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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Nachricht von Schiffs-Flaggen/ Signalen u. andern See-Gebräuchen.
[Spaltenumbruch] gen erobert, pflegt sie Gegentheil an das
grosse Tau-Werck anzuhängen.

§. 4.

Bevor eine Flotte in See ge-
het, muß der Admiral oder andre Haupt-
Officirer sich mit denen andern unterha-
benden Capitains und See-Bedienten we-
gen des Zeichens oder Signals vereinigen,
dessen sie bey vorfallender Gelegenheit
zu sicherer und schleuniger Nachricht be-
dürffen; und dieses geschiehet bey Tage
entweder mit Aufsteckung einer Flagge,
Wimpels, oder mit Lösung einiges Ge-
schützes; bey Nacht aber mit Anzündung
einer Laterne, und Loßbrennung der
Stücke.

§. 5.

Wenn der Admiral des Tages
will zu Segel gehen, pflegt er offters vor-
hero, ehe er seinen Ancker rühret, einen
Schuß zu thun, auch wohl sein Bezarn
loß zu machen, damit alle Schiffe Zeit ha-
ben mögen, ihre Ancker aufzuwinden,
und Segel zu machen; Darauf nach
genommener Resolution von dem Schiffs-
Rath, eine rothe oder blaue Flagge auf-
gesteckt, oder ein ander Zeichen gegeben
wird, auf welches alle Capitaine ihre Flag-
g
en daselbst auch fliegen lassen, und mit
ihm segeln; Da denn, wenn Kauffar-
they-Schiffe convoyiret werden, der Ad-
miral
sich nach dem unbesegelsten Schiffe
von der Flotte richten, und seine Segel
(sonderlich bey Nacht-Zeit) dergestalt ver-
mindern muß, daß alle beqvemlich bey
der Flotte bleiben können; hingegen hat
kein Schiff Macht, desselben Schiff vorbey
zu segeln, bey gewisser Strafe, sondern
sind gehalten, alle Abende und Mor-
gen hinter ihm her zu lauffen, es sey
denn, daß die Umstände ein anders er-
fordern. Will aber der Admiral des
Nachts zu Segel gehen, steckt er auf
dem Hinter-Theil des Schiffes zwo Later-
nen auf, und löset ein Stück, so gleich
sollen die übrigen Capitains auch eine La-
terne hinten aufstellen, welche sie doch
wieder wegnehmen müssen, wann der
Admiral die dritte aufstecken läßt.

§. 6.

So der Admiral des Nachts
den Ancker will fallen lassen, stecket er
zwey Feuer oder Laternen hinten auf,
und die dritte an die Tauen oder Seile
des grossen Mastes, nebst einem Stück-
Schuß; Alsobald sind die andern Schiffe
auch, eine Laterne hinten auf und an den
grossen Mast zu stellen, verbunden, welche
sie nicht eher, als nach dem Admiral, ab-
nehmen dürffen. Will er seinen Cours
ändern, steckt er hinten zuweilen auch
[Spaltenumbruch] drey Laternen auf, ein wenig von einan-
der, oder die eine hinten am gewöhnli-
chen Orte, die andere aber an dem grossen
Maste, und läßt einen, oder, sonderlich
bey neblichten Wetter, zwey oder mehr
Schüsse kurtz nach einander thun; da
denn alle andere Schiffe auch eine La-
terne aufstecken, und mit wenden, auf daß
einer vor dem andern sich hüten möge,
und nicht zu nahe an Bort komme, oder
Schaden zufüge: Bey welcher Gelegen-
heit denn auch (und daß die Schiffe besser
bey einander bleiben) die Trommeln und
Trompeten stetig gerühret werden. Zu
Zeiten muß auch ein jedes Schiff von der
Flotte, als es ebenfalls wenden will, ei-
nen Schuß zur Antwort geben, auf daß
man die Schüsse zehlen kan, um zu mer-
cken, ob die Flotte bey einander ist. Des
Tages läßt man das Gerßge hinten von
der Campagne wehen.

§. 7.

