Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

Bild:
<< vorherige Seite
Fünfftes Buch.
Mit diesem truckt' er loß. Ach Lieb/ ich bin getroffen!
Diß hier/ diß war der Pfeil. Die Wunde steht weit offen.
Giebst du mir einen Kuß/ so hat es keine Noht.
Siehst du mich sauer an/ so bin ich plötzlich todt.


Als er zu schaden am Auge
kommen.
JCH fühl'/ ach gar zu spat/ O Amor/ deine Rach'.
Halt' an/ du großes Kind/ halt' an/ und thu ge-
mach.
Jch muß bekennen itzt/ ich triebe fast nur possen
aus deiner Bogen Kunst und tödten den Geschossen.
Nun siehst du dir an mir gar viel ein ander Ziehl.
Da ich deß Hertzens Zweck getroffen haben wil.
Da wendest du das Rohr/ verletzest mein Gesichte.
Ach Recher meiner Schuld/ wie scharff ist dein Gerichte!
Vor kunt' und wolt' ich nicht/ itzt kan ich sie nicht sehn.
Wie gern' ich immer wil. Jst mir nicht recht geschehn?


Von den Blumen.
DER Rosen Milch und Blut muß ihren Wangen
weichen/
Kein rohtes Negelein mag ihrem Munde gleichen.
Die Saffran-blume stirbt für ihrer Haare Zier.
Vergiß mein nicht vergißt auch seiner selbst für Jhr.
Narzissen sind wohl weiß/ doch nicht für ihren Händen.
Die Veilgen werden blaß/ wenn sie sich nach ihr wenden.
Jhr Halß ist heller noch als alle Lilgen seyn.
Und ihre Brust sicht hin der Anemonen schein.
Jhr
M iiij
Fuͤnfftes Buch.
Mit dieſem truckt’ er loß. Ach Lieb/ ich bin getroffen!
Diß hier/ diß war der Pfeil. Die Wunde ſteht weit offen.
Giebſt du mir einen Kuß/ ſo hat es keine Noht.
Siehſt du mich ſauer an/ ſo bin ich ploͤtzlich todt.


Als er zu ſchaden am Auge
kommen.
JCH fuͤhl’/ ach gar zu ſpat/ O Amor/ deine Rach’.
Halt’ an/ du großes Kind/ halt’ an/ und thu ge-
mach.
Jch muß bekennen itzt/ ich triebe faſt nur poſſen
aus deiner Bogen Kunſt und toͤdten den Geſchoſſen.
Nun ſiehſt du dir an mir gar viel ein ander Ziehl.
Da ich deß Hertzens Zweck getroffen haben wil.
Da wendeſt du das Rohr/ verletzeſt mein Geſichte.
Ach Recher meiner Schuld/ wie ſcharff iſt dein Gerichte!
Vor kunt’ und wolt’ ich nicht/ itzt kan ich ſie nicht ſehn.
Wie gern’ ich immer wil. Jſt mir nicht recht geſchehn?


