Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Von allerhand Ungeziefer im Wasser. [Spaltenumbruch]
schadet. Die abgestreifften Schlangen-Bälge sollen die Geburth befördern, das Zahn-Weh lindern, die Flechten heilen, wenn man sie zu Pulver oder zu Aschen brennet, und überleget; vor das Haar- ausfallen taugen, und die Haare wach- send machen, wenn man sich damit be- streichet. §. 14. Das Schlangen-Haupt mit §. 15. Wie man die Schlangen fan- Von den Ottern. §. 16. Die Viper oder Otter ist eine §. 17. Man siehet, wie die Vipern §. 18. Wenn man sich der Vipern zu gele- N n n (Anderer Haupt-Theil.)
Von allerhand Ungeziefer im Waſſer. [Spaltenumbruch]
ſchadet. Die abgeſtreifften Schlangen-Baͤlge ſollen die Geburth befoͤrdern, das Zahn-Weh lindern, die Flechten heilen, wenn man ſie zu Pulver oder zu Aſchen brennet, und uͤberleget; vor das Haar- ausfallen taugen, und die Haare wach- ſend machen, wenn man ſich damit be- ſtreichet. §. 14. Das Schlangen-Haupt mit §. 15. Wie man die Schlangen fan- Von den Ottern. §. 16. Die Viper oder Otter iſt eine §. 17. Man ſiehet, wie die Vipern §. 18. Wenn man ſich der Vipern zu gele- N n n (Anderer Haupt-Theil.)
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Man<lb/> koͤnte die Schlangen gantz getroſt ohne<lb/> Handſchuh angreiffen, es wuͤrde einem<lb/> nichts ſchaden.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Von den Ottern.</hi> </head><lb/> <div n="4"> <head>§. 16.</head> <p>Die <hi rendition="#aq">Viper</hi> oder Otter iſt eine<lb/> Art einer Schlange, und unter allen die<lb/> gifftigſte, ſie erzuͤrnet und erhitzt ſich ſelbſt<lb/><cb/> gar leichtlich, allwo ſie, wie etliche wollen,<lb/> von dem Blaͤßlein ihrer Galle ein ſo <hi rendition="#aq">ſub-<lb/> til</hi>es und fluͤchtiges Gifft durch ein gantz<lb/> kleines unbegreifliches Aederlein zu dem<lb/> Gaumen hervortreibet, welches ſich gantz<lb/> geſchwinde unſern Lebens-Geiſtern und<lb/> der natuͤrlichen Hitze einverleibet, alſo,<lb/> daß das verletzte Theil alſobald davon er-<lb/> ſtarret, und ſelbiges Gifft unmittelbar<lb/> zu dem Hertzen, und von dannen durch die<lb/><hi rendition="#aq">Circulation</hi> ferner zum Gehirne abſchickt.<lb/> Gleichwie nun dieſes Gifft einer ſo erſtar-<lb/> rend-machenden und gantz geſchwind ein-<lb/> ſchleichenden Art iſt, alſo iſt auch die Ar-<lb/> tzeney hingegen, ſo aus eben dieſem Thie-<lb/> re bereitet wird, die heilſamſte und wun-<lb/> derbarlichſte, ſintemahl ſie nicht nur ihr<lb/> eigenes, ſondern auch alle andere Giffte,<lb/> welche ſo wohl unter den <hi rendition="#aq">Vegetabilibus,</hi><lb/> als auch <hi rendition="#aq">Mineralibus,</hi> moͤgen gefunden<lb/> werden, vertreibet, und derſelben Kraͤff-<lb/> te ſchwaͤchet, dafern ſie anders wohl be-<lb/> reitet, und zu gebuͤhrender Zeit gebrau-<lb/> chet wird.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head>§. 17.