Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].Poetischer Wälder Der Geist/ der wehrte Geist/ der zeugt' in der die Frucht/Die keinen Mann erkandt/ die stets gelebt in Zucht; Die Frucht/ die für das Gifft der ersten Frucht wird gessen. Er kam/ und ward ein Kind/ als jederman vermessen Sich seiner nicht versah'. Ob man gleich gabe für/ Man warte stets auff ihn. Jetzt war zu Thor und Thür. Er ward in einen Stall verwiesen zu den Thieren/ Der über alles ist. Den Wiegen solten zieren/ Der ward der Krippen Last. Der must in Kält' und Frost Geworffen werden hin/ und seyn an schlechter Kost/ Der Kält' und Wärme giebt/ der alles reichlich speiset/ Was Speise nur bedarff. Doch wird er noch gepreiset Von Tityrus Schalmey. Jm fall kein Musicant' Herodes hören wolt'/ als Er kam in sein Land Und zu den Seinigen/ die ihn doch nie erkandten/ Ob sie Messias stets in ihren Schulen nandten/ Jetzt sieht man ihn nicht an. Der muß geschätzet seyn/ Der vor Augustus hatt' ins Reich gesetzet ein/ Der ewig freye Printz. Er fing schon an zu leiden/ Als er gebohren kaum. Er liesse sich beschneiden. Deß Vaters Zimmer Axt/ der Mutter Näterey Erwurben ihm mit Noth den halbgemachten Brey Am Mangel mangelts nicht: Noch blieb er nicht zu frieden Jn seiner Kindheit Lentz. Er muste seyn geschieden/ Von Freund und Vaterland. Aegyptus Haußgenoß Jst der/ der alle Welt behausst in seiner Schoß. Herodes tobte sehr/ er furchte seiner Crone/ Beginge Kindermord. Die List ward doch zu Hohne. GOTT fällt durch Säbel nicht. Das Kind fleucht bey der Nacht. Tyrannen sind doch nichts vor GOtt mit ihrer Macht/ Der König wurde faul. Starb hin bey frischem Leben. So ward der Kinder Todt dem rechten Tode geben. Das Kind lest Nilus stehn/ kehrt ümb nach Nazareth; Wird weiser Tag für Tag: Folgt Joseph früh und spät'. Es
Poetiſcher Waͤlder Der Geiſt/ der wehrte Geiſt/ der zeugt’ in der die Frucht/Die keinen Mann erkandt/ die ſtets gelebt in Zucht; Die Frucht/ die fuͤr das Gifft der erſten Frucht wird geſſen. Er kam/ und ward ein Kind/ als jederman vermeſſen Sich ſeiner nicht verſah’. Ob man gleich gabe fuͤr/ Man warte ſtets auff ihn. Jetzt war zu Thor und Thuͤr. Er ward in einen Stall verwieſen zu den Thieren/ Der uͤber alles iſt. Den Wiegen ſolten zieren/ Der ward der Krippen Laſt. Der muſt in Kaͤlt’ uñ Froſt Geworffen werden hin/ und ſeyn an ſchlechter Koſt/ Der Kaͤlt’ und Waͤrme giebt/ der alles reichlich ſpeiſet/ Was Speiſe nur bedarff. Doch wird er noch gepreiſet Von Tityrus Schalmey. Jm fall kein Muſicant’ Herodes hoͤren wolt’/ als Er kam in ſein Land Und zu den Seinigen/ die ihn doch nie erkandten/ Ob ſie Meſſias ſtets in ihren Schulen nandten/ Jetzt ſieht man ihn nicht an. Der muß geſchaͤtzet ſeyn/ Der vor Auguſtus hatt’ ins Reich geſetzet ein/ Der ewig freye Printz. Er fing ſchon an zu leiden/ Als er gebohren kaum. Er lieſſe ſich beſchneiden. Deß Vaters Zimmer Axt/ der Mutter Naͤterey Erwurben ihm mit Noth den halbgemachten Brey Am Mangel mangelts nicht: Noch blieb er nicht zu frieden Jn ſeiner Kindheit Lentz. Er muſte ſeyn geſchieden/ Von Freund und Vaterland. Aegyptus Haußgenoß Jſt der/ der alle Welt behauſſt in ſeiner Schoß. Herodes tobte ſehr/ er furchte ſeiner Crone/ Beginge Kindermord. Die Liſt ward doch zu Hohne. GOTT faͤllt durch Saͤbel nicht. Das Kind fleucht bey der Nacht. Tyrannen ſind doch nichts vor GOtt mit ihrer Macht/ Der Koͤnig wurde faul. Starb hin bey friſchem Leben. So ward der Kinder Todt dem rechten Tode geben. Das Kind leſt Nilus ſtehn/ kehrt uͤmb nach Nazareth; Wird weiſer Tag fuͤr Tag: Folgt Joſeph fruͤh und ſpaͤt’. Es
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Poetiſcher Waͤlder
Der Geiſt/ der wehrte Geiſt/ der zeugt’ in der die Frucht/
Die keinen Mann erkandt/ die ſtets gelebt in Zucht;
Die Frucht/ die fuͤr das Gifft der erſten Frucht wird geſſen.
Er kam/ und ward ein Kind/ als jederman vermeſſen
Sich ſeiner nicht verſah’. Ob man gleich gabe fuͤr/
Man warte ſtets auff ihn. Jetzt war zu Thor und Thuͤr.
Er ward in einen Stall verwieſen zu den Thieren/
Der uͤber alles iſt. Den Wiegen ſolten zieren/
Der ward der Krippen Laſt. Der muſt in Kaͤlt’ uñ Froſt
Geworffen werden hin/ und ſeyn an ſchlechter Koſt/
Der Kaͤlt’ und Waͤrme giebt/ der alles reichlich ſpeiſet/
Was Speiſe nur bedarff. Doch wird er noch gepreiſet
Von Tityrus Schalmey. Jm fall kein Muſicant’
Herodes hoͤren wolt’/ als Er kam in ſein Land
Und zu den Seinigen/ die ihn doch nie erkandten/
Ob ſie Meſſias ſtets in ihren Schulen nandten/
Jetzt ſieht man ihn nicht an. Der muß geſchaͤtzet ſeyn/
Der vor Auguſtus hatt’ ins Reich geſetzet ein/
Der ewig freye Printz. Er fing ſchon an zu leiden/
Als er gebohren kaum. Er lieſſe ſich beſchneiden.
Deß Vaters Zimmer Axt/ der Mutter Naͤterey
Erwurben ihm mit Noth den halbgemachten Brey
Am Mangel mangelts nicht: Noch blieb er nicht zu frieden
Jn ſeiner Kindheit Lentz. Er muſte ſeyn geſchieden/
Von Freund und Vaterland. Aegyptus Haußgenoß
Jſt der/ der alle Welt behauſſt in ſeiner Schoß.
Herodes tobte ſehr/ er furchte ſeiner Crone/
Beginge Kindermord. Die Liſt ward doch zu Hohne.
GOTT faͤllt durch Saͤbel nicht. Das Kind fleucht bey
der Nacht.
Tyrannen ſind doch nichts vor GOtt mit ihrer Macht/
Der Koͤnig wurde faul. Starb hin bey friſchem Leben.
So ward der Kinder Todt dem rechten Tode geben.
Das Kind leſt Nilus ſtehn/ kehrt uͤmb nach Nazareth;
Wird weiſer Tag fuͤr Tag: Folgt Joſeph fruͤh und ſpaͤt’.
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Zitationshilfe: | Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/24>, abgerufen am 16.02.2025. |