Wenn ein Schiff von der Flot-
te des Nachts etwan in einen unglückli-
chen Zufall gerathen, daß es entweder
von Feuer an einem Ort ergriffen, oder
vom Wasser schadhafft worden, und
Mast, Ruder oder Segel verlohren,
oder ihm eine Lecke, auch andere Verhin-
derung zugestossen, soll man alle Later-
nen an die Stangen des grossen Mastes,
oder auch drey über einander in seine
Wand aufstecken, bey Tage aber ein
Roll-Tuch oder Bonnet von dem Mast
wehen lassen, und einen Canon-Schuß
thun, da denn iede übrige Schiffe des
Nachts auch Laternen aufstecken, oder in
ihre Wand hängen, und zur Stunde sich
zu dessen Hülffe einfinden, auch nicht von
ihm scheiden sollen, biß sie es, wo es an-
ders thulich ist, in einen guten Hafen
gebracht. Solte aber ein Schiff in eini-
gen Hafen oder Rheede am Grund, o-
der ihm sonst einiger Schade zukommen,
so sollen alle andere Schiffe schuldig seyn,
denen Nothleidenden alle mögliche Hülf-
fe zu leisten, und zum wenigsten vier
und zwantzig Stunden nach ihnen zu
warten, um ihren Schaden zu bessern,
oder ihnen von dem Grund abzuhelffen.

§. 8.

Da ein Schiff des Nachts, oder
bey dunckeln Wetter Land entdecket, oder
einen flachen Ort in der See, da wenig
Wasser ist, alsdenn soll es eine Laterne
auf die Stange des grossen Mastes stel-
len, oder zwey Laternen sägens-weise,
eine die andere vorbey auf und nieder
holen, auch einen Schuß thun, damit
alle andere Schiffe sich allein auf die an-

dere

Nachricht von Schiffs-Flaggen/ Signalen u. andern See-Gebraͤuchen.
[Spaltenumbruch] gen erobert, pflegt ſie Gegentheil an das
groſſe Tau-Werck anzuhaͤngen.

§. 4.

Bevor eine Flotte in See ge-
het, muß der Admiral oder andre Haupt-
Officirer ſich mit denen andern unterha-
benden Capitains und See-Bedienten we-
gen des Zeichens oder Signals vereinigen,
deſſen ſie bey vorfallender Gelegenheit
zu ſicherer und ſchleuniger Nachricht be-
duͤrffen; und dieſes geſchiehet bey Tage
entweder mit Aufſteckung einer Flagge,
Wimpels, oder mit Loͤſung einiges Ge-
ſchuͤtzes; bey Nacht aber mit Anzuͤndung
einer Laterne, und Loßbrennung der
Stuͤcke.

§. 5.

Wenn der Admiral des Tages
will zu Segel gehen, pflegt er offters vor-
hero, ehe er ſeinen Ancker ruͤhret, einen
Schuß zu thun, auch wohl ſein Bezarn
loß zu machen, damit alle Schiffe Zeit ha-
ben moͤgen, ihre Ancker aufzuwinden,
und Segel zu machen; Darauf nach
genom̃ener Reſolution von dem Schiffs-
Rath, eine rothe oder blaue Flagge auf-
geſteckt, oder ein ander Zeichen gegeben
wird, auf welches alle Capitaine ihre Flag-
g
en daſelbſt auch fliegen laſſen, und mit
ihm ſegeln; Da denn, wenn Kauffar-
they-Schiffe convoyiret werden, der Ad-
miral
ſich nach dem unbeſegelſten Schiffe
von der Flotte richten, und ſeine Segel
(ſonderlich bey Nacht-Zeit) dergeſtalt ver-
mindern muß, daß alle beqvemlich bey
der Flotte bleiben koͤnnen; hingegen hat
kein Schiff Macht, deſſelben Schiff vorbey
zu ſegeln, bey gewiſſer Strafe, ſondern
ſind gehalten, alle Abende und Mor-
gen hinter ihm her zu lauffen, es ſey
denn, daß die Umſtaͤnde ein anders er-
fordern. Will aber der Admiral des
Nachts zu Segel gehen, ſteckt er auf
dem Hinter-Theil des Schiffes zwo Later-
nen auf, und loͤſet ein Stuͤck, ſo gleich
ſollen die uͤbrigen Capitains auch eine La-
terne hinten aufſtellen, welche ſie doch
wieder wegnehmen muͤſſen, wann der
Admiral die dritte aufſtecken laͤßt.

§. 6.