</head> <p>Man ſiehet, wie die <hi rendition="#aq">Viper</hi>n<lb/> jaͤhrlich zu Ende des Herbſtes, zu welcher<lb/> Zeit es ihnen an Nahrung fehlet, ſich<lb/> zwiſchen den Steinen und in den Loͤchern<lb/> der Erde verbergen, allwo ſie biß zum<lb/> Fruͤhling verbleiben, und von wegen der<lb/> Dicke und Haͤrtigkeit ihrer Haut gantz<lb/> matt und erſtarrt ſeyn; ſo bald ſie aber<lb/> bey antretendem Fruͤhling ſich mit zarten<lb/> Blaͤtterlein unterſchiedener Kraͤuter ſpei-<lb/> ſen, und der warmen Lufft genuͤſſen, ſo<lb/> bald werden ſolche auch ihre alte und har-<lb/> te Haut abwerffen, welche Haut kaum ſo<lb/> bald herab iſt, ſo bald kan man ſolches<lb/> an dem Thiere ſpuͤhren, denn es nicht nur<lb/> geſchwinder, als zuvor, kriechet, ſondern<lb/> auch behender, lebhaffter, und mit einer<lb/> von ſchoͤnen Farben gezierten Haut um-<lb/> geben iſt, welches gleichwie es alles klare<lb/> Zeugniſſe dieſes Thieres wahrhafften<lb/> Verneurung ſeyn, alſo moͤgen auch die-<lb/> jenigen Artzeneyen, ſo aus ihnen zuberei-<lb/> tet werden, ein recht verneurendes We-<lb/> ſen hervorbringen.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head>§. 18.</head> <p>Wenn man ſich der <hi rendition="#aq">Viper</hi>n zu<lb/> dem <hi rendition="#aq">Medicini</hi>ſchen Gebrauch bedienen<lb/> will, ſoll man vornemlich die Weiblein<lb/> nehmen, die im Fruͤhling gefangen wor-<lb/> den, nachdem ſie eine Zeit-lang aus ihren<lb/> Hoͤlen geweſen, und ſich mit Speiſe erqvi-<lb/> cket haben. 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Von allerhand Ungeziefer im Waſſer.
ſchadet. Die abgeſtreifften Schlangen-
Baͤlge ſollen die Geburth befoͤrdern, das
Zahn-Weh lindern, die Flechten heilen,
wenn man ſie zu Pulver oder zu Aſchen
brennet, und uͤberleget; vor das Haar-
ausfallen taugen, und die Haare wach-
ſend machen, wenn man ſich damit be-
ſtreichet.
§. 14. Das Schlangen-Haupt mit
ſamt der Zunge gedoͤrret, und an Hals
gehangen, ſoll wider das drey- und vier-
taͤgige Fieber ein treffliches Amuletum
ſeyn; Auf die Scheitel gelegt, ſoll es die
Fluͤſſe und Catarrhen austrocknen, und
das Kopff-Weh mildern; auf das Hertz-
Gruͤblein gehenckt, ſoll es die Melancho-
lie vertreiben; auf eines wuͤtenden Hun-
des Biß, oder andere gifftige Wunden ge-
legt, ſoll es den Gifft ausſaugen; Einem
Menſchen, der innerlich gifftige Apoſte-
mata hat, bey dem Hertzen aufgebunden,
oder ſonſt uͤber eine Peſt-Beule gelegt,
ſoll ſie den Gifft ohne Eroͤffnung der Haut
herausziehen, daß man es Tropffen-wei-
ſe daran haͤngen ſiehet, welches man,
wenn mans gewahr wird, ſtets abwi-
ſchen, und die Zunge wieder uͤberlegen
ſoll, ſo lange, biß keine Tropffen mehr er-
ſcheinen, alsdenn iſt der Patient des Giff-
tes befreyet.
§. 15. Wie man die Schlangen fan-
gen ſoll, lehren einige folgender geſtalt:
Man ſoll den Ort, wo die Schlangen, die
man fangen wolte, ſich aufhielten, wohl
wahrnehmen, und ein neu-gebacken
Brod, ſo heiß, als es aus dem Ofen kaͤ-
me, bey der Hand haben, die Rinde davon
brechen, und die Krume alſo warm nicht
weit von der Stelle hinlegen, wo die
Schlange ſich aufhielte, daß der Geruch
von dem Winde auf ſie getrieben wuͤrde;
Empfaͤnde ſie nun ſolchen, ſo eilte ſie mit
groſſem Verlangen dazu, lieſſe ihren ver-
giffteten Angel der Zunge im Brod ſte-
cken, daß ſie damit feſt bliebe, und ihn
nicht wieder herausziehen koͤnte, alsdenn
muͤſte man gleich mit einem Spitz-Zaͤn-
gel, oder anderm Jnſtrument, gefaſt ſeyn,
und ihr den Angel damit abnehmen. Man
koͤnte die Schlangen gantz getroſt ohne
Handſchuh angreiffen, es wuͤrde einem
nichts ſchaden.
