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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Continuirter immerwährender Jäger-Calender.
[Spaltenumbruch] werde. Jst aber Regen-Wetter einge-
fallen, so haben sie ihren Wein-Heiligen
in den Brunnen geworffen, zum Zei-
chen, daß der Wein werde mißrathen, und
man dafür Wasser trincken müssen.

Von dem Pfingst-Tag.
Pfingst-Regen die thun selten gut,
Die Lehre faß in deinem Muth.
Am Ende des Mayen blühen die Eichen,
Geräth die Blüht wohl, so merck die
Zeichen.
Dann uns darnach ein gut Schmaltz-
Jahr kömmt,
Solches hat sich mancher alter Mann
berühmt.
Allgemeine Gesundheits-Regel.
Vom Hertzen, Leber, und dem Haupt
Blut lassen, baden ist erlaubt;
Geiß-Milch, Käß, Butter und Salat,
Jm Mayen grossen Nutzen hat.
Das Salbey-Bier und Wermuth-
Wein
Auch ietzt gesund und nützlich seyn.
Gesang, Gesellschafft, Säitenspiel,
Gebraucht man sich, doch nicht zu viel.
Mutirt die Lufft, thut guts dem Leib,
Macht euch frölich mit Kind und Weib,
Auch ist erlaubt ein ehrlich Spiel,
Doch thut der Sachen nicht zu viel.
Von der Witterung.

Wenn die Wasser-Vögel, Taucher,
und dergleichen, auf den Wassern spielen,
sich offt untertauchen, und baden, bemer-
cken sie bevorstehend Regen-Wetter. Wenn
die Tauben aus dem Felde, oder wo sie ihr
Futter und Körnlein suchen, schnell und
häuffig nach ihren Schlägen und Ne-
stern, oder Baum-Höhlen fliegen, sich
darinnen zu verbergen, empfinden sie
bey sich in ihrer Natur eine Verände-
rung bevorstehenden Gewitters und Re-
gen-Wetters.

Wenn die Nachtigall ohne Nachlaß
zu allen Zeiten singet, da sie sonst nicht so
lange zu singen pflegt, vermerckt sie bey
sich des Gewitters Veränderung zu fri-
scher Lufft. Fincken aber, wenn sie sich
früh vor der Sonnen Aufgang mit ihrem
Gesange hören lassen, verkündigen Regen.

Hauswirthschaffts-Regeln.

Jetzund muß man die Kräuter ein-
sammlen, weil sie nunmehro in ihrer be-
[Spaltenumbruch] sten Krafft, und die Kräuter, die man zu
dem Essen gebrauchen will, muß man
vorhero wohl abwaschen. Dem Rind-
Vieh muß man im Jahre zwey oder drey-
mahl Lorbeer und Meisterwurtz mit Saltz
zu fressen geben, sonderlich im Mayen,
dieses erhält es gesund. Auch soll man
in diesem Monat das Vieh nicht gar zu
früh austreiben, sondern warten, biß die
Sonne den Thau verzehret hat, sonst
kriegt das Vieh Würmer davon.

Wenn um diese Zeit die Schweine
auf der Brache gehütet werden, geschicht
es gar leichtlich, daß sie die Raupen mit
fressen, davon sie dann kranck werden,
auch offters gar sterben, darum muß
man ihnen Christ-Wurtzel in den Tranck
legen, so schadet ihnen dieses nicht.

Vom JVNIO

Dieses ist der erste Sommer-Mo-
nat. Nunmehro fängt sich die Hitze an,
und die Sense mähet das Graß von den
Wiesen. Er wird auch sonsten, wie be-
kandt ist, der Brach-Monat geheissen.
Warum er Junius benahmet werde, kan
man nicht eigentlich sagen. Der Wein
fängt an zu blühen. Die Kehle und der
Geschmack wird auf mancherley Art von
den Erdbeeren, Heidelbeeren, Kirschen,
Johannisbeeren, Stachelbeeren, und an-
derm Obst delectirt; Hingegen hört auch
nunmehro um Johannis die liebliche
Harmonie der Vögel in den Wäldern
auf.

