Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Des Ersten Theils 17. Capitel/ [Spaltenumbruch]
treffen, als in der Tanne, Cypresse, Wa-cholder, Epheu, Oelbaum, Ceder, Myr- tenbaum, u. s. w. welche mehrentheils von lieblichem Geruche und stets grüne sind, in Ansehung ihres zähen Safftes, der sie ernehret, und nicht leichtlich dissi- piret. Bey einigen praevaliren über das Saltz und den Schwefel die Spiritus, als in den fruchtbaren Bäumen, und bey dem Weinstock, zumahl, wenn dessen Frucht ausgedrückt, und durch die Fermentation depuriret ist. Jn diese Classe gehören auch die meisten Medicinischen Kräuter, ingleichen die liebliche und wohlriechende Blumen hervorbringen. Jn den kalten Pflantzen, die in sehr fetten und geilen Boden wachsen, ist über das Wasser und die Erde nicht viel mehr anzutreffen. Der seelige Herr Lehmann meynet in seinem Schau-Platz der Ertzgebürgischen Merck- würdigkeiten, der gemeine Mann könte sich den Unterscheid und die Krafft der gebürgischen Kräuter auf folgende Wei- se einiger massen einbilden: Wäre ein Kraut rauch oder stachlicht, oder sonst scharff und hart, so hätte es viel Saltz, aber wenig Schwefel und Mercurium in sich, dergleichen an Cardobenedicten, Stechkörner-Kraut, Wermuth, Lieb- stöckel, Melisse, und der Roßmarin abzu- nehmen. Wäre ein Kraut fettlich anzu- greiffen, so hätte es viel Schwefel und Oel bey sich, wie am Saurampffer, Wein- raute, Haußwurtzel, Fette-Henne, u. s. w. zu mercken. Wäre ein Kraut weich an Blättern und Stengeln, so besäß es viel vom Mercurio, wäre daher auch küh- lend und lindend, als blaue Violen, Ro- sen, Pappeln, weisse Lilien, Kohl-Kraut, Linden-Blätter, u. s. w. D. Peter Jo- hann Faber meldet in seinem Palladio Spa- gyrico, daß, wenn man das Humidum radicale, so mit dem Licht der Welt ge- schwängert wäre, aufbehielte, so könten die Pflantzen damit ernehret werden, wachsen und grünen, auch die Bäume und Pflantzen aus den entferntesten Ge- genden der Welt ohne Schaden zu uns übergebracht und erhalten, die halber- storbenen auch wieder erwecket, und sie dahin gebracht werden, daß sie in einem Jahr viermahl grüneten, blüheten, wüch- sen, und Früchte trügen. Dafern dieses in der That zuträfe, so wäre dieser Li- quor gewiß sehr hoch zu schätzen. §. 6. Bey den Blüthen der Kräu- §. 7. In dem Saamen eines ieden Wetter-
Des Erſten Theils 17. Capitel/ [Spaltenumbruch]
treffen, als in der Tanne, Cypreſſe, Wa-cholder, Epheu, Oelbaum, Ceder, Myr- tenbaum, u. ſ. w. welche mehrentheils von lieblichem Geruche und ſtets gruͤne ſind, in Anſehung ihres zaͤhen Safftes, der ſie ernehret, und nicht leichtlich diſſi- piret. Bey einigen praevaliren uͤber das Saltz und den Schwefel die Spiritus, als in den fruchtbaren Baͤumen, und bey dem Weinſtock, zumahl, wenn deſſen Frucht ausgedruͤckt, und durch die Fermentation depuriret iſt. Jn dieſe Claſſe gehoͤren auch die meiſten Mediciniſchen Kraͤuter, ingleichen die liebliche und wohlriechende Blumen hervorbringen. Jn den kalten Pflantzen, die in ſehr fetten und geilen Boden wachſen, iſt uͤber