Von den Blumen.
DER Roſen Milch und Blut muß ihren Wangen
weichen/
Kein rohtes Negelein mag ihrem Munde gleichen.
Die Saffran-blume ſtirbt fuͤr ihrer Haare Zier.
Vergiß mein nicht vergißt auch ſeiner ſelbſt fuͤr Jhr.
Narziſſen ſind wohl weiß/ doch nicht fuͤr ihren Haͤnden.
Die Veilgen werden blaß/ wenn ſie ſich nach ihr wenden.
Jhr Halß iſt heller noch als alle Lilgen ſeyn.
Und ihre Bruſt ſicht hin der Anemonen ſchein.
Jhr
M iiij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0203" n="183"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Fu&#x0364;nfftes Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>Mit die&#x017F;em truckt&#x2019; er loß. Ach Lieb/ ich bin getroffen!</l><lb/>
          <l>Diß hier/ diß war der Pfeil. Die Wunde &#x017F;teht weit offen.</l><lb/>
          <l>Gieb&#x017F;t du mir einen Kuß/ &#x017F;o hat es keine Noht.</l><lb/>
          <l>Sieh&#x017F;t du mich &#x017F;auer an/ &#x017F;o bin ich plo&#x0364;tzlich todt.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Als er zu &#x017F;chaden am Auge<lb/>
kommen.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">J</hi>CH fu&#x0364;hl&#x2019;/ ach gar zu &#x017F;pat/ O Amor/ deine Rach&#x2019;.</l><lb/>
          <l>Halt&#x2019; an/ du großes Kind/ halt&#x2019; an/ und thu ge-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">mach.</hi> </l><lb/>
          <l>Jch muß bekennen itzt/ ich triebe fa&#x017F;t nur po&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
          <l>aus deiner Bogen Kun&#x017F;t und to&#x0364;dten den Ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
          <l>Nun &#x017F;ieh&#x017F;t du dir an mir gar viel ein ander Ziehl.</l><lb/>
          <l>Da ich deß Hertzens Zweck getroffen haben wil.</l><lb/>
          <l>Da wende&#x017F;t du das Rohr/ verletze&#x017F;t mein Ge&#x017F;ichte.</l><lb/>
          <l>Ach Recher meiner Schuld/ wie &#x017F;charff i&#x017F;t dein Gerichte!</l><lb/>
          <l>Vor kunt&#x2019; und wolt&#x2019; ich nicht/ itzt kan ich &#x017F;ie nicht &#x017F;ehn.</l><lb/>
          <l>Wie gern&#x2019; ich immer wil. J&#x017F;t mir nicht recht ge&#x017F;chehn?</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Von den Blumen.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">D</hi>ER Ro&#x017F;en Milch und Blut muß ihren Wangen</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">weichen/</hi> </l><lb/>
          <l>Kein rohtes Negelein mag ihrem Munde gleichen.</l><lb/>
          <l>Die Saffran-blume &#x017F;tirbt fu&#x0364;r ihrer Haare Zier.</l><lb/>
          <l>Vergiß mein nicht vergißt auch &#x017F;einer &#x017F;elb&#x017F;t fu&#x0364;r Jhr.</l><lb/>
          <l>Narzi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind wohl weiß/ doch nicht fu&#x0364;r ihren Ha&#x0364;nden.</l><lb/>
          <l>Die Veilgen werden blaß/ wenn &#x017F;ie &#x017F;ich nach ihr wenden.</l><lb/>
          <l>Jhr Halß i&#x017F;t heller noch als alle Lilgen &#x017F;eyn.</l><lb/>
          <l>Und ihre Bru&#x017F;t &#x017F;icht hin der Anemonen &#x017F;chein.</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">M iiij</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Jhr</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[183/0203] Fuͤnfftes Buch. Mit dieſem truckt’ er loß. Ach Lieb/ ich bin getroffen! Diß hier/ diß war der Pfeil. Die Wunde ſteht weit offen. Giebſt du mir einen Kuß/ ſo hat es keine Noht. Siehſt du mich ſauer an/ ſo bin ich ploͤtzlich todt. Als er zu ſchaden am Auge kommen. JCH fuͤhl’/ ach gar zu ſpat/ O Amor/ deine Rach’. Halt’ an/ du großes Kind/ halt’ an/ und thu ge- mach. Jch muß bekennen itzt/ ich triebe faſt nur poſſen aus deiner Bogen Kunſt und toͤdten den Geſchoſſen. Nun ſiehſt du dir an mir gar viel ein ander Ziehl. Da ich deß Hertzens Zweck getroffen haben wil. Da wendeſt du das Rohr/ verletzeſt mein Geſichte. Ach Recher meiner Schuld/ wie ſcharff iſt dein Gerichte! Vor kunt’ und wolt’ ich nicht/ itzt kan ich ſie nicht ſehn. Wie gern’ ich immer wil. Jſt mir nicht recht geſchehn? Von den Blumen. DER Roſen Milch und Blut muß ihren Wangen weichen/ Kein rohtes Negelein mag ihrem Munde gleichen. Die Saffran-blume ſtirbt fuͤr ihrer Haare Zier. Vergiß mein nicht vergißt auch ſeiner ſelbſt fuͤr Jhr. Narziſſen ſind wohl weiß/ doch nicht fuͤr ihren Haͤnden. Die Veilgen werden blaß/ wenn ſie ſich nach ihr wenden. Jhr Halß iſt heller noch als alle Lilgen ſeyn. Und ihre Bruſt ſicht hin der Anemonen ſchein. Jhr M iiij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/203
Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/203>, abgerufen am 22.11.2024.