zweymal zwantzig Tagen;
Das Waſſer war ihm Land/ die See die muſt ihn tragen;
Es iſt ihm uͤmb ein St/ ſo fleuget Eolus.
Neptunus wildes Feld fuͤr Jhm erſtummen muß.
Er weckt den Juͤngling auff. Jairus Tochter ſchnaͤubet/
Und Lazarus/ ſein Freund/ wird wieder neu beleibet/
Ob er ſchon riechend iſt/ nur durch ein eintzig Wort;
Hier trieb’ er Teuffel aus/ den Kruͤppelt halff er dort’.
Er ſtieß die Wechßler aus/ und die deß Tempels Ehren
Durch Kraͤmerey verletzt. Er kunte kraͤfftig lehren.
Er
A iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0025" n="5"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Er&#x017F;tes Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>Es war &#x017F;ein ho&#x0364;ch&#x017F;te Lu&#x017F;t/ daß er zu <hi rendition="#fr">T</hi>empel ginge/</l><lb/>
          <l>Gab zu ver&#x017F;tehen &#x017F;chon/ was er an ku&#x0364;nfftig finge/</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Die Ceremonien hielt&#x2019; er in allem mitt&#x2019;/</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">U</hi>nd ho&#x0364;rte gerne zu/ wenn etwa fiel ein Streitt</hi> </l><lb/>
          <l>Jn Glaubens&#x017F;achen fu&#x0364;r. Jhr blinden <hi rendition="#fr">P</hi>hari&#x017F;eer/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#aq">U</hi>nd du ver&#x017F;tocktes Volck/ ihr dummen Sadduceer/</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Was halff euch Mo&#x017F;es Schrifft/ und der <hi rendition="#fr">P</hi>ropheten</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Wort/</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Weil ihr erkantet nicht den wahren Lebens Hort.</hi> </l><lb/>
          <l>Er war euch unterthan. Doch mu&#x017F;tet ihr ihn neiden.</l><lb/>
          <l>Er war zwar euer Sohn/ doch auch das Liecht der Heyden/</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Weil ihr ihn &#x017F;tie&#x017F;&#x017F;et aus. Was hilfft euch Abraham.</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Jetzt geht euch Japhet fu&#x0364;r/ nun ihr &#x017F;eyd worden Cham.</hi> </l><lb/>
          <l>Wie offte kam er doch in ewre Synagogen/</l><lb/>
          <l>Allda ihr &#x017F;einer Lehr und <hi rendition="#aq">U</hi>nter&#xA75B;ichts gepflogen.</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Wie war euch da zu muth&#x2019;/ als er/ doch noch ein <hi rendition="#fr">K</hi>ind</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Mit euch befragte &#x017F;ich? Jhr waret &#x017F;ehend blind.</hi> </l><lb/>
          <l>Der Jordan ta&#x0364;uffet&#x2019; ihn. Der Gei&#x017F;t fuhr &#x017F;ichtbar nieder/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#aq">U</hi>nd &#x017F;atzte &#x017F;ich auff ihn: das <hi rendition="#fr">Z</hi>eugnu&#x0364;ß ho&#x0364;rt&#x2019; ein jeder/</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Das ihm &#x017F;ein Vater gab. Johannes wei&#x017F;te frey/</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Daß er das Gottes Lamb fu&#x0364;r un&#x017F;re Su&#x0364;nde &#x017F;ey.</hi> </l><lb/>
          <l>Er tratt ins <hi rendition="#fr">P</hi>redigampt/ beglaubte mit viel <hi rendition="#fr">Z</hi>eichen</l><lb/>
          <l>Das Evangelium. Er heilte manche Seuchen.</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Den Blinden gab er Liecht; den <hi rendition="#fr">T</hi>auben das Geho&#x0364;r&#x2019;.</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Er &#x017F;pei&#x017F;te wunderlich die Folger &#x017F;einer Lehr&#x2019;.</hi> </l><lb/>