das Waſſer und die Erde nicht viel mehr anzutreffen. Der ſeelige Herr Lehmann meynet in ſeinem Schau-Platz der Ertzgebuͤrgiſchen Merck- wuͤrdigkeiten, der gemeine Mann koͤnte ſich den Unterſcheid und die Krafft der gebuͤrgiſchen Kraͤuter auf folgende Wei- ſe einiger maſſen einbilden: Waͤre ein Kraut rauch oder ſtachlicht, oder ſonſt ſcharff und hart, ſo haͤtte es viel Saltz, aber wenig Schwefel und Mercurium in ſich, dergleichen an Cardobenedicten, Stechkoͤrner-Kraut, Wermuth, Lieb- ſtoͤckel, Meliſſe, und der Roßmarin abzu- nehmen. Waͤre ein Kraut fettlich anzu- greiffen, ſo haͤtte es viel Schwefel und Oel bey ſich, wie am Saurampffer, Wein- raute, Haußwurtzel, Fette-Henne, u. ſ. w. zu mercken. Waͤre ein Kraut weich an Blaͤttern und Stengeln, ſo beſaͤß es viel vom Mercurio, waͤre daher auch kuͤh- lend und lindend, als blaue Violen, Ro- ſen, Pappeln, weiſſe Lilien, Kohl-Kraut, Linden-Blaͤtter, u. ſ. w. D. Peter Jo- hann Faber meldet in ſeinem Palladio Spa- gyrico, daß, wenn man das Humidum radicale, ſo mit dem Licht der Welt ge- ſchwaͤngert waͤre, aufbehielte, ſo koͤnten die Pflantzen damit ernehret werden, wachſen und gruͤnen, auch die Baͤume und Pflantzen aus den entfernteſten Ge- genden der Welt ohne Schaden zu uns uͤbergebracht und erhalten, die halber- ſtorbenen auch wieder erwecket, und ſie dahin gebracht werden, daß ſie in einem Jahr viermahl gruͤneten, bluͤheten, wuͤch- ſen, und Fruͤchte truͤgen. Dafern dieſes in der That zutraͤfe, ſo waͤre dieſer Li- quor gewiß ſehr hoch zu ſchaͤtzen. §. 6. Bey den Bluͤthen der Kraͤu- §. 7. In dem Saamen eines ieden Wetter-
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Des Erſten Theils 17. Capitel/
treffen, als in der Tanne, Cypreſſe, Wa-
cholder, Epheu, Oelbaum, Ceder, Myr-
tenbaum, u. ſ. w. welche mehrentheils
von lieblichem Geruche und ſtets gruͤne
ſind, in Anſehung ihres zaͤhen Safftes,
der ſie ernehret, und nicht leichtlich diſſi-
piret. Bey einigen praevaliren uͤber das
Saltz und den Schwefel die Spiritus, als in
den fruchtbaren Baͤumen, und bey dem
Weinſtock, zumahl, wenn deſſen Frucht
ausgedruͤckt, und durch die Fermentation
depuriret iſt. Jn dieſe Claſſe gehoͤren
auch die meiſten Mediciniſchen Kraͤuter,
ingleichen die liebliche und wohlriechende
Blumen hervorbringen. Jn den kalten
Pflantzen, die in ſehr fetten und geilen
Boden wachſen, iſt uͤber das Waſſer und
die Erde nicht viel mehr anzutreffen. Der
ſeelige Herr Lehmann meynet in ſeinem
Schau-Platz der Ertzgebuͤrgiſchen Merck-
wuͤrdigkeiten, der gemeine Mann koͤnte
ſich den Unterſcheid und die Krafft der
gebuͤrgiſchen Kraͤuter auf folgende Wei-
ſe einiger maſſen einbilden: Waͤre ein
Kraut rauch oder ſtachlicht, oder ſonſt
ſcharff und hart, ſo haͤtte es viel Saltz,
aber wenig Schwefel und Mercurium
in ſich, dergleichen an Cardobenedicten,
Stechkoͤrner-Kraut, Wermuth, Lieb-
ſtoͤckel, Meliſſe, und der Roßmarin abzu-
nehmen. Waͤre ein Kraut fettlich anzu-
greiffen, ſo haͤtte es viel Schwefel und Oel
bey ſich, wie am Saurampffer, Wein-
raute, Haußwurtzel, Fette-Henne, u. ſ. w.