So der Admiral des Nachts
den Ancker will fallen laſſen, ſtecket er
zwey Feuer oder Laternen hinten auf,
und die dritte an die Tauen oder Seile
des groſſen Maſtes, nebſt einem Stuͤck-
Schuß; Alſobald ſind die andern Schiffe
auch, eine Laterne hinten auf und an den
groſſen Maſt zu ſtellen, verbunden, welche
ſie nicht eher, als nach dem Admiral, ab-
nehmen duͤrffen. Will er ſeinen Cours
aͤndern, ſteckt er hinten zuweilen auch
[Spaltenumbruch] drey Laternen auf, ein wenig von einan-
der, oder die eine hinten am gewoͤhnli-
chen Orte, die andere aber an dem groſſen
Maſte, und laͤßt einen, oder, ſonderlich
bey neblichten Wetter, zwey oder mehr
Schuͤſſe kurtz nach einander thun; da
denn alle andere Schiffe auch eine La-
terne aufſtecken, und mit wenden, auf daß
einer vor dem andern ſich huͤten moͤge,
und nicht zu nahe an Bort komme, oder
Schaden zufuͤge: Bey welcher Gelegen-
heit denn auch (und daß die Schiffe beſſer
bey einander bleiben) die Trommeln und
Trompeten ſtetig geruͤhret werden. Zu
Zeiten muß auch ein jedes Schiff von der
Flotte, als es ebenfalls wenden will, ei-
nen Schuß zur Antwort geben, auf daß
man die Schuͤſſe zehlen kan, um zu mer-
cken, ob die Flotte bey einander iſt. Des
Tages laͤßt man das Gerßge hinten von
der Campagne wehen.

§. 7.

Wenn ein Schiff von der Flot-
te des Nachts etwan in einen ungluͤckli-
chen Zufall gerathen, daß es entweder
von Feuer an einem Ort ergriffen, oder
vom Waſſer ſchadhafft worden, und
Maſt, Ruder oder Segel verlohren,
oder ihm eine Lecke, auch andere Verhin-
derung zugeſtoſſen, ſoll man alle Later-
nen an die Stangen des groſſen Maſtes,
oder auch drey uͤber einander in ſeine
Wand aufſtecken, bey Tage aber ein
Roll-Tuch oder Bonnet von dem Maſt
wehen laſſen, und einen Canon-Schuß
thun, da denn iede uͤbrige Schiffe des
Nachts auch Laternen aufſtecken, oder in
ihre Wand haͤngen, und zur Stunde ſich
zu deſſen Huͤlffe einfinden, auch nicht von
ihm ſcheiden ſollen, biß ſie es, wo es an-
ders thulich iſt, in einen guten Hafen
gebracht. Solte aber ein Schiff in eini-
gen Hafen oder Rheede am Grund, o-
der ihm ſonſt einiger Schade zukommen,
ſo ſollen alle andere Schiffe ſchuldig ſeyn,
denen Nothleidenden alle moͤgliche Huͤlf-
fe zu leiſten, und zum wenigſten vier
und zwantzig Stunden nach ihnen zu
warten, um ihren Schaden zu beſſern,
oder ihnen von dem Grund abzuhelffen.

§. 8.

Da ein Schiff des Nachts, oder
bey dunckeln Wetter Land entdecket, oder
einen flachen Ort in der See, da wenig
Waſſer iſt, alsdenn ſoll es eine Laterne
auf die Stange des groſſen Maſtes ſtel-
len, oder zwey Laternen ſaͤgens-weiſe,
eine die andere vorbey auf und nieder
holen, auch einen Schuß thun, damit
alle andere Schiffe ſich allein auf die an-