          <l>Er ko&#x017F;tete kein Brodt in zweymal zwantzig <hi rendition="#fr">T</hi>agen;</l><lb/>
          <l>Das Wa&#x017F;&#x017F;er war ihm Land/ die See die mu&#x017F;t ihn tragen;</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Es i&#x017F;t ihm u&#x0364;mb ein St/ &#x017F;o fleuget Eolus.</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Neptunus wildes Feld fu&#x0364;r Jhm er&#x017F;tummen muß.</hi> </l><lb/>
          <l>Er weckt den Ju&#x0364;ngling auff. Jairus <hi rendition="#fr">T</hi>ochter &#x017F;chna&#x0364;ubet/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#aq">U</hi>nd Lazarus/ &#x017F;ein Freund/ wird wieder neu beleibet/</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Ob er &#x017F;chon riechend i&#x017F;t/ nur durch ein eintzig Wort;</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Hier trieb&#x2019; er <hi rendition="#fr">T</hi>euffel aus/ den <hi rendition="#fr">K</hi>ru&#x0364;ppelt halff er dort&#x2019;.</hi> </l><lb/>
          <l>Er &#x017F;tieß die Wechßler aus/ und die deß <hi rendition="#fr">T</hi>empels Ehren</l><lb/>
          <l>Durch <hi rendition="#fr">K</hi>ra&#x0364;merey verletzt. Er kunte kra&#x0364;fftig lehren.</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">A iij</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Er</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[5/0025] Erſtes Buch. Es war ſein hoͤchſte Luſt/ daß er zu Tempel ginge/ Gab zu verſtehen ſchon/ was er an kuͤnfftig finge/ Die Ceremonien hielt’ er in allem mitt’/ Und hoͤrte gerne zu/ wenn etwa fiel ein Streitt Jn Glaubensſachen fuͤr. Jhr blinden Phariſeer/ Und du verſtocktes Volck/ ihr dummen Sadduceer/ Was halff euch Moſes Schrifft/ und der Propheten Wort/ Weil ihr erkantet nicht den wahren Lebens Hort. Er war euch unterthan. Doch muſtet ihr ihn neiden. Er war zwar euer Sohn/ doch auch das Liecht der Heyden/ Weil ihr ihn ſtieſſet aus. Was hilfft euch Abraham. Jetzt geht euch Japhet fuͤr/ nun ihr ſeyd worden Cham. Wie offte kam er doch in ewre Synagogen/ Allda ihr ſeiner Lehr und Unterꝛichts gepflogen. Wie war euch da zu muth’/ als er/ doch noch ein Kind Mit euch befragte ſich? Jhr waret ſehend blind. Der Jordan taͤuffet’ ihn. Der Geiſt fuhr ſichtbar nieder/ Und ſatzte ſich auff ihn: das Zeugnuͤß hoͤrt’ ein jeder/ Das ihm ſein Vater gab. Johannes weiſte frey/ Daß er das Gottes Lamb fuͤr unſre Suͤnde ſey. Er tratt ins Predigampt/ beglaubte mit viel Zeichen Das Evangelium. Er heilte manche Seuchen. Den Blinden gab er Liecht; den Tauben das Gehoͤr’. Er ſpeiſte wunderlich die Folger ſeiner Lehr’. Er koſtete kein Brodt in zweymal zwantzig Tagen; Das Waſſer war ihm Land/ die See die muſt ihn tragen; Es iſt ihm uͤmb ein St/ ſo fleuget Eolus. Neptunus wildes Feld fuͤr Jhm erſtummen muß. Er weckt den Juͤngling auff. Jairus Tochter ſchnaͤubet/ Und Lazarus/ ſein Freund/ wird wieder neu beleibet/ Ob er ſchon riechend iſt/ nur durch ein eintzig Wort; Hier trieb’ er Teuffel aus/ den Kruͤppelt halff er dort’. Er ſtieß die Wechßler aus/ und die deß Tempels Ehren Durch Kraͤmerey verletzt. Er kunte kraͤfftig lehren. Er A iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/25
Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/25>, abgerufen am 21.11.2024.