zu mercken. Waͤre ein Kraut weich an
Blaͤttern und Stengeln, ſo beſaͤß es viel
vom Mercurio, waͤre daher auch kuͤh-
lend und lindend, als blaue Violen, Ro-
ſen, Pappeln, weiſſe Lilien, Kohl-Kraut,
Linden-Blaͤtter, u. ſ. w. D. Peter Jo-
hann Faber meldet in ſeinem Palladio Spa-
gyrico, daß, wenn man das Humidum
radicale, ſo mit dem Licht der Welt ge-
ſchwaͤngert waͤre, aufbehielte, ſo koͤnten
die Pflantzen damit ernehret werden,
wachſen und gruͤnen, auch die Baͤume
und Pflantzen aus den entfernteſten Ge-
genden der Welt ohne Schaden zu uns
uͤbergebracht und erhalten, die halber-
ſtorbenen auch wieder erwecket, und ſie
dahin gebracht werden, daß ſie in einem
Jahr viermahl gruͤneten, bluͤheten, wuͤch-
ſen, und Fruͤchte truͤgen. Dafern dieſes
in der That zutraͤfe, ſo waͤre dieſer Li-
quor gewiß ſehr hoch zu ſchaͤtzen.
§. 6. Bey den Bluͤthen der Kraͤu-
ter ſind viel Merckwuͤrdigkeiten zu anno-
tiren. Einige bluͤhen den gantzen Som-
mer durch, als das Schell-Kraut, die
Borragen-Bluͤthe, der Storch-Schna-
bel, u. ſ. w. andere aber nur zu gewiſſen
Zeiten; Einige Bluͤthen zeigen curieuſe
Figuren, als die Bluͤthe von dem Kna-
ben-Kraut, welche bald wie ein Voͤglein,
bald wie eine Biene, und bald wie ein
Maͤnnlein mit ausgeſtreckten Beinen und
Armen erſcheinet; Einige Bluͤthen duff-
ten einen uͤberaus lieblichen Geruch von
ſich, wenn die Sonne untergangen, und
ſtincken hingegen den andern Tag unge-
mein heßlich. Bey einigen zeiget ſich die
Bluͤthe gantz ſpaͤte, wenn alle Blaͤtter
vergangen, als wie bey dem Colchico,
bey den Wieſen-Zeitloſen; bey den andern
gantz zeitlich, ehe noch die Blaͤtter auf-
kommen, als bey dem Kraut, ſo Filius
ante patrem genennt wird. So iſt nicht
minder bey dem Saamen gar viel zu
conſideriren: Mancher ſiehet aus, als
wenn er mit einem Pinſel gemahlt waͤ-
re, als der Saame von dem Wunder-
Baum, oder dem Picino Americano;
mancher iſt ſehr klein, und traͤgt doch ei-
nen ziemlichen Baum und Staude, als
der ſo genannte Liebes-Apffel; ein ande-
rer iſt ziemlich groß, und traͤgt doch ein
gar kleines Kraut. Mancher erregt eine
ſonderbahre Flamme, wenn er in das
Feuer geworffen wird, als der Saame
von dem Lycopodio; mancher erweckt
Nieſen, wenn er nur in die Stube ge-
ſtreuet wird; von manchem werden die
Leute toll, wenn ſie ihn einnehmen, als
die Koͤrner von dem Hyoſcyamo; ein an-
derer hat wiederum andere wunderbah-
re Wuͤrckungen.
§. 7. In dem Saamen eines ieden
Krautes iſt das gantze Gewaͤchſe mit allen
ſeinen Stengeln, Blaͤttern und Theilen
in den allerſubtileſten Lineamenten er-
halten; Wenn nun die Feuchtigkeiten der
Erde in dieſelbe hineindringen, und die
Waͤrme der Sonne die Feuchtigkeiten
aufſteigend macht, ſo fangen die zarten
Faͤſerlein an aufzuſchwellen, und dasje-
nige, was erſtlich unſichtbar war, erſchei-
net hernachmahls an Stengeln, Blaͤt-
tern und Wurtzeln in ſichtbarlicher Ge-
ſtalt; die waͤſſerigte Feuchtigkeit der Er-
de, die mit den ſaltzigten und ſalpetrigen
Theilgen geſchwaͤngert, befoͤrdert den
Wachsthum der Kraͤuter und Pflantzen,
am meiſten dehnen die Strahlen der
Sonne die Faͤſerlein aus, daß der Safft
hernachmahls, wie der Liquor in den
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