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Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

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Poetischer Wälder
Da kan ein Buhler nicht die Schönheit gnug beschreiben
die an der Liebsten ist. Muß Tag und Nacht vertreiben
mit ihrer Gaben Lob'. Er fängt von oben an/
und rühmt der Glieder Pracht/ so sehr er immer kan.
Deß irrdischen Gestirns/ der liechten Augenblicke/
seyn ihre starcke Kunst/ damit sie ihm entzücke
der matten Sinnen rest. Der glatten Stirnen Zier
ist Amors sein Magnet/ der ihn stets rückt zu ihr.
Das Haar das schone Haar/ sind ihre starcke Bind en/
damit sie ihm das Hertz' und Geister kan ümmwind en.
Die Wangen sind Berill/ die Lippen ein Rub n/
die ihn zu ihrer Gunst auch wieder Willen ziehn.
Das Kinn ist Perlen art. Der Hals von Alabaster/
Die Kehle Chrysolith. Der Brust erhobnes Pflaster
der reinste Marmerstein. Die Arme Helffenbein.
Die Finger Karniol'. Und was deß mehr mag seyn.
Er ist aus sich verzückt. Er weiß nicht was er saget.
Bald ist er gutes Muths bald hebt er an/ und klaget.
Er heist sie in der Angst wol gar die Zäuberinn/
die ihm durch stillen Gifft verlähme Krafft' und Sinn.
Und es ist ohne nicht. Die stärcksten Krieges Helden
kan zwingen eine Frau. Die wahren Schrifften melden/
daß Alexandern nie enthertzet eine Schlacht/
Noch hat ihn doch ein Weib zu einer Frau gemacht.
Persepolis die hat durch Thais brennen können
Der Liebe zogen nach auch die Amazoninnen/
wie frey sie waren sonst. Achilles war nich starck
wenn seine Brises ihm nahm aller Kräffte Marck.
Der Paris wurde blind durch Zieraht einer Frauen/
Er muste mehr auff schön/ als auff die Tugend schauen/
Ja auch die Götter selbst/ wie mehr mahls ist gesagt/
hat offtmahls Weiber Angst aus ihrer Burg gejagt/
daß sie ihr gingen nach. Wer wolte denn nicht lieben.
Wo wir nur sehen hin/ da werden wir getrieben
an dieses süße Werck. Wer will denn nun ein Stein/
ein Stieff-kind der Natur/ ein sich selbst Hasser seyn.

Verge-

Poetiſcher Waͤlder
Da kan ein Buhler nicht die Schoͤnheit gnug beſchreiben
die an der Liebſten iſt. Muß Tag und Nacht vertreiben
mit ihrer Gaben Lob’. Er faͤngt von oben an/
und ruͤhmt der Glieder Pracht/ ſo ſehr er immer kan.
Deß irꝛdiſchen Geſtirns/ der liechten Augenblicke/
ſeyn ihre ſtarcke Kunſt/ damit ſie ihm entzuͤcke
der matten Sinnen reſt. Der glatten Stirnen Zier
iſt Amors ſein Magnet/ der ihn ſtets ruͤckt zu ihr.
Das Haar das ſchone Haar/ ſind ihre ſtarcke Bind en/
damit ſie ihm das Hertz’ und Geiſter kan uͤm̃wind en.
Die Wangen ſind Berill/ die Lippen ein Rub n/
die ihn zu ihrer Gunſt auch wieder Willen ziehn.
Das Kinn iſt Perlen art. Der Hals von Alabaſter/
Die Kehle Chryſolith. Der Bruſt erhobnes Pflaſter
der reinſte Marmerſtein. Die Arme Helffenbein.
Die Finger Karniol’. Und was deß mehr mag ſeyn.
Er iſt aus ſich verzuͤckt. Er weiß nicht was er ſaget.
Bald iſt er gutes Muths bald hebt er an/ und klaget.
Er heiſt ſie in der Angſt wol gar die Zaͤuberinn/
die ihm durch ſtillen Gifft verlaͤhme Krafft’ und Sinn.
Und es iſt ohne nicht. Die ſtaͤrckſten Krieges Helden
kan zwingen eine Frau. Die wahren Schrifften melden/
daß Alexandern nie enthertzet eine Schlacht/
Noch hat ihn doch ein Weib zu einer Frau gemacht.
Perſepolis die hat durch Thais brennen koͤnnen
Der Liebe zogen nach auch die Amazoninnen/
wie frey ſie waren ſonſt. Achilles war nich ſtarck
wenn ſeine Briſes ihm nahm aller Kraͤffte Marck.
Der Paris wurde blind durch Zieraht einer Frauen/
Er muſte mehr auff ſchoͤn/ als auff die Tugend ſchauen/
Ja auch die Goͤtter ſelbſt/ wie mehr mahls iſt geſagt/
hat offtmahls Weiber Angſt aus ihrer Burg gejagt/
daß ſie ihr gingen nach. Wer wolte denn nicht lieben.
Wo wir nur ſehen hin/ da werden wir getrieben
an dieſes ſuͤße Werck. Wer will denn nun ein Stein/
ein Stieff-kind der Natur/ ein ſich ſelbſt Haſſer ſeyn.