Den 8. Junii ist Medardus-Tag. Es
war dieser Medardus ein Bischoff in
Franckreich. Von dem Tage seines To-
des sagt man, daß es am selbigen warm
Wasser geregnet; er starb Anno 556. da-
her es auch kömmt, daß man meynet,
wenn es am Medardus-Tag regnet, daß
es folglich 30. Tage regnen müste. Die
Weinhacker und Bauers-Leute geben son-
derlich auf diesen Tag Achtung, und eini-
ge abergläubische Leute halten ihn vor ei-
nen Patron des Weins.

Den 15. Junii ist Vitus. Vitus war
ein Welscher Knabe von 12. Jahren. Die-
ser ist unter Diocletiano wegen der Christ-
lichen Lehre in einen Back-Ofen voll Pech
und Bley geworffen worden; Als er aber
darinnen lebendig blieben, hat man ihn er-
säufft.

Wenn es am Tage Viti regnet, soll die
Gerste gemeiniglich einen Anstoß bekom-
men. Doch einige Bauern verstehen dieses
von derjenigen, so zu späte gesäet worden.

Den

Continuirter immerwaͤhrender Jaͤger-Calender.
[Spaltenumbruch] werde. Jſt aber Regen-Wetter einge-
fallen, ſo haben ſie ihren Wein-Heiligen
in den Brunnen geworffen, zum Zei-
chen, daß der Wein werde mißrathen, und
man dafuͤr Waſſer trincken muͤſſen.

Von dem Pfingſt-Tag.
Pfingſt-Regen die thun ſelten gut,
Die Lehre faß in deinem Muth.
Am Ende des Mayen bluͤhen die Eichen,
Geraͤth die Bluͤht wohl, ſo merck die
Zeichen.
Dann uns darnach ein gut Schmaltz-
Jahr koͤmmt,
Solches hat ſich mancher alter Mann
beruͤhmt.
Allgemeine Geſundheits-Regel.
Vom Hertzen, Leber, und dem Haupt
Blut laſſen, baden iſt erlaubt;
Geiß-Milch, Kaͤß, Butter und Salat,
Jm Mayen groſſen Nutzen hat.
Das Salbey-Bier und Wermuth-
Wein
Auch ietzt geſund und nuͤtzlich ſeyn.
Geſang, Geſellſchafft, Saͤitenſpiel,
Gebraucht man ſich, doch nicht zu viel.
Mutirt die Lufft, thut guts dem Leib,
Macht euch froͤlich mit Kind und Weib,
Auch iſt erlaubt ein ehrlich Spiel,
Doch thut der Sachen nicht zu viel.
Von der Witterung.

Wenn die Waſſer-Voͤgel, Taucher,
und dergleichen, auf den Waſſern ſpielen,
ſich offt untertauchen, und baden, bemer-
cken ſie bevorſtehend Regen-Wetter. Weñ
die Tauben aus dem Felde, oder wo ſie ihr
Futter und Koͤrnlein ſuchen, ſchnell und
haͤuffig nach ihren Schlaͤgen und Ne-
ſtern, oder Baum-Hoͤhlen fliegen, ſich
darinnen zu verbergen, empfinden ſie
bey ſich in ihrer Natur eine Veraͤnde-
rung bevorſtehenden Gewitters und Re-
gen-Wetters.

Wenn die Nachtigall ohne Nachlaß
zu allen Zeiten ſinget, da ſie ſonſt nicht ſo
lange zu ſingen pflegt, vermerckt ſie bey
ſich des Gewitters Veraͤnderung zu fri-
ſcher Lufft. Fincken aber, wenn ſie ſich
fruͤh vor der Sonnen Aufgang mit ihrem
Geſange hoͤren laſſen, verkuͤndigen Regen.

Hauswirthſchaffts-Regeln.

Jetzund muß man die Kraͤuter ein-
ſammlen, weil ſie nunmehro in ihrer be-
[Spaltenumbruch] ſten Krafft, und die Kraͤuter, die man zu
dem Eſſen gebrauchen will, muß man
vorhero wohl abwaſchen. Dem Rind-
Vieh muß man im Jahre zwey oder drey-
mahl Lorbeer und Meiſterwurtz mit Saltz
zu freſſen geben, ſonderlich im Mayen,
dieſes erhaͤlt es geſund. Auch ſoll man
in dieſem Monat das Vieh nicht gar zu
fruͤh austreiben, ſondern warten, biß die
Sonne den Thau verzehret hat, ſonſt
kriegt das Vieh Wuͤrmer davon.