Von den Ottern.
§. 16. Die Viper oder Otter iſt eine
Art einer Schlange, und unter allen die
gifftigſte, ſie erzuͤrnet und erhitzt ſich ſelbſt
gar leichtlich, allwo ſie, wie etliche wollen,
von dem Blaͤßlein ihrer Galle ein ſo ſub-
tiles und fluͤchtiges Gifft durch ein gantz
kleines unbegreifliches Aederlein zu dem
Gaumen hervortreibet, welches ſich gantz
geſchwinde unſern Lebens-Geiſtern und
der natuͤrlichen Hitze einverleibet, alſo,
daß das verletzte Theil alſobald davon er-
ſtarret, und ſelbiges Gifft unmittelbar
zu dem Hertzen, und von dannen durch die
Circulation ferner zum Gehirne abſchickt.
Gleichwie nun dieſes Gifft einer ſo erſtar-
rend-machenden und gantz geſchwind ein-
ſchleichenden Art iſt, alſo iſt auch die Ar-
tzeney hingegen, ſo aus eben dieſem Thie-
re bereitet wird, die heilſamſte und wun-
derbarlichſte, ſintemahl ſie nicht nur ihr
eigenes, ſondern auch alle andere Giffte,
welche ſo wohl unter den Vegetabilibus,
als auch Mineralibus, moͤgen gefunden
werden, vertreibet, und derſelben Kraͤff-
te ſchwaͤchet, dafern ſie anders wohl be-
reitet, und zu gebuͤhrender Zeit gebrau-
chet wird.
§. 17. Man ſiehet, wie die Vipern
jaͤhrlich zu Ende des Herbſtes, zu welcher
Zeit es ihnen an Nahrung fehlet, ſich
zwiſchen den Steinen und in den Loͤchern
der Erde verbergen, allwo ſie biß zum
Fruͤhling verbleiben, und von wegen der
Dicke und Haͤrtigkeit ihrer Haut gantz
matt und erſtarrt ſeyn; ſo bald ſie aber
bey antretendem Fruͤhling ſich mit zarten
Blaͤtterlein unterſchiedener Kraͤuter ſpei-
ſen, und der warmen Lufft genuͤſſen, ſo
bald werden ſolche auch ihre alte und har-
te Haut abwerffen, welche Haut kaum ſo
bald herab iſt, ſo bald kan man ſolches
an dem Thiere ſpuͤhren, denn es nicht nur
geſchwinder, als zuvor, kriechet, ſondern
auch behender, lebhaffter, und mit einer
von ſchoͤnen Farben gezierten Haut um-
geben iſt, welches gleichwie es alles klare
Zeugniſſe dieſes Thieres wahrhafften
Verneurung ſeyn, alſo moͤgen auch die-
jenigen Artzeneyen, ſo aus ihnen zuberei-
tet werden, ein recht verneurendes We-
ſen hervorbringen.
§. 18. Wenn man ſich der Vipern zu
dem Mediciniſchen Gebrauch bedienen
will, ſoll man vornemlich die Weiblein
nehmen, die im Fruͤhling gefangen wor-
den, nachdem ſie eine Zeit-lang aus ihren
Hoͤlen geweſen, und ſich mit Speiſe erqvi-
cket haben. Die beqvemſte Zeit ſie zu fan-
gen, iſt das Ende des Mayen, wenn der
Sommer noch nicht voͤllig angefangen
hat. Andere meynen, es ſey nichts dran
gele-
N n n (Anderer Haupt-Theil.)
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