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[475/0643] Nachricht von Schiffs-Flaggen/ Signalen u. andern See-Gebraͤuchen. gen erobert, pflegt ſie Gegentheil an das groſſe Tau-Werck anzuhaͤngen. §. 4. Bevor eine Flotte in See ge- het, muß der Admiral oder andre Haupt- Officirer ſich mit denen andern unterha- benden Capitains und See-Bedienten we- gen des Zeichens oder Signals vereinigen, deſſen ſie bey vorfallender Gelegenheit zu ſicherer und ſchleuniger Nachricht be- duͤrffen; und dieſes geſchiehet bey Tage entweder mit Aufſteckung einer Flagge, Wimpels, oder mit Loͤſung einiges Ge- ſchuͤtzes; bey Nacht aber mit Anzuͤndung einer Laterne, und Loßbrennung der Stuͤcke. §. 5. Wenn der Admiral des Tages will zu Segel gehen, pflegt er offters vor- hero, ehe er ſeinen Ancker ruͤhret, einen Schuß zu thun, auch wohl ſein Bezarn loß zu machen, damit alle Schiffe Zeit ha- ben moͤgen, ihre Ancker aufzuwinden, und Segel zu machen; Darauf nach genom̃ener Reſolution von dem Schiffs- Rath, eine rothe oder blaue Flagge auf- geſteckt, oder ein ander Zeichen gegeben wird, auf welches alle Capitaine ihre Flag- gen daſelbſt auch fliegen laſſen, und mit ihm ſegeln; Da denn, wenn Kauffar- they-Schiffe convoyiret werden, der Ad- miral ſich nach dem unbeſegelſten Schiffe von der Flotte richten, und ſeine Segel (ſonderlich bey Nacht-Zeit) dergeſtalt ver- mindern muß, daß alle beqvemlich bey der Flotte bleiben koͤnnen; hingegen hat kein Schiff Macht, deſſelben Schiff vorbey zu ſegeln, bey gewiſſer Strafe, ſondern ſind gehalten, alle Abende und Mor- gen hinter ihm her zu lauffen, es ſey denn, daß die Umſtaͤnde ein anders er- fordern. Will aber der Admiral des Nachts zu Segel gehen, ſteckt er auf dem Hinter-Theil des Schiffes zwo Later- nen auf, und loͤſet ein Stuͤck, ſo gleich ſollen die uͤbrigen Capitains auch eine La- terne hinten aufſtellen, welche ſie doch wieder wegnehmen muͤſſen, wann der Admiral die dritte aufſtecken laͤßt. §. 6. So der Admiral des Nachts den Ancker will fallen laſſen, ſtecket er zwey Feuer oder Laternen hinten auf, und die dritte an die Tauen oder Seile des groſſen Maſtes, nebſt einem Stuͤck- Schuß; Alſobald ſind die andern Schiffe auch, eine Laterne hinten auf und an den groſſen Maſt zu ſtellen, verbunden, welche ſie nicht eher, als nach dem Admiral, ab- nehmen duͤrffen. Will er ſeinen Cours aͤndern, ſteckt er hinten zuweilen auch drey Laternen auf, ein wenig von einan- der, oder die eine hinten am gewoͤhnli- chen Orte, die andere aber an dem groſſen Maſte, und laͤßt einen, oder, ſonderlich bey neblichten Wetter, zwey oder mehr Schuͤſſe kurtz nach einander thun; da denn alle andere Schiffe auch eine La- terne aufſtecken, und mit wenden, auf daß einer vor dem andern ſich huͤten moͤge, und nicht zu nahe an Bort komme, oder Schaden zufuͤge: Bey welcher Gelegen- heit denn auch (und daß die Schiffe beſſer bey einander bleiben) die Trommeln und Trompeten ſtetig geruͤhret werden. Zu Zeiten muß auch ein jedes Schiff von der Flotte, als es ebenfalls wenden will, ei- nen Schuß zur Antwort geben, auf daß man die Schuͤſſe zehlen kan, um zu mer- cken, ob die Flotte bey einander iſt. Des Tages laͤßt man das Gerßge hinten von der Campagne wehen. §. 7. Wenn ein Schiff von der Flot- te des Nachts etwan in einen ungluͤckli- chen Zufall gerathen, daß es entweder von Feuer an einem Ort ergriffen, oder vom Waſſer ſchadhafft worden, und Maſt, Ruder oder Segel verlohren, oder ihm eine Lecke, auch andere Verhin- derung zugeſtoſſen, ſoll man alle Later- nen an die Stangen des groſſen Maſtes, oder auch drey uͤber einander in ſeine Wand aufſtecken, bey Tage aber ein Roll-Tuch oder Bonnet von dem Maſt wehen laſſen, und einen Canon-Schuß thun, da denn iede uͤbrige Schiffe des Nachts auch Laternen aufſtecken, oder in ihre Wand haͤngen, und zur Stunde ſich zu deſſen Huͤlffe einfinden, auch nicht von ihm ſcheiden ſollen, biß ſie es, wo es an- ders thulich iſt, in einen guten Hafen gebracht. Solte aber ein Schiff in eini- gen Hafen oder Rheede am Grund, o- der ihm ſonſt einiger Schade zukommen, ſo ſollen alle andere Schiffe ſchuldig ſeyn, denen Nothleidenden alle moͤgliche Huͤlf- fe zu leiſten, und zum wenigſten vier und zwantzig Stunden nach ihnen zu warten, um ihren Schaden zu beſſern, oder ihnen von dem Grund abzuhelffen. §. 8. Da ein Schiff des Nachts, oder bey dunckeln Wetter Land entdecket, oder einen flachen Ort in der See, da wenig Waſſer iſt, alsdenn ſoll es eine Laterne auf die Stange des groſſen Maſtes ſtel- len, oder zwey Laternen ſaͤgens-weiſe, eine die andere vorbey auf und nieder holen, auch einen Schuß thun, damit alle andere Schiffe ſich allein auf die an- dere

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 475. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/643>, abgerufen am 23.11.2024.