Wenn um dieſe Zeit die Schweine
auf der Brache gehuͤtet werden, geſchicht
es gar leichtlich, daß ſie die Raupen mit
freſſen, davon ſie dann kranck werden,
auch offters gar ſterben, darum muß
man ihnen Chriſt-Wurtzel in den Tranck
legen, ſo ſchadet ihnen dieſes nicht.

Vom JVNIO

Dieſes iſt der erſte Sommer-Mo-
nat. Nunmehro faͤngt ſich die Hitze an,
und die Senſe maͤhet das Graß von den
Wieſen. Er wird auch ſonſten, wie be-
kandt iſt, der Brach-Monat geheiſſen.
Warum er Junius benahmet werde, kan
man nicht eigentlich ſagen. Der Wein
faͤngt an zu bluͤhen. Die Kehle und der
Geſchmack wird auf mancherley Art von
den Erdbeeren, Heidelbeeren, Kirſchen,
Johannisbeeren, Stachelbeeren, und an-
derm Obſt delectirt; Hingegen hoͤrt auch
nunmehro um Johannis die liebliche
Harmonie der Voͤgel in den Waͤldern
auf.

Den 8. Junii iſt Medardus-Tag. Es
war dieſer Medardus ein Biſchoff in
Franckreich. Von dem Tage ſeines To-
des ſagt man, daß es am ſelbigen warm
Waſſer geregnet; er ſtarb Anno 556. da-
her es auch koͤmmt, daß man meynet,
wenn es am Medardus-Tag regnet, daß
es folglich 30. Tage regnen muͤſte. Die
Weinhackeꝛ und Bauers-Leute geben ſon-
derlich auf dieſen Tag Achtung, und eini-
ge aberglaͤubiſche Leute halten ihn vor ei-
nen Patron des Weins.

Den 15. Junii iſt Vitus. Vitus war
ein Welſcher Knabe von 12. Jahren. Die-
ſer iſt unter Diocletiano wegen der Chriſt-
lichen Lehre in einen Back-Ofen voll Pech
und Bley geworffen worden; Als er aber
darinnen lebendig blieben, hat man ihn er-
ſaͤufft.

Wenn es am Tage Viti regnet, ſoll die
Gerſte gemeiniglich einen Anſtoß bekom-
men. Doch einige Bauern verſtehen dieſes
von derjenigen, ſo zu ſpaͤte geſaͤet worden.