Verge-
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[154/0174] Poetiſcher Waͤlder Da kan ein Buhler nicht die Schoͤnheit gnug beſchreiben die an der Liebſten iſt. Muß Tag und Nacht vertreiben mit ihrer Gaben Lob’. Er faͤngt von oben an/ und ruͤhmt der Glieder Pracht/ ſo ſehr er immer kan. Deß irꝛdiſchen Geſtirns/ der liechten Augenblicke/ ſeyn ihre ſtarcke Kunſt/ damit ſie ihm entzuͤcke der matten Sinnen reſt. Der glatten Stirnen Zier iſt Amors ſein Magnet/ der ihn ſtets ruͤckt zu ihr. Das Haar das ſchone Haar/ ſind ihre ſtarcke Bind en/ damit ſie ihm das Hertz’ und Geiſter kan uͤm̃wind en. Die Wangen ſind Berill/ die Lippen ein Rub n/ die ihn zu ihrer Gunſt auch wieder Willen ziehn. Das Kinn iſt Perlen art. Der Hals von Alabaſter/ Die Kehle Chryſolith. Der Bruſt erhobnes Pflaſter der reinſte Marmerſtein. Die Arme Helffenbein. Die Finger Karniol’. Und was deß mehr mag ſeyn. Er iſt aus ſich verzuͤckt. Er weiß nicht was er ſaget. Bald iſt er gutes Muths bald hebt er an/ und klaget. Er heiſt ſie in der Angſt wol gar die Zaͤuberinn/ die ihm durch ſtillen Gifft verlaͤhme Krafft’ und Sinn. Und es iſt ohne nicht. Die ſtaͤrckſten Krieges Helden kan zwingen eine Frau. Die wahren Schrifften melden/ daß Alexandern nie enthertzet eine Schlacht/ Noch hat ihn doch ein Weib zu einer Frau gemacht. Perſepolis die hat durch Thais brennen koͤnnen Der Liebe zogen nach auch die Amazoninnen/ wie frey ſie waren ſonſt. Achilles war nich ſtarck wenn ſeine Briſes ihm nahm aller Kraͤffte Marck. Der Paris wurde blind durch Zieraht einer Frauen/ Er muſte mehr auff ſchoͤn/ als auff die Tugend ſchauen/ Ja auch die Goͤtter ſelbſt/ wie mehr mahls iſt geſagt/ hat offtmahls Weiber Angſt aus ihrer Burg gejagt/ daß ſie ihr gingen nach. Wer wolte denn nicht lieben. Wo wir nur ſehen hin/ da werden wir getrieben an dieſes ſuͤße Werck. Wer will denn nun ein Stein/ ein Stieff-kind der Natur/ ein ſich ſelbſt Haſſer ſeyn. Verge-

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Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/174>, abgerufen am 25.11.2024.