Den
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[231/0363] Continuirter immerwaͤhrender Jaͤger-Calender. werde. Jſt aber Regen-Wetter einge- fallen, ſo haben ſie ihren Wein-Heiligen in den Brunnen geworffen, zum Zei- chen, daß der Wein werde mißrathen, und man dafuͤr Waſſer trincken muͤſſen. Von dem Pfingſt-Tag. Pfingſt-Regen die thun ſelten gut, Die Lehre faß in deinem Muth. Am Ende des Mayen bluͤhen die Eichen, Geraͤth die Bluͤht wohl, ſo merck die Zeichen. Dann uns darnach ein gut Schmaltz- Jahr koͤmmt, Solches hat ſich mancher alter Mann beruͤhmt. Allgemeine Geſundheits-Regel. Vom Hertzen, Leber, und dem Haupt Blut laſſen, baden iſt erlaubt; Geiß-Milch, Kaͤß, Butter und Salat, Jm Mayen groſſen Nutzen hat. Das Salbey-Bier und Wermuth- Wein Auch ietzt geſund und nuͤtzlich ſeyn. Geſang, Geſellſchafft, Saͤitenſpiel, Gebraucht man ſich, doch nicht zu viel. Mutirt die Lufft, thut guts dem Leib, Macht euch froͤlich mit Kind und Weib, Auch iſt erlaubt ein ehrlich Spiel, Doch thut der Sachen nicht zu viel. Von der Witterung. Wenn die Waſſer-Voͤgel, Taucher, und dergleichen, auf den Waſſern ſpielen, ſich offt untertauchen, und baden, bemer- cken ſie bevorſtehend Regen-Wetter. Weñ die Tauben aus dem Felde, oder wo ſie ihr Futter und Koͤrnlein ſuchen, ſchnell und haͤuffig nach ihren Schlaͤgen und Ne- ſtern, oder Baum-Hoͤhlen fliegen, ſich darinnen zu verbergen, empfinden ſie bey ſich in ihrer Natur eine Veraͤnde- rung bevorſtehenden Gewitters und Re- gen-Wetters. Wenn die Nachtigall ohne Nachlaß zu allen Zeiten ſinget, da ſie ſonſt nicht ſo lange zu ſingen pflegt, vermerckt ſie bey ſich des Gewitters Veraͤnderung zu fri- ſcher Lufft. Fincken aber, wenn ſie ſich fruͤh vor der Sonnen Aufgang mit ihrem Geſange hoͤren laſſen, verkuͤndigen Regen. Hauswirthſchaffts-Regeln. Jetzund muß man die Kraͤuter ein- ſammlen, weil ſie nunmehro in ihrer be- ſten Krafft, und die Kraͤuter, die man zu dem Eſſen gebrauchen will, muß man vorhero wohl abwaſchen. Dem Rind- Vieh muß man im Jahre zwey oder drey- mahl Lorbeer und Meiſterwurtz mit Saltz zu freſſen geben, ſonderlich im Mayen, dieſes erhaͤlt es geſund. Auch ſoll man in dieſem Monat das Vieh nicht gar zu fruͤh austreiben, ſondern warten, biß die Sonne den Thau verzehret hat, ſonſt kriegt das Vieh Wuͤrmer davon. Wenn um dieſe Zeit die Schweine auf der Brache gehuͤtet werden, geſchicht es gar leichtlich, daß ſie die Raupen mit freſſen, davon ſie dann kranck werden, auch offters gar ſterben, darum muß man ihnen Chriſt-Wurtzel in den Tranck legen, ſo ſchadet ihnen dieſes nicht. Vom JVNIO Dieſes iſt der erſte Sommer-Mo- nat. Nunmehro faͤngt ſich die Hitze an, und die Senſe maͤhet das Graß von den Wieſen. Er wird auch ſonſten, wie be- kandt iſt, der Brach-Monat geheiſſen. Warum er Junius benahmet werde, kan man nicht eigentlich ſagen. Der Wein faͤngt an zu bluͤhen. Die Kehle und der Geſchmack wird auf mancherley Art von den Erdbeeren, Heidelbeeren, Kirſchen, Johannisbeeren, Stachelbeeren, und an- derm Obſt delectirt; Hingegen hoͤrt auch nunmehro um Johannis die liebliche Harmonie der Voͤgel in den Waͤldern auf. Den 8. Junii iſt Medardus-Tag. Es war dieſer Medardus ein Biſchoff in Franckreich. Von dem Tage ſeines To- des ſagt man, daß es am ſelbigen warm Waſſer geregnet; er ſtarb Anno 556. da- her es auch koͤmmt, daß man meynet, wenn es am Medardus-Tag regnet, daß es folglich 30. Tage regnen muͤſte. Die Weinhackeꝛ und Bauers-Leute geben ſon- derlich auf dieſen Tag Achtung, und eini- ge aberglaͤubiſche Leute halten ihn vor ei- nen Patron des Weins. Den 15. Junii iſt Vitus. Vitus war ein Welſcher Knabe von 12. Jahren. Die- ſer iſt unter Diocletiano wegen der Chriſt- lichen Lehre in einen Back-Ofen voll Pech und Bley geworffen worden; Als er aber darinnen lebendig blieben, hat man ihn er- ſaͤufft. Wenn es am Tage Viti regnet, ſoll die Gerſte gemeiniglich einen Anſtoß bekom- men. Doch einige Bauern verſtehen dieſes von derjenigen, ſo zu ſpaͤte geſaͤet worden. Den

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/363>, abgerufen am 21